Nach sechs Monaten ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region erstmals wieder deutlich gestiegen. Derzeit sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur, der den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis umfasst, 5.646 Menschen ohne Job gemeldet – das sind 891 mehr als im Dezember. Die Quote kletterte innerhalb des vergangenen Monats um einen halben Prozentpunkt nach oben, liegt mit aktuell 3,1 Prozent jedoch 0,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. In absolute Zahlen übersetzt heißt das: im Januar 2018 gab es 723 Arbeitslose mehr als heute.
Für Elmar Wagner, Leiter der Arbeitsagentur Montabaur, passt die aktuelle Eintrübung ins Bild: „Der Arbeitsmarkt reagiert nicht nur auf konjunkturelle, sondern auch auf saisonale Einflüsse. Und zum Jahresauftakt schlägt der Winter zu Buche. Bei Kälte, Schnee und Eis müssen Tätigkeiten unter freiem Himmel ruhen. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass im Dezember zum Quartals- und Jahresende überdurchschnittlich viele Arbeitsverträge auslaufen und die Betroffenen sich neu orientieren müssen.“ Wer eine Qualifizierung vorweisen könne, habe angesichts des Fachkräftebedarfs in vielen Branchen gute Chancen, rasch wieder eine neue Stelle zu finden, betont Wagner. Mit Blick auf die saisonalen Effekte spricht er von „Durchgangsarbeitslosigkeit“, die mit der zu erwartenden Frühjahrsbelebung wieder abgebaut werden dürfte.
Die Statistik unterstreicht diese Einschätzungen. Im Laufe des zurückliegenden Monats meldeten sich 1.792 Menschen aus der Arbeitslosigkeit ab. Auf der anderen Seite kamen 2.687 Personen hinzu. Fast die Hälfte von ihnen (1.292) war zuvor erwerbstätig; gegenüber dem Vormonat hat sich diese Zahl um 532 Personen oder 70 Prozent erhöht. Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit sind Männer gravierender betroffen sind als Frauen. Dies spiegelt laut Wagner das Saisongeschäft der wetterabhängigen Branchen, die in deutlicher Überzahl Männer beschäftigen.
Bezeichnend ist außerdem, dass der Schwerpunkt bei den Kunden der Agentur für Arbeit liegt – also denjenigen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung haben, weil sie zuvor ausreichend lange berufstätig waren. Von den insgesamt 5.646 Arbeitslosen sind dies über die Hälfte, sprich 3.015 Personen, und damit 709 mehr als im Dezember. 2.631 Menschen, die ohne Beschäftigung sind, leben mit ihren Familien von der Grundsicherung und werden von den Jobcentern Westerwald und Rhein-Lahn betreut. Darunter ist jeder Dritte langzeitarbeitslos. In diesem Bereich war der Anstieg im Monatsverlauf mit 182 Personen erheblich geringer.
Der Stellenmarkt zeigt – auch dies entspricht der Jahreszeit - eine abgeschwächte Dynamik. Die Betriebe meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur Montabaur und der Jobcenter im Januar 548 Stellen. Das ist ein Minus von 119 gegenüber dem Vormonat und 61 gegenüber dem Vorjahresmonat. Leicht geschmolzen ist der Bestand an zu vermittelnden Jobs. Er bleibt mit 3.331 Angeboten jedoch sehr hoch. Für Elmar Wagner zeigt das zum einen, dass es gute Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, zum anderen aber auch, dass die Unternehmen nicht immer die Bewerber finden, die ihren Erwartungen entsprechen. Besonders groß ist der Bedarf im verarbeitenden Gewerbe, der Baubranche, der Gastronomie sowie im Gesundheits- und Sozialwesen.
Wer an Qualifizierung und Förderung teilnimmt, wird währenddessen laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um hier Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagentur für Arbeit jeden Monat die so genannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht zu den Erwerbslosen u.a. all jene ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Auf dieser Basis kommt der Agenturbezirk Montabaur auf eine Quote von 4,5 Prozent. Vor einem Monat waren es 4,1 Prozent, vor einem Jahr glatte 5 Prozent.
Abschließend ein Blick auf die beiden Landkreise, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst. Im Westerwaldkreis haben derzeit 3.360 Menschen keinen Job – 564 mehr als im Dezember, aber ebenso 564 weniger als im Januar 2018. Die Quote liegt jetzt bei glatten 3 Prozent und damit je 0,5 Punkte über dem Wert des Vormonats und unter dem des Vorjahresmonats.