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20190723 evmLaborKOBLENZ. Methodenkarten im Regal, Sitzsäcke am Fenster, bunte Zettel an der Wand und überall vollgeschriebene Schrankwände: Willkommen beim Innovationsmanagement der Energieversorgung Mittelrhein (evm). Hier im Raum 001 der evm-Hauptverwaltung in Koblenz befindet sich so etwas wie das Versuchslabor des regionalen Energieversorgers. Und deshalb handelt es sich auch nicht um normale Büroräume, sondern um eine inspirierende Kreativzone. Treffen in der Zukunftswerkstatt der evm: das Team des Innovationsmanagements, bestehend aus Ulrich Pingel, Sarah Hermes, Lisa Kahl, Marion Sicilia und Christian Jochemich. Foto: Vanessa John/evm

Das Sagen hat hier Christian Jochemich, der das Innovations- und Veränderungsmanagement der evm leitet. Dass ein Energieversorger hierfür über eine eigene Organisationseinheit verfügt, ist in der Branche durchaus ungewöhnlich. „Gerade unter Regionalversorgern unserer Größenordnung ist das schon eine Besonderheit“, weiß Christian Schröder, der den Bereich Marktmanagement und Innovation leitet, zu dem auch das Marketing, die Kommunalbetreuung und die Unternehmenskommunikation gehören. Vor ziemlich genau einem Jahr hat Schröder Christian Jochemich engagiert, der mit dem Aufbau des Innovationsmanagements in Koblenz begann und inzwischen ein kleines Team aus fünf Mitarbeitern führt. Dessen Aufgabe: Innovationen aufzuspüren, die zur evm passen, neue Geschäftsfelder zu entwickeln und intern die Digitalisierung voranzutreiben.
Doch wie geht das – Innovationen aufspüren? Christian Jochemich und seine Kollegen gehen an diese Aufgabe vielfältig heran: „Wir versuchen das Ohr nah am Markt und unseren Kunden zu haben. Das geht zum Beispiel über viel Recherche innerhalb unserer Suchfelder rund um Energie, Smart City und neue Mobilität, aber auch viel über den persönlichen Austausch mit Kunden oder auf entsprechenden themenbezogenen Messen, Kongressen und Veranstaltungen.“ Außerdem nimmt das Team Kontakt zu interessanten Start-up-Unternehmen auf und ist stets auf der Suche nach guten Ideen und Ansätzen. Und wenn etwas Erfolgversprechendes dabei ist, dann wird dies in einem Ideen-Steckbrief festgehalten, der vor allem die Vorteile für den Nutzer und auch den Nutzen für die evm beschreibt. In der hauseigenen Zukunftswerkstatt, dem Innovationsraum der evm, trifft sich dann ein kleiner Kreis aus meist fünf Kollegen aus der Unternehmensgruppe, um die jeweilige Idee zu diskutieren und zu bewerten. „Wir gehen gewissermaßen schwanger mit der Idee und wägen ab, ob etwas daraus werden kann“, beschreibt Christian Jochemich den Prozess. Bei den Zukunftswerkern, wie die Mitarbeiter an solchen Projekten intern genannt werden, ist besonders Fachkompetenz und Erfahrung anstatt Hierarchiestufe entscheidend.
Hat eine Idee diese Hürde genommen, dann geht es an die Testphase. „Wann immer es geht, verproben wir ein neues Angebot an einer Kundengruppe“, erläutert der Innovationsmanager. Dabei werden wertvolle Hinweise zur Verbesserung gesammelt und eruiert, ob das Produkt möglicherweise vom Kunden schlechte Noten bekommt. Jochemich: „Unser Ziel ist es, möglichst schnell zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen und ein Produkt zügig an den Markt zu bringen. Dazu sind die Freiheitsgrade, die wir innerhalb der evm genießen, enorm wichtig.“
Derzeit arbeitet das Team am Modell „MeinRegiomix“. Die Idee dahinter: Kunden sollen in die Lage versetzt werden, ihren Strommix aus der Region selbst zusammenzustellen. Hintergrund ist die Tatsache, dass im Jahr 2022 die ersten Anlagen aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz herausfallen und Betreiber vor der Frage stehen, wie sie den selbst produzierten Strom sinnvoll nutzen. Dazu wird nun eine digitale Plattform inklusive App entwickelt, auf der Betreiber von Photovoltaikanlagen ihren Strom direkt zu den Verbrauchern der Region vermarkten können. „Auf diese Weise können Kunden regionalen Strom beziehen. Das stärkt das Heimatgefühl und fördert die lokale Energiewende“, ist Christian Jochemich überzeugt.
Ein weiteres Beispiel aus dem „Versuchslabor“ der evm: das Projekt „LoRaWAN“. Die Abkürzung steht für „Long Range Wide Area Network“. Frei übersetzt handelt es sich um ein Netzwerk, in dem Daten über hohe Reichweiten übertragen werden können. Mit Sensoren ausgestattete Endgeräte können beispielsweise dazu eingesetzt werden, den Parkplatzsuchverkehr in Innenstädten zu lenken und dadurch zu reduzieren. Auch eine Transparenz über Besucherströme sowie über Luft- und Klimadaten oder Rhein- und Mosel-Pegelstände kann über diese Funktechnologie hergestellt werden. „Wir haben vor Kurzem zu Testzwecken zwei Funkmasten auf unserem Gelände aufgestellt, um Erfahrungen zu sammeln und testen fünf Anwendungsfälle. Wenn alles gut funktioniert, werden wir die Technik den Kommunen anbieten“, so Christian Jochemich. Und während der LoRaWAN-Test läuft, arbeiten die Zukunfts-Werker schon an der nächsten Idee. Jochemich: „Langweilig ist es bei uns nie! Ganz wichtig: Jede Idee hat bei uns einen Weg. Wir sind auch offen für alle Ideen und Anregungen unserer Kunden.“ (evm)