MÄHREN. „Vor dem Krieg war es in Syrien egal, welche Religion man hat“, sagt Yahya Alrefaai. Seit Februar 2016 lebt er in Mähren. Erst war er allein. Die Familie, seine Frau Amina, seine Kinder Amur (12), Mlak (11) und Nouran waren in Damaskus zurückgeblieben. Für die Flucht des Vaters hatte die Familie fast ihr ganzes Hab und Gut verkauft: das Haus, das Auto, den Schmuck. Geblieben war nur das Allernötigste. Doch das kleine Dorf hat ihn herzlich aufgenommen. Sogar Geld wurde gesammelt, damit die Familie nachkommen konnte und zusammengeführt werden konnte. Über den Libanon sind sie dann nach einem halben Jahr mit dem Flugzeug nach Frankfurt gekommen. Kaum waren die Kinder drei Tage da, konnten sie auch schon in die Schule gehen: nach Herschbach in die Grundschule und nach Salz in die Realschule plus. Schnell haben sie Freunde gefunden. Die beiden Mädchen machen beim Jugendrotkreuz in Meudt mit. Schnell haben sie die deutsche Spache gelernt. Yahya hat den deutschen Führerschein gemacht und kann jetzt als Produktionshelfer bei der Firma Schütz in Selters arbeiten. In Syrien hat er mehrere Tätigkeiten gleichzeitig gemacht: zum Beispiel als Landwirtschaftshelfer, aber auch als Pizzabäcker.
Seine Frau Amina betet sehr viel. Mindestens fünfmal am Tag. Dass die Kinder bei den Sternsinger mitmachen, findet sie gut. Anderen zu helfen, mit ihnen zu teilen, Spenden für Arme zu sammeln, das gehört auch zu den Grundpfeilern ihrer Religion, zum Islam. Berührungsängste zur hiesigen Kultur haben die Alrefaais nicht. Die Kinder sind mit beim Martinsgottesdienst in der Kapelle mit dabei gewesen, sind mit zum Weihnachtsmarkt gegangen, und verkünden jetzt von Haus zu Haus, dass Jesus Christus geboren worden ist. Die Geschichte von den Heiligen Drei Königen kennen sie auch ganz genau. Eine Kinderbibel liegt zuhause auf dem Sofa. Daraus wird regelmäßig auf Deutsch vorgelesen. Nach der Legende kamen die Heiligen Drei Könige aus der damals bekannten ganzen Welt, aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, zum kleinen Kind in der Krippe. Und sie zogen wieder hinaus, nach Hause, um die Nachricht zu verkünden: Frieden ist möglich! Integration kann gelingen. Ein kleines Westerwälder Dorf zeigt, wie es geht.