Wie lassen sich nachhaltig Fachkräfte sichern – und damit die Zukunft der Betriebe? Das ist eine zentrale Frage in Zeiten des demografischen Wandels und wachsenden Bedarfs an qualifiziertem Personal. Der Königsweg führt über die klassische Ausbildung im dualen System. Sie bietet jungen Menschen zudem beste Startbedingungen in ein erfolgreiches Berufsleben. Auf diesem Weg geht die Noll Werkstätten GmbH beispielhaft voran. Dafür wurde die Firma mit Sitz in Fachbach an der Lahn jetzt mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung der Bundesagentur für Arbeit gewürdigt.
Bei einem Betriebsbesuch überreichte Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur, die Auszeichnung im Rahmen der bundesweiten Woche der Ausbildung. Er zeigte sich beeindruckt von der Firma, die sich auf Innenarchitektur und Innenausbau spezialisiert hat und einen Komplettservice von der Planung über die Fertigung bis zur Montage bietet. Zu den Vorzeigeobjekten in der 63jährigen Firmengeschichte gehören der Ausbau des Bundeskanzleramts in Bonn und des Landtags in Mainz. Das Kerngeschäft dreht sich um die Gestaltung von Banken und Sparkassen, Geschäftsräumen und Praxen sowie den privaten Innenausbau. Ein besonderes Segment ist die Ausstattung von Yachten.
„Für die Kontinuität und die Qualität Ihrer Ausbildung spricht, dass in sechs Jahrzehnten mehr als 200 junge Menschen eine Tischler- oder kaufmännische Lehre absolviert haben“, hob Elmar Wagner hervor. „Und viele von ihnen arbeiten noch hier!“, ergänzte Geschäftsführer Jürgen Keiper mit Stolz. 21 der derzeit 58 Beschäftigten wurden in der Firma ausgebildet, nicht wenige halten ihr seit Jahrzehnten die Treue. Manfred Metzger tut dies „seinen“ Azubis zuliebe über die Rente hinaus, weil die angehenden Tischler nicht nur in der Lage sein sollen, hochtechnisierte Maschinen zu bedienen. Sie müssen auch mit dem Hobel umgehen können. Solche Grundfertigkeiten lernen sie einmal pro Monat samstags im Betrieb. Metzgers Anspruch: „Die sollen das Handwerk von der Pike auf kennen.“ Das macht allen Freude – den jungen Leuten ebenso wie Metzger mit seinen 79 Jahren.
„Ausbildung ist eine Herzenssache für uns“ betont Jürgen Keiper. Dabei geht es ihm nicht allein um den Transfer von Knowhow: „Gemeinsam sollte es uns gelingen, den jungen Menschen Werte zu vermitteln und das Bewusstsein zu schaffen: es lohnt sich, Ziele zu stecken und sie erreichen.“
Elmar Wagner weiß, dass es für die Betriebe zunehmend schwieriger geworden ist, geeignete und engagierte Azubis zu finden: „Das liegt daran, dass das mit den zurückgehenden Schulentlasszahlen das Potenzial kleiner wird. Zugleich ist die Studierneigung gestiegen. Der Ausbildungsmarkt hat sich zum Bewerbermarkt gewandelt, der jungen Leuten hervorragende Chancen eröffnet.“
Bei der Suche nach dem passenden Nachwuchs unterstützt der gemeinsame Arbeitsgeberservice der Agentur für Arbeit Montabaur und der Jobcenter Rhein-Lahn und Westerwald die Unternehmen der Region nach Kräften „Wir lenken den Blick auch auf schwächere Bewerber und bieten zum Beispiel mit der assistierten Ausbildung eine intensive Förderung“, sagt Elmar Wagner. „Manchmal ist der Weg mühsam. Aber wenn die Jugendlichen mit Fleiß und Eifer bei der Sache sind, rechnet sich die Investition für alle Beteiligten.“
Mit Jürgen Keiper und vielen anderen Arbeitgebern der Region ist Wagner sich darin einig, dass die duale Ausbildung als tragende Säule unseres Wirtschaftssystems gestärkt werden muss – mit einem Schwerpunkt im Handwerk, in dem besonders viele Betriebe Nachwuchssorgen haben.
Junge Menschen lernen aus eigener Erfahrung mehr als durch alle Ratschläge. Auch dafür gibt es Beispiele in der Firma Noll. Unter den Tischler-Azubis sind zwei junge Männer, die ihr Studium abgebrochen haben und froh sind, „am Ende der Woche zu sehen, was wir mit den Händen geschafft haben.“