Die Bauzäune an der Waldschule in Montabaur-Horressen kündigen es schon an: Da tut sich was. Tatsächlich sind die Abrissarbeiten für den Gebäudetrakt an der Buchenstraße bereits im Gange. Nach den Sommerferien wird an dieser Stelle mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes begonnen, das zum Schuljahr 2020/21 in Betrieb genommen werden soll. 6,01 Mio. Euro investiert die Verbandsgemeinde Montabaur als Schulträgerin in das Projekt. Das alte Gebäude war sanierungsbedürftig und außerdem zu groß, so dass sich Abriss und Neubau als wirtschaftlicher erwiesen als eine Generalsanierung.
Abriss, Neubau, Zeitplan
„Das wird eine ganz neue, ganz moderne Schule“. Der Erste Beigeordnete und Schuldezernent Andree Stein besuchte kurz vor den Ferien die Waldschule, um sich ein Bild vom Beginn der Bauarbeiten zu machen, die ja erstmal Abrissarbeiten sind. Der Abriss wurde bewusst auf die Sommerferien gelegt, weil diese Arbeiten den meisten Lärm und Dreck verursachen und damit den Schulbetrieb am meisten stören würden. Der Neubau wird für eine dreizügige Grundschule mit Ganztagsangebot und betreuender Grundschule ausgelegt. Er wird in Massivbauweise errichtet und erhält einen L-förmigen Grundriss. Das neue Gebäude bekommt zwei Geschosse, aber keinen Keller. Auf rund 1.930 Quadratmetern Nutzfläche werden zwölf Klassenräume mit dazu gehörigen Nebenräumen, ein Lehrerzimmer, ein Büro für die Schulleitung mit Sekretariat, ein Mehrzweckraum, eine Bibliothek, WC-Anlagen für Lehrer und Schüler, ein Aktiv- und ein Ruheraum für das Ganztagsangebot sowie ein Raum für die betreuende Grundschule untergebracht. Die Mensa und die Sporthalle der Schule sind in gutem Zustand und werden weiter genutzt. „Das neue Gebäude soll sich von der Optik her – also mit Form, Dach und Fassade – in die Umgebung einpassen. Wir haben einen kompakten, geraden Baukörper und ein einfaches Satteldach vorgesehen. Unter dem Dach wird die Haustechnik untergebracht, insbesondere die Lüftungsanlage“, so Sascha Schmidt. Er ist Projektleiter bei der Gebäudeverwaltung der Verbandsgemeinde und hat die Entwürfe und Planungen für die neue Schule gemacht. Die Planung der Haustechnik hat sein Kollege Markus Felsing ausgearbeitet, die Bauleitung wird Kollege Michael Weidner übernehmen. „Das ist eine Besonderheit dieser Maßnahme, dass wir Entwurf, Planung und Bauleitung im Wesentlichen mit eigenem Personal durchführen“, lobt Andree Stein. Bis Ende des Jahres soll der Rohbau stehen und das Dach auf dem Neubau sein. Im Jahr 2019 steht dann der Innenausbau an mit Fenstern und Türen, Haustechnik, Sanitär und EDV sowie die Fassadengestaltung. 2020 ist vorgesehen für Restarbeiten, Innenausstattung und Möblierung. „Wenn alles gut läuft, werden wir das neue Schulgebäude zum Schuljahresbeginn 2020 in Betrieb nehmen“, kündigte Guido Göbel, Fachbereichsleiter Schulen, an. Danach wird der jetzige Grundschultrakt abgerissen und abschließend die Außenanlagen und Schulhof neu gestaltet.
Ausstattung, Haustechnik, Besonderheiten
Die Außenhaut des neuen Gebäudes wird hochwärmegedämmt, so dass nahezu Passivhausstandard erreicht wird. Dazu gehört auch die automatische Lüftungsanlage, die die Innenräume mit Frischluft versorgt, ohne dass ein Fenster geöffnet werden muss Der Einbau einer solchen Lüftungsanlage in einer Schule ist eine Besonderheit, die bisher selten zu finden ist. Die Lüftungsrohre bleiben offen sichtbar. Das spart Kosten und bringt ein modernes Design in die Räume. Alle Räume werden mit Akustikdecken mit einer integrierten Deckenstrahlheizung ausgestattet. Diese strahlt nur dann Wärme ab, wenn sie eingeschaltet ist. Die Räume müssen nicht vorgeheizt oder dauerhaft beheizt werden, so dass die Deckenstrahlheizung sehr energieeffizient ist. Auf dem Dach wird eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die Klassenräume werden durchgängig mit Whiteboards für den interaktiven Unterricht ausgestattet. „Dann läuten wir das Ende der Kreidezeit ein“, freut sich Schulleiter Stefan Gleis, der außerdem bereits über den Einsatz von Tablet-Computern nachdenkt.
Auch Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich besichtigte die Baustelle und ließ sich die Planungen vor Ort erklären. „Schulen in gutem baulichem Zustand und mit moderner Ausstattung – das ist das Aushängeschild unserer Verbandsgemeinde. Wenn wir hier investieren, investieren wir für Generationen.“
Vorgeschichte, Mängel, Kosten
Die Waldschule wurde in den 1960ziger Jahren erbaut – damals als Volksschule für die Gemeinden Horressen und Elgendorf - und 1985 erweitert. 2003 kam der Neubau der Mensa hinzu. Die zunächst als kombinierte Grund-und Hauptschule geführte Schule verlor dann im Zuge der Schulreform 2009 den Hauptschulzweig und besteht seither als reine Grundschule. Diese ist bis heute in einer Hälfte des bestehenden Gebäudes untergebracht. Den anderen Teil nutzte 2012 bis einschließlich Mai 2018 die Stadt Montabaur übergangsweise als Kindertagesstätte.
Die Mängel an dem Gebäudekomplex wurden in den letzten Jahren immer deutlicher sichtbar: Es gibt undichte Stellen an Kellerwänden, Sockel und Dach, Fenster und Türen sind abgenutzt; sämtliche Installationen für Strom, EDV, Wasser und Heizung sind veraltet und die Dämmung des Gebäudes ist nicht mehr zeitgemäß. Ferner ist der Brandschutz den heutigen Anforderungen entsprechend zu optimieren. So sind beispielsweise in den älteren Gebäudeteilen so genannte Rippendecken eingebaut. Diese können aber wegen ihrer Konstruktion nur schwer auf heutige Brandschutz-Standards gebracht werden, es müssten im gesamten Erdgeschoss neue Brandschutz-Unterdecken eingezogen werden. Der Brandschutz erfordert darüber hinaus zwei baulich getrennte Rettungswege. Da nicht alle Räume über einen zweiten Rettungsweg verfügen, wurden einige Räume bereits stillgelegt. Außerdem sind sämtliche Trassenverläufe für die Versorgungsleitungen von Wasser und Strom nicht ausreichend abgeschottet und müssen erneuert werden. Das alles hatte im Frühjahr 2015 eine eingehende Untersuchung der Gebäudesubstanz durch Ingenieurbüros für Statik und Brandschutz ergeben. Außerdem ist das Gebäude nicht barrierefrei zugänglich und auch der Schulhof weist Sanierungsbedarf auf. Im Sommer 2015 legte die Verwaltung dem Verbandsgemeinderat eine auf Erfahrungswerten basierende detaillierte Kostenschätzung für eine umfassende Sanierung vor und stellte dem die Kostenschätzung für die Variante Abriss und Neubau gegenüber. Diese stellte sich als wirtschaftlicher dar, vor allem wenn man die Folgekosten für den Gebäudeunterhalt mit betrachtet. So entschied der Rat, das Schulgebäude abzureißen und an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten.
Für das Neubauprojekt (inkl. Abriss und Außenanlagen) werden aktuell Gesamtkosten von rund 6,01 Mio. Euro veranschlagt. Die Finanzmittel dafür sind im Haushalt der Verbandsgemeinde Montabaur vorhanden. Das Land fördert die Maßnahme mit 445.000 Euro, 73.800 Euro wird der Westerwaldkreis bezuschussen. Somit muss die Verbandsgemeinde einen Eigenanteil von 5.441.200 Euro aufbringen.