Limburg gehört zu den wenigen Kommunen im Landkreis, für die in den kommenden Jahren noch ein Bevölkerungszuwachs prognostiziert wird. Die aktuellen Entwicklungen mit dem Krieg in der Ukraine und den aus dem Land flüchtenden Menschen ist dabei natürlich noch nicht berücksichtigt. Die demografische Entwicklung ist gerade im Bereich der Kinderbetreuung für die Stadt eine Herausforderung. Bis zum Ende des kommenden Jahres werden 70 neue Betreuungsplätze geschaffen, bis zum Jahr 2031 wird ein Defizit von 130 fehlenden Betreuungsplätzen prognostiziert.
„Es gibt viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Zum einen ist dies die Bevölkerungsentwicklung mit einer steigenden Anzahl von Kindern, gleichzeitig werden die zu betreuenden Kinder immer jünger und erfordern damit einen höheren Raum- und Personalbedarf und schließlich sind einige Einrichtungen in einem Alter, die Neubauten oder erhebliche strukturelle Verbesserungen erfordern“, verdeutlicht der 1. Stadtrat Michael Stanke die Situation. Im Magistrat ist nach seinen Angaben die Entwicklung der Kindergärten erörtert worden, Grundlage dazu war eine Darstellung des Bauamts in Abstimmung mit dem Amt für Soziale Betreuung.
Ein Plus von 25 Betreuungsplätzen wird es mit Abschluss der Sanierung und Erweiterung des Kindergartens „Arche Noah“ in Staffel geben. Die Arbeiten werden in diesem Jahr abgeschlossen. Auch der Kindergarten „St. Therese“ in Linter wird eine zusätzliche Gruppe mit 25 Plätzen nach dem Umbau des Kinderwerkraums zu einem Gruppenraum erhalten. Im Kindergarten „St. Nikolaus“ in der Kernstadt gibt es durch den Umbau eines Hortraums zu einem Gruppenraum ein Plus von 20 Betreuungsplätzen. Investiert wird aktuell auch in die Einrichtung „Querkwiese“ in Eschhofen. Allerdings werden durch die strukturellen Verbesserungen, die den heutigen Anforderungen an eine Kita geschuldet sind, keine zusätzlichen Plätze geschaffen.
70 neu geschaffene Plätze
Aktuell im Mittelpunkt steht auch der Neubau des Kindergartens in Dietkirchen. Der jetzige Kindergarten steht schon lange in der Kritik der Eltern, da die Bauausführung scheinbar zu Feuchtigkeitseintritten und anschließend zu einem störenden, moderigen Geruch geführt hat. Mit einem Neubau am bestehenden Standort werden 75 Betreuungsplätze erhalten. Die ursprüngliche Kostenschätzung lag bei 3,9 Millionen Euro, allerdings zeichnet sich hier wie in allen anderen Bauvorhaben eine Kostensteigerung ab. Aktuell beläuft sich die Kostenschätzung auf rund fünf Millionen Euro.
„Mit den 70 neu geschaffenen Plätzen gelingt es uns, dass von uns errechnete Defizit an Kindertagesplätzen in den kommenden Jahren nahezu aufzufangen“, verdeutlicht Christian Spiegelberg, Leiter des Amtes für Soziale Betreuung. Ab dem Jahr 2024 ist allerdings mit einem weiteren Bedarf an Kindertagesplätzen zu rechnen. Dabei summiert sich der Fehlbedarf an Plätzen bis zum Jahr 2031 auf etwa 130 Plätze.
Attraktiver Wohnstandort
Die Ursachen für den steigenden Bedarf werden in der Attraktivität Limburgs für junge Familie und dem damit verbundenen Zuzug gesehen. „Das spricht ja für unsere Stadt, wir brauchen junge Familien, wir brauchen Nachwuchs auch für die künftige Entwicklung“, verdeutlicht der 1. Stadtrat. In den vergangenen drei Jahren hat Limburg einen Bevölkerungszuwachs von jeweils rund 350 Personen zu verzeichnen, also etwas mehr als 1000 in diesem Zeitraum. Hinzu kommt ein allgemeiner Bundestrend, wonach die Geburtenhäufigkeit deutschlandweit in den vergangenen zehn Jahren gestiegen ist.
Neben diesen Rahmenbedingungen wirkt sich auch das jüngere Alter der zu betreuenden Kinder auf die Entwicklung aus. Bei über dreijährigen Kindern beträgt die Gruppenstärke 25 Kinder, sind Kinder unter zwei Jahren in der Gruppe, ersetzt ein solches Kind zweieinhalb über dreijährige Kinder. Auch die Aufnahme von Integrationskindern mit einem erhöhten Betreuungsbedarf reduziert die maximale Kinderzahl pro Gruppe.
„Wir müssen bei unseren Planungen auch die bauliche Situation ins Auge nehmen, viele Gebäude haben ihren Lebenszyklus beendet“, verdeutlicht der Leiter des Stadtbauamts, Volkmar Gundermann. Das bedeutet, dass entweder neue Gebäude errichtet werden müssen oder aber eine umfassende Sanierung und Erneuerung ansteht. Im Fall einer solch umfassenden Sanierung von Einrichtungen müssen dann jedoch die aktuell geltenden Anforderungen an Kindertagesstätten umgesetzt werden.
St. Jakobus Lindenholzhausen
Neben den bereits laufenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten hat der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung die Empfehlung an die Stadtverordnetenversammlung gegeben, den Planungen für eine Erweiterung und Sanierung der Kita „St Jakobus“ in Lindenholzhausen zuzustimmen und den Magistrat zu beauftragen, eine Investitionskostenzusage zu erteilen. Im laufenden Haushalt der Stadt stehen noch Planungskosten in Höhe von 380.000 Euro zur Verfügung. „Die Sanierung und Erweiterung der Einrichtung St. Jakobus in Lindenholzhausen genießt schon seit mehreren Jahren Priorität. Mit der Erweiterung soll auch die seit Jahren bestehende Übergangslösung mit der Verwendung von Containern beendet und ein sechsgruppiger Kindergarten zur Verfügung stehen“, verdeutlicht Stanke.
Das Gebäude ist im Eigentum des Trägers, der katholischen Kirche. Die vertragliche Vereinbarung sieht in diesem Fall eine Kostenbeteiligung der Stadt vor. Einer Erweiterung war bereits vor drei Jahren durch die städtischen Gremien schon einmal zugestimmt worden, allerdings erwies sich die Baukostenschätzung in Höhe von 1,8 Millionen Euro als zu gering. Die neue Berechnung sieht Kosten in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro vor. Bei einer Kostenbeteiligung der Stadt in Höhe von 73 Prozent summiert sich der finanzielle Anteil auf knapp 2,5 Millionen Euro.
Weitere Vorhaben
Perspektivisch sind weitere Erweiterungen, Sanierung und Neubauten geplant. Die geschätzten Kosten für die folgenden Vorhaben summieren sich auf über 30 Millionen Euro, erhebliche Kostensteigerungen sind aufgrund der aktuellen Entwicklung dabei zu erwarten.
Bei den Kindergärten im Eigentum der Stadt handelt es sich dabei um folgende Vorhaben: Für einen Neubau des Kindergartens in Ahlbach mit 75 Plätzen sollen die Planungen 2022/23 laufen und die Umsetzung 2024 beginnen. Der bestehende Kindergarten in der Thüringer Straße in Blumenrod muss aufgrund seiner baulichen Substanz erneuert werden. Der Neubau, so die Konzeption, könnte mit einer Ausweiterung der Betreuungsplätze verbunden werden. In diesem Jahr ist ein Konzept mit Bedarfsermittlung geplant, die Planung könnte im kommenden Jahr beginnen, die Umsetzung 2025 starten.
Für 2026/27 wird eine Erweiterung der Einrichtung in Offheim um 50 Plätze angedacht. Mit einer Umsetzung ab dem Jahr 2027 könnte in Linter bei der Einrichtung „St. Therese“ gerechnet werden. Auch hier steht ein Neubau oder eine umfassende Sanierung mit einer möglichen Erweiterung bevor. Und schließlich ist auch in dem neuen Bauabschnitt von Blumenrod eine Einrichtung vorgesehen. Mit 75 bis 100 Plätzen soll sie entstehen, wobei die Planungen dazu frühestens 2026 beginnen können.
Bei Kindergärten im Eigentum der katholischen Kirche ist eine Erweiterung der Einrichtung „St. Marien“ vorgesehen. Die Planungen dazu könnten 2022 beginnen. In der Einrichtung soll die Anzahl der Betreuungsplätze auf 100 oder mehr steigen. Zusätzlicher Bedarf besteht auch bei der Einrichtung „St. Hildegard“, dort finden bereits Abstimmungsgespräche statt. Vorgesehen ist zudem, unter Trägerschaft des Waldorf-Kindergartens, eine zweigruppige Kindertagesstätte im Bereich der ehemaligen Staudengärtnerei im Schirlinger Feld in Staffel zu errichten. Die Planungen könnten im kommenden Jahr beginnen, die Umsetzung dann 2024 starten. (Quelle Stadt Limburg)