Mehr als 5.000 Schüler besuchen die fünf weiterführenden Schulen im Schulzentrum von Montabaur, Lehrkräfte und weiteres Personal kommen hinzu. Sie alle reisen morgens vor acht Uhr mit dem Zug, dem Bus, dem Auto, dem Rad oder zu Fuß an, was schon heute zu einer starken Belastung der Zufahrtswege und der angrenzenden Wohngebiete führt. Nun soll die Anne-Frank-Realschule plus ihren Standort wechseln, für sie entsteht ab 2022 ein Neubau auf dem alten Sportplatz zwischen Mons-Tabor-Gymnasium und Landesmusikgymnasium. Nach dem Umzug wird sich der Verkehr in der Kernzone des Schulzentrums weiter verdichten. Das nahm der Stadtrat jetzt zum Anlass, ein Verkehrskonzept für den Bereich zu erstellen. Der erste Entwurf liegt vor und wurde im Stadtrat und seinen Ausschüssen ausführlich diskutiert.
Bild / Quelle Stadt Montabaur)
Typische Parksituation am Parkplatz Stadion in Montabaur; aufgenommen am Morgen eines Schultags im Januar 2020 (Bild: R+T Verkehrsplanung)
Die Ausgangslage
Zum Schulzentrum gehören die Berufsbildenden Schulen (BBS), das Mons-Tabor-Gymnasium (MTG), das Landesmusikgymnasium (LMG), die Heinrich-Roth-Realschule plus (HRS+) sowie die Anne-Frank-Realschule plus (AFS+). Aufgrund dieser Vielfalt hat das Schulzentrum insgesamt einen großen Einzugsbereich im südlichen Westerwald und darüber hinaus. Viele Schüler aus den umliegenden Orten kommen mit dem Bus und steigen am zentralen Busrondell ein und aus. Viele werden aber auch von ihren Eltern im Auto gebracht (im folgenden Elterntaxi genannt), ältere Schüler sowie Lehrkräfte und Schulpersonal kommen zumeist mit dem Auto und benötigen einen Parkplatz. Mit dem Rad oder zu Fuß kommt eigentlich nur, wer in der Nähe wohnt oder den Zug nutzt und dann vom/zum Bahnhof läuft. Die Kernzone des Schulzentrums ist autofrei, eine Durchfahrt nicht möglich. Die beiden Kreissporthallen und das Stadion liegen ebenfalls in dem Bereich.
Die Grundlagen
Den Auftrag zur Ausarbeitung des Verkehrskonzepts hat das Fachbüro R+T Verkehrsplanung aus Darmstadt erhalten. Zu Beginn stand eine Verkehrszählung, die kurz vor dem Corona-Lockdown Anfang März 2020 durchgeführt wurde. Im Fokus steht die Anreisezeit an Schultagen am Morgen zwischen 7.00 und 8.00 Uhr, durch den unterschiedlichen Schulschluss und Nachmittagsunterricht entzerrt sich die Lage ab Mittag etwas. Es zeigte sich, dass die Situation besonders dort schwierig ist, wo Elterntaxischleifen und Parkplätze nebeneinander liegen und außerdem die Zufahrtstraßen nicht für den morgendlichen Ansturm ausgelegt sind. Das sind vor allem die Knotenpunkte Elgendorfer Straße / Von-Bodelschwingh-Straße, der Bereich Mons-Tabor-Straße, Fürstenweg, Humbachstraße und Humboldtstraße und der Abzweig von der L327 Richtung Schulzentrum und Busrondell auf Höhe der HRS+. „Das ist schon recht abenteuerlich, was wir da vor Schulbeginn beobachten konnten“, stellte Dominik Könighaus von R+T fest, als er die Daten der Verkehrszählung im Detail vorstellte und dabei auf die Probleme der einzelnen Knotenpunkte hinwies. Auch die Stellplätze für Autos haben er und sein Team untersucht. Die Schulen müssen eine bestimmte Anzahl an Stellplätzen gemessen an der Schülerzahl nachweisen. Demnach sind 550 Stellplätze erforderlich, 650 tatsächlich vorhanden, weitere 100-150 müssten noch gebaut, eingerechnet die Ersatzflächen für die Stellplätze an der heutigen AFS+, die nach deren Umzug wegfallen.
Die Varianten
Im Anschluss an die ausführliche Analyse stellte Könighaus dem Stadtrat verschiedene Lösungsvorschläge vor. Sie alle verfolgen das Ziel, den Verkehr besser zu führen und möglichst gleichmäßig auf die verschiedenen Zufahrtswege zu verteilen, die Wohngebiete zu entlasten, neuen Parkraum zu schaffen, Elterntaxischleifen sinnvoll zu gestalten und so den Schulweg für alle Beteiligten sicherer und angenehmer zu machen. Außerdem sollen möglichst wenige Grünflächen neu versiegelt werden. Der Radverkehr kommt in den verschiedenen Varianten noch nicht vor, denn die Stadt Montabaur lässt derzeit parallel ein Radwegekonzept erstellen, das auch die Wege im und rund um das Schulzentrum umfassen wird.
Weiteres Vorgehen
Zwei Wochen nach der Präsentation im Stadtrat trafen sich der Haupt- und Finanzausschuss und der Bauausschuss des Stadtrats gemeinsam, um die vorgelegten Varianten ausführlich zu diskutieren. Die CDU-Fraktion hatte aus den von R+T vorgelegten Entwürfen eine weitere detailreiche Variante erstellt, die auch bei den anderen Fraktionen auf breite Zustimmung stieß. Demnach soll das Busrondell seinen attraktiven Standort im Herzen des Schulzentrums behalten, um den Bus als erwünschtes Verkehrsmittel nicht zu schwächen. Weiterhin soll ein größerer Parkplatz oberhalb der BBS gebaut und von der L327 her erschlossen werden. Dieser könnte von selbst fahrenden Schülern genutzt werden und als Elterntaxischleife dienen. Die Parkplätze am LMG, der HRS und am Stadion sollen mit Schranken versehen und künftig an Schultagen nur noch für Lehrkräfte und Schulpersonal zugänglich sein. Die kritischen Elterntaxischleifen an der HRS+ und am LMG sollen durch geeignete Maßnahmen (Schranken, Poller, Verkehrsschilder) abgeriegelt werden; eine neue Elterntaxischleife könnte auf dem oberen Teil des heutigen Parkplatzes am Stadion entstehen. Weitere Standorte für Elterntaxihaltestellen könnten in den Bereichen Bahnallee, Kino oder Fürstenweg sein und mit neuen Fußwegeverbindungen in Richtung Schulzentrum angebunden werden. Der Knotenpunkt Von-Bodelschwingh-Straße / Elgendorfer Straße soll mit einer Ampel versehen oder in einen Kreisel verwandelt werden, um den Verkehrsfluss dort zu verbessern. Aus all diesen Anregungen formulierten die Ausschussmitglieder schließlich einen Auftrag an das Büro R+T, das die Umsetzbarkeit der einzelnen Elemente prüfen soll. Auch soll auf Anregung der FWG-Fraktion geprüft werden, ob der bisher unbebaute Seitenbereich der L327 für neue Verkehrsanlagen wie Parkplätze oder Elterntaxihaltestelle genutzt werden könnte und ob der vorgesehene neue Parkplatz oberhalb der BBS besser über die Elgendorfer Straße anzufahren ist. Die FDP-Fraktion möchte durch eine Elternbefragung in Erfahrung bringen, warum Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und was sie möglicherweise von anderen Verkehrsmitteln überzeugen könnte. „Es sind noch viele Fragen offen, es ist noch viel zu tun, aber ein Anfang ist gemacht“, fasste Stadtbürgermeisterin die Diskussion abschließend zusammen. Sie wies darauf hin, dass das Verkehrskonzept Teil des Bebauungsplans Schulzentrum ist, mit dem Baurecht für das neue Schulgebäude des AFS+ geschaffen werden soll.