Auf Einladung des Kreisjugendamtes kamen jüngst mehr als 150 Vertreterinnen und Vertreter aus Grundschulen, Schulsozialarbeit, Kindertagesstätten, Ortsgemeinden, Politik sowie Fachkräfte der Jugendhilfe im Westerwaldkreis zur 10. alljährlichen interdisziplinären Netzwerkkonferenz zum Schutz von Kindeswohl und Kindesgesundheit im Bürgerhaus in Wirges zusammen.
„Das Thema ist und bleibt ein Dauerbrenner und steht immer wieder auf der Tagesordnung“, so Björn Krause, Kinderschutzkoordinator im Kreisjugendamt und Organisator der Netzwerkkonferenz, der zunächst den aktuellen Stand der Netzwerkarbeit vorstellte.
Landrat Achim Schwickert warb in seiner Begrüßung bei aller Brisanz des Themas dafür, „sich als Mensch immer wieder zu hinterfragen und wechselseitig und gegenseitig zu helfen.“
So machte auch Hauptreferent, Konfrontationspsychologe Erwin Germscheid, deutlich, dass die Fachkräfte in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor Ort eine Steigerung von aggressiven und gewaltgeladenen Konfliktsituationen wahrnehmen. Straffälligkeit und gewaltbereites Verhalten, vor allem bei Jugendlichen, erschweren die Arbeit und stellen die Fachkräfte vor neue Herausforderungen. Germscheid zeigte deeskalierende Lösungsansätze und die Wichtigkeit der Prävention auf. Anhand der Zahlen wird jedoch deutlich, dass die „gefühlte“ Kriminalität höher ist, als es die „realen“ Kriminalitätszahlen tatsächlich zeigen.
Ralph Zöller, bei der Polizeiinspektion Montabaur zuständig für Jugendsachen, hatte aktuelle Fallzahlen zur Thematik mitgebracht: In 2018 wurden bisher insgesamt 4.017 Straftaten im Westerwaldkreis verzeichnet. Davon sind 757 Täter unter 21 Jahren alt - das sind 18,8 %. Die Statistik zeigt, dabei handelt es sich um 627 männliche und 130 weibliche Personen. Hoheitsdelikte wie z.B. Körperverletzung, Raub oder Nötigung machen 1.201 Fälle aus. 233 Taten wurden von Personen unter 21 Jahren begangen, das entspricht 19,4 % (204 männlich, 29 weiblich).
Seit 2013 liegen die Zahlen allerdings nahezu gleichbleibend bei etwa 800 Straftaten und ca. 250 Hoheitsdelikte. “Gewalt ist fast ausschließlich ein Problem von Jungen, die Mädchen-Fälle können wir an einer Hand abzählen“, resümiert Zöller.