Ein sportliches Konzept mit Weitblick - das hat sich der Tischtennis-Bundesligist TTC Zugbrücke Grenzau im Sommer 2016 selbst auferlegt. Schon heute trägt die Neuausrichtung unübersehbar Früchte. Wer die Erfolgsgeschichte des Tischtennis-Standortes in Grenzau jedoch sehen möchte, der braucht an manchen Stellen einen zweiten Blick oder eben den Blick hinter die Kulissen. Fakt ist: In nur zwei Jahren hat sich der Leistungssport Tischtennis im Brexbachtal deutlich weiterentwickelt.
Noch im Sommer 2016 war der TTC in der Tischtennis-Bundesliga und in der 2. Bundesliga mit sieben Spielern auf Profibasis bzw. auf semiprofessioneller Basis aktiv. Die Profi-Trainingsgruppe bestand aus acht Akteuren und war auf internationalem Parkett kaum vertreten. Das Nachwuchs-Leistungszentrum existierte faktisch nicht. Und die organisierten Trainingsstunden beliefen sich auf rund 22 Stunden pro Woche.
„Wir waren uns alle einige: Wir brauchen eine Neuausrichtung“, sagt der TTC-Vorsitzende Frank Knopf. Gemeinsam mit TTC-Cheftrainer Dirk Wagner wurden eine neue Philosophie und neue Ziele erarbeitet und festgelegt. „Kernpunkt war der Aufbau einer Gesamtstruktur Leistungssport Tischtennis am Standort in Grenzau“, sagt Wagner. „Hierzu gehört eine im internationalen Turnierbetrieb aktive Gruppe an Profispielern, die am Standort mit qualifizierter individueller Arbeit die persönlichen Fähigkeiten der vorzugsweise jungen Spieler weiterentwickelt. Dazu gehört aber auch der Aufbau einer Nachwuchsgruppe mit regionalen Talenten.“
Zudem galt es, auch vor Ort die Möglichkeiten von Synergien ideal zu nutzen. „Deshalb haben wir uns auch eine effektivere Zusammenarbeit mit der Tischtennis-Schule des Hotels Zugbrücke zum Ziel gesetzt zum beiderseitigen Nutzen am gemeinsamen Standort in Grenzau“, sagt Frank Knopf. „Im organisatorischen Bereich widmen wir uns darüber hinaus der Gewinnung von ehrenamtlichen Helfern zur weiteren Entwicklung der Vereinsstruktur.“
Im Frühjahr 2018 kann der Verein nun bereits auf vielen Ebenen erste Erfolge vermelden. Die Mannschaft für die neue Saison in der Tischtennis-Bundesliga stand bereits frühzeitig fest, der Kader wurde auf vier Stammkräfte erweitert. Insgesamt 32 Spielerinnen und Spieler aus 9 verschiedenen Ländern nehmen mittlerweile am regelmäßigen Trainingsbetrieb teil. Die Profi-Trainingsgruppe umfasst aktuell sechs junge und international ambitionierte Spieler. Nachwuchs-Leistungssport betreiben nun mehr als 20 Spielerinnen und Spieler im Alter von 12 bis 21 Jahren aus 14 verschiedenen Vereinen der Region und der angrenzenden Bundesländer. Spieler wie Kirill Gerassimenko (36. der Weltrangliste, 21 Jahre alt), Kanak Jha (Nummer 1 der Jugendweltrangliste, 17 Jahre alt) und Tobias Sältzer (Schüler- Nationalkader, 13 Jahre alt) werden mit durchschnittlich 40 Wochenstunden am Standort in Grenzau betreut. Und die Trainingseinheiten werden geplant, organisiert und durchgeführt von einem Diplomtrainer und einem zusätzlichen A- Lizenztrainer (einmal wöchentlich). Ein weiterer lizensierter Trainer für einen weiteren Tag in der Woche ist geplant.
Und die Erfolge der Neuausrichtung lassen sich auch an den sportlichen Ergebnissen ablesen: Gerassimenko ist mit 21 Jahren auf Position 36 der Weltrangliste (Stand Mai 2018). Auch Mihai Bobocica (97), Marcelo Aguirre (116) und Anders Lind (118) aus dem Bundesligateam des TTC haben sich in der Weltrangliste zum Teil deutlich verbessert. Kanak Jha hat sich mit 17 Jahren für die Youth Olympic Games qualifiziert und ist die Nummer eins der Jugendweltrangliste (Mai 2018, Herren-Weltrangliste 72). Anders Lind hat mit 19 Jahren die U21-Konkurrenz der Croatian Open gewonnen. Tobias Sältzer hat bei der U12-Europameisterschaft den 11. Platz belegt und sich zudem für folgende Turniere qualifiziert: DTTB Top 24 (U15), Deutsche Meistershcaft U15 und U18. Colin Crave hat sich ebenfalls für die DM in der Altersklasse U15 qualifiziert. Johanne Pfefferkorn nimmt an den Deutschen Meisterschaften U18 und Frauen teil sowie am DTTB Top 24 (U18). Und Christian Güll hat sich bei den Senioren für die DM qualifiziert.
„Wir freuen uns, dass der eingeschlagene Weg so schnell erste Früchte getragen hat“, erklären Dirk Wagner und Frank Knopf. „Aber wir sind noch lange nicht zufrieden.“ Weitere Ziele für die Saison 2018/19 sind:
- Weitere Verbesserung der Gesamtstruktur am Leistungsstützpunkt Grenzau
- Weitere Verbesserung der Arbeit im Profibereich mit dem Ziel einer Platzierung im Mittelfeld in der TTBL
- Weiterentwicklung der Spieler der Profigruppe und Gewinn internationaler Medaillen bei den internationalen
Meisterschaften sowie den World Tour-Wettbewerben
- Aufnahme eines neuen Mitgliedes in die Profigruppe (Nick Tio aus den USA) und weiterer Ausbau der
Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Tischtennisverband
- Gewinnung weiterer Talente für die Nachwuchsgruppe
- Platzierungen im Deutschen Spitzenbereich (Top 12 / Top 24) der besten Nachwuchsathleten
- Nominierung mindestens eines Spielers in den Nationalkader des DTTB
- Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort