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Symbol Mobilitat in LimburgEs ist der rote Faden für die Mobilitätsentwicklung in Limburg bis zum Jahr 2030, der Masterplan Mobilität. Seit rund drei Jahren wird an und für ihn gearbeitet, diskutiert und beraten. Nun liegt ein Paket mit 120 Vorschlägen und Maßnahmen vor, was in den kommenden Jahren beim Verkehr in Limburg angepackt werden soll. Der Öffentlichkeit wurde dieses Paket nun im Kolpinghaus vorgestellt, die Politik wird in den kommenden Wochen darüber entscheiden, inwieweit die Vorschläge umgesetzt werden sollen.
120 Vorschläge und Maßnahmen, das ist eine ganze Menge. Allerdings ist nicht alles gleich wichtig und mit hoher Dringlichkeit. Wie Dr. Michael Frehn und David Madden vom beauftragten Büro Planersocietät erläuterten, gibt es zehn sogenannte Schlüsselmaßnahmen, die sich auf zehn Handlungsfelder aufteilen. Dazu gehört die Verbesserung der Schulwege vor allem vom Bahnhof zu den Schulen und eine verbesserte Sicherheit an den Schulen selbst, wo „Elterntaxis“ aus dem direkten Umfeld der Schulen verbannt werden sollen. Was den Kraftfahrzeugverkehr betrifft, wird vor allem die Verlagerung des ruhenden Verkehrs in der Innenstadt in die Parkhäuser angestrebt.

„Ich habe mir vor drei Jahren nicht vorstellen können, was wir nun alles an Maßnahmen und Vorschlägen auf den Tisch bekommen haben“, verdeutlichte Bürgermeister Dr. Marius Hahn zur Begrüßung im voll besetzten Saal des Kolpinghauses. Nach seiner Einschätzung hat der vor drei Jahren einsetzende Diskussionsprozess um den Masterplan zu einem Umdenken geführt. Ähnlich wie bei der Einbahnstraßenregelung in der Grabenstraße wird vieles aus dem Paket Masterplan nicht unumstritten sein, doch Veränderung benötige manchmal auch Zeit, um angenommen zu werden. Die Umgestaltung der Grabenstraße, so die Einschätzung von Hahn, werde inzwischen sehr positiv beurteilt.
Wie er verdeutlichte, ist die Stadt bei Veränderungen im Bereich der Mobilität auf Unterstützung durch den Landkreis, das Land und den Bund angewiesen. „Wir sind das kleinste Rad, das sich dabei dreht“, so Hahn. Die Stadt habe dank der Unterstützung ihrer Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Entstehungsprozesses ihre Hausaufgaben gemacht. Die Anwesenden im Kolpinghaus nutzten intensiv das Informationsangebot und gaben Anregungen zu verschiedenen Aspekten.
Um die Wege in der Stadt zurückzulegen, nutzen die Limburger und ihre Gäste vor allem den motorisierten Individualverkehr, also das Auto. 60 Prozent beträgt diese Art der Mobilität am sogenannten Modalsplit. 22 Prozent der Wege werden zu Fuß zurückgelegt, elf Prozent mit dem ÖPNV und sieben Prozent mit dem Rad. Dieses Verhältnis muss sich ändern, soll die Schadstoffbelastung in Limburg zurückgehen, daran ließ Dr. Frehn keinen Zweifel.
Während der Anteil des Kraftfahrzeugverkehrs zurückgehen muss, sollen sich die Anteile des Rad- und Fußverkehrs sowie die Nutzung des ÖPNV erhöhen. Um den Radverkehr zu stärken, sollen Radschnellverbindungen aus den Stadtteilen und dem Umland (wie zum Beispiel Diez) in die Kernstadt führen. Ein zentraler Punkt zur Förderung des Radverkehrs ist auch der Bau einer zentralen Fahrradparkanlage am Bahnhof mit 150 bis 200 Plätzen. Dort sollen Räder nicht nur sicher abgestellt, sondern auch Akkus geladen werden und Serviceleistungen rund ums Rad angeboten werden.
Um die Nahmobilität zu verbessern, wird eine Querung der Schienen in Höhe des Bahnhofs vorgeschlagen. Davon sollen Fußgänger/innen und Radler/innen profitieren. Die Gleise sind das größte Hindernis für den Fuß- und Radverkehr zwischen der Innenstadt und der Südstadt. Im Handlungsfeld ÖPNV wird eine neue tarifliche Preisstufe für das gesamte Stadtgebiet als Schlüsselmaßnahme vorgeschlagen. Der „Stadttarif“ soll unter der aktuell niedrigsten Preisstufe des RMV liegen und auf lange Sicht auch die Stadt Diez mit einbeziehen.
Verbesserung des Parkraummanagements ist die Schlüsselmaßnahme im Handlungsfeld Kfz-Verkehr überschrieben. Dabei soll der ruhende Verkehr vor allem in die Parkhäuser verlegt werden. Die Parkplätze entlang der Straßen in der Innenstadt sollen teurer werden bzw. wegfallen. Um den Parksuchverkehr weiter zu minimieren, ist allerdings eine bessere Information über freie Parkflächen durch digitale Anzeigen zu schaffen, gleichzeitig soll sich das Angebot von Parkflächen in den Randlagen der Innenstadt erhöhen. Nach Angaben von David Madden sind in den zurückliegenden Monaten die Parkflächen in den Parkhäusern permanent abgerufen worden. Selbst zu Zeiten, in denen das Stadthallenparkhaus nicht zur Verfügung stand und der Neumarkt nicht mehr zum Parken genutzt werden kann, habe es stets ein ausreichendes Angebot an freien Parkflächen in den Parkhäusern gegeben.
Im Masterplan wird auch der Aufbau von Mobilstationen im gesamten Stadtgebiet und in den Ortsteilen vorgeschlagen (Handlungsfeld Inter- und Multimobilität). Diese Mobilstationen sollen den Umstieg auf andere Formen der Mobilität ermöglichen, also Anschluss an das ÖPNV-Netz haben, Stellplätze für Fahrräder sowie Ladestationen für E-Autos, -Fahrräder und -Tretroller bieten und möglichst auch Carsharing-Angebote machen.
Natürlich spielt auch das digitale Informationsangebot eine Rolle (Handlungsfeld Digitalisierung). Ein Übersichtsportal als Website und App soll alle wichtigen Verkehrsinformationen und Mobilitätsangebote in Limburg bündeln. Dazu gehören auch Infos zur aktuellen Verkehrsbelastung, zur Parkplatzauslastung und Schadstoffbelastung, zu ÖPNV-Angeboten (in Echtzeiten) und vieles mehr.
Das Handlungsfeld Logistik sieht ein Konzept für einen emissionsfreien Transport in der Innenstadt mit ersten Pilotmaßnahmen vor. Dabei soll die Zusammenarbeit zwischen Einzelhändlern und ihren Lieferdiensten so geändert werden, dass die „letzte Meile“ des Lieferverkehrs möglichst von emissionsfreien Fahrzeugen übernommen wird. Dazu ist es notwendig, entsprechende Umlademöglichkeiten zu schaffen.
Mit dem betrieblichen Mobilitätsmanagement (Handlungsfeld Kommunikation, Management und Organisation) wird der tägliche Weg im Beruf ins Auge gefasst. Dabei geht es darum, den Weg zur Arbeit so zu gestalten, dass die Anfahrt des Einzelnen mit dem Kraftfahrzeug möglichst entfällt. Job-Ticket, Carpooling, Dienstrad-Leasing, Dienstwagen-Carsharing sind dabei einige Stichworte, die es dabei gilt, mit Inhalten zu füllen und umzusetzen.
Was im Kolpinghaus nun vorgestellt wurde (ausführliche und weitergehende Informationen dazu unter www.limburg.de/mobil) wird nun noch einmal überarbeitet, unter anderem sind auch die Anregungen aus der Versammlung aufzunehmen. Im Juni wird der Entwurf des Masterplans im politischen Steuerungskreis vorgestellt und anschließend beraten. Ein abschließender Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung ist nach der Sommerpause vorgesehen.
Die Arbeit an dem Masterplan begann im Juli 2016 mit der Leistungsbeschreibung für das Vorhaben, die Öffentlichkeit war dabei eingebunden. Im Anschluss daran wurde dann der Beirat ins Leben gerufen, der die Aufstellung begleitete. Im Frühjahr 2017 erhielt das Gutachterbüro Planersocietät in Zusammenarbeit mit Gertz, Gutsche, Rümenapp den Auftrag, den Masterplan zu erstellen. Im Februar vergangenen Jahres gab es dazu dann das erste Bürgerforum. Zuvor hatten die Büros schon reichlich Grundlagenarbeit zu leisten, um Daten zum Verkehr in Limburg zu ermitteln. Mit der Veranstaltung im Kolpinghaus gab es insgesamt drei Foren mit Bürgerbeteiligung, zudem eine Online- und Postkartenbefragung und mehr.
Als Ziele, die mit dem Masterplan verfolgt werden sollen, wurden definiert:
Sichere und attraktive Mobilitätsoptionen für Alle zu schaffen;
die Erreichbarkeit und Attraktivität Limburgs sichern und optimieren;
die Umweltbelastung zu reduzieren und den Kfz-Verkehr verträglich zu gestalten;
den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV zu fördern;
die Stadt- und Straßenräume lebenswert und hochwertig zu gestalten;
die digitale mobilitätsbezogene Information und Kommunikation auszuweiten.
(Quelle: Pressemitteilung, Stadt Limburg)