Im demografischen Wandel hat das Thema altersgerechtes Wohnen einen besonderen Stellenwert: Die meisten Menschen möchten auch im Alter und bei Pflegebedarf so lange wie möglich in ihrer Wohnung leben und im gewohnten sozialen Umfeld bleiben. „Neue Wohnformen setzen neben Barrierefreiheit und Wahlfreiheit bei Pflegeleistungen auch auf neue Formen des Miteinanders – innerhalb einer Wohnung, innerhalb eines Hauses und auch im ganzen Dorf oder Quartier“, sagte Demografiestaatssekretär Dr. Alexander Wilhelm bei der Eröffnung der Veranstaltung „Neue Wohn- und Versorgungsmodelle in der Praxis sozialer Dienste“ heute im Sozialministerium in Mainz.
Gemeinschaftliches Wohnen, Wohnen im Quartier oder Wohn-Pflege-Gemeinschaften als Beispiel für neue Wohnformen bieten die Chance, die Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen sowie gegenseitige Hilfen und professionelle Unterstützung zu verbinden. Deshalb fördert das Land solche neuen Wohnformen, die eine Alternative zu stationären Einrichtungen sein können.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sozialen Dienste können neue Wohnkonzepte mehr Zeit, flachere Hierarchien, neue Aufgabenfelder und damit eine höhere Zufriedenheit mit sich bringen. Viele Dienste interessieren sich dafür – die Umsetzung ist jedoch oft anspruchsvoll und erfordert neue organisatorische Abläufe. Darin liegt die Herausforderung beim Aufbau neuer Wohnprojekte.
„Neue Wohn- und Versorgungsformen sind ein wichtiger Bestandteil, den ambulanten Versorgungsvorrang und damit den gewünschten Verbleib in einer eigenen Häuslichkeit so lange wie möglich sicherzustellen. Für die Verbände und Einrichtungen sind damit Chancen und Herausforderungen verbunden. So dürfen vor allem Einsparbemühungen der Kostenträger nicht dazu führen, dass die ambulante Versorgung in neuen Wohnformen unwirtschaftlich wird“, so Regine Schuster, Vorstandsvorsitzende der PflegeGesellschaft Rheinland-Pfalz. „Auch der Umstand, dass bei ambulanten Wohngruppen häufig eine Vergleichbarkeit mit einem vollstationären Leistungsangebot gesehen wird, und dadurch Wohngruppenzuschläge entfallen, trägt nicht zu deren Etablierung bei. Hier bedarf es des Weiteren partnerschaftlichen Zusammenwirkens“, so Schuster weiter.
Gemeinschaft der Generationen und gemeinsame Aktivitäten werden auch beim selbstbestimmten Wohnen mit Versorgungssicherheit, dem sogenannten Bielefelder Modell großgeschrieben: Ein professioneller Pflegedienst ist 24 Stunden vor Ort und bietet verlässliche Unterstützung in vielen Lebenslagen. „Wir setzen auf ein Wohnangebot mit Versorgungssicherheit. Unsere Partner sind Kommunen, Pflegedienste und letztlich auch die Menschen im Quartier. Die Wohnungswirtschaft in Rheinland-Pfalz macht heute schon zahlreiche Angebote, um Menschen ein langes Leben in selbstbestimmter Umgebung zu ermöglichen. Dabei sind die Formen vielfältig, ob im Bielefelder Modell, in Wohngruppen, Wohngemeinschaften oder einfach guten Hausgemeinschaften, das Miteinander bildet den Mehrwert für den Einzelnen, das Quartier oder die Gesellschaft“, so der Geschäftsführer der GSG Neuwied Carsten Boberg.
Mit der gemeinsamen Veranstaltung des Sozialministeriums, der PflegeGesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. und der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Wohnungsunternehmen wurden den verschiedenen Akteuren die Möglichkeit eines praxisorientierten Austausches geboten und neue Ansätze und Wege aufgezeigt, wie diese neuen Konzepte funktionieren können. „Letztendlich braucht es Menschen vor Ort, die solche Projekte tragen und davon überzeugt sind, sowie soziale Dienste und kommunale Verantwortliche, die sich dies zur Aufgabe machen. Gerade in der intelligenten und effizienten Zusammenarbeit von Angehörigen, Profis und bürgerschaftlich Engagierten liegt die Zukunft guter Sorge für Menschen mit Unterstützungsbedarf“, betonte Staatssekretär Dr. Wilhelm.
Weitere Informationen zu neuen Wohnformen in Rheinland-Pfalz sowie Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten erhalten Sie unter www.wohnen-wie-ich-will.rlp.de.