„Waldbrand, Hochwasser, Sturmschäden – Womit müssen die Westerwälder zukünftig rechnen?“
Mehr Entscheidungsfreude und weniger Bürokratie können bei den Herausforderungen durch Waldbrand, Hochwasser oder Sturmschäden schnelle Hilfe ermöglichen. Dies wurde bei der Gesprächsrunde „Impulse Digital“ der CDU-Kreistagsfraktion deutlich, die sich mit der aktuellen und langfristigen Wetterentwicklung im Westerwald und den damit zu treffenden Vorkehrungen auf der kommunalen Ebene befasste.
Die CDU-Kreisvorsitzende und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jenny Groß MdL konnte hierzu Björn Goldhausen und Jens Weinriefer begrüßen, die fachkundige Einschätzungen und Hinweise dazu gaben, wie auf der kommunalen Ebene die Herausforderungen angegangen werden können. Jens Weinriefer ist stellvertretender Brand- und Katastrophenschutzinspekteur im Westerwaldkreis. Björn Goldhausen ist Pressesprecher und Meteorologe bei WetterOnline sowie ehrenamtlicher Fachberater „Wetter“ für die Technische Einsatzleitung (TEL) im Westerwaldkreis.
Wetterexperte Björn Goldhausen mahnte eine differenzierte Betrachtung zur allgemeinen Klimaentwicklung an. Erfreulicherweise sei das Bewusstsein zum Umgang mit dem Klimawandel deutlich gestiegen, allerdings würden nicht alle Schadensereignisse direkt durch den Klimawandel ausgelöst. Vielfach werden diese auch durch die Unachtsamkeit der Menschen ausgelöst. Zurzeit erlebt der Westerwald, so Björn Goldhausen, den trockensten Sommer seit vielen Jahrzehnten. Die Auswirkungen würden erst im Laufe der nächsten Jahre deutlich werden. Es sei zu befürchten, dass der Westerwald weitgehend „fichtenfrei“ werde.
Mit Blick auf die Feuerwehren mahnte MdL Jenny Groß eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Landesforsten und den örtlichen Einsatzkräften an. „Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat offenbar die Dringlichkeit noch nicht erkannt. In Rheinland-Pfalz ist der Handlungsbedarf groß. Feuerwehren und Wald-Verantwortliche sehen sich neuen, massiven Herausforderungen ausgesetzt. Deshalb macht sich die CDU-Landtagsfraktion in einer eigenen Initiative für Maßnahmen zur Vorbeugung und sicheren Bekämpfung von Waldbränden stark.“
Jens Weinriefer berichtete ausführlich über die bisher getroffenen und in Planung befindlichen Regelungen auf der Kreisebene. Zurzeit werden die Feuerwehren aufgrund der Waldbrände besonders gefordert. Hier müssten dringend Strukturen überprüft und neu geordnet werden. Erste Gespräche mit lokalen Forstämtern seien bereits vereinbart.
Weinriefer zeigte sich mit der interkommunalen Zusammenarbeit zu Verbandsgemeinden und Nachbarkreisen sehr zufrieden. Der Westerwaldkreis arbeite kontinuierlich an weiteren Optimierungen zur überörtlichen Ausstattung der Wehren. Die Beschaffungszyklen dauerten allerdings ca. zwei bis drei Jahre. Aktuell seien sechs Tanklöschfahrzeuge in der Beschaffung. Konzepte zur verbesserten Löschwasserversorgung seien ebenfalls in Arbeit. Die Feuerwehren wünschen sich insbesondere seitens des Landes und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sowie des Rechnungshofes deutlich weniger Bürokratie. „Den Wehren vor Ort sollte mehr Entscheidungsspielraum eingeräumt werden, denn hier kann „die Lage“ am besten beurteilt werden.“ Auch die länderübergreifende Zusammenarbeit sei stark verbesserungsbedürftig.
Wünschenswert von Seiten der Bevölkerung, so Weinriefer, wäre eine größere Akzeptanz für die Arbeit der Feuerwehren und Rettungsdienste. Die Landes- und Kommunalpolitik müsse prüfen, in welchem Umfang die anfallenden Arbeiten noch ehrenamtlich leistbar seien. „Das Ehrenamt wird oftmals überfordert.“ Lobend bestätigte Weinriefer den von Annette Aller angesprochenen Beitrag der Landwirtschaft bei der Löschwasserbeschaffung und Unterstützung der Wehren.
Björn Goldhausen sieht die Notwendigkeit, weitere Vorbereitungen seitens der Kommunen für Extremwetterlagen zu treffen: „Wir sollten darauf vorbereitet sein, auch den Westerwald kann es mit seinen engen Tälern und Bachläufen treffen. Vorsorge ist wichtig und kann Menschenleben retten.“
Eine Anmerkung aus dem Teilnehmerkreis „Die Politik hat zu lange weggeschaut“, wollte die CDU-Kreisvorsitzende Jenny Groß MdL nicht unkommentiert stehen lassen: „Die Politik im Westerwaldkreis und in den Verbandsgemeinden hat sich um den Brandschutz, Hochwasserschutz und die Gefahrenabwehr in den letzten Jahren intensiv gekümmert, wenn auch noch weiterer Optimierungsbedarf besteht.“ Sie warb dafür pragmatische Lösungen zu finden, die Kenntnisse vor Ort ernst zu nehmen und die Bürokratie deutlich abzubauen. (Quelle CDU WW)