In 554 Ortsgemeinden im nördlichen Rheinland Pfalz gibt es zurzeit keine Nahversorgungseinrichtungen – damit ist etwa die Hälfte der Orte im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz und der Handwerkskammer (HwK) Koblenz unterversorgt. Rund 63 Prozent der befragten Ortsbürgermeister gehen davon aus, dass sich an diesem Umstand auch in den nächsten zehn Jahren nichts ändern wird. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von IHK und HwK Koblenz.
Um ein umfassendes Bild der gegenwärtigen Nahversorgungsstruktur in der Region zu erhalten, hatten IHK und HwK Koblenz die insgesamt über 1.000 Ortsbürgermeister in ihrem gemeinsamen Kammerbezirk befragt. Rund 90 Prozent von ihnen beteiligten sich an der Erhebung. 37 Prozent der Oberbürgermeister gaben an, die Nahversorgungssituation habe sich seit dem Jahr 2000 verschlechtert oder sogar stark verschlechtert; demgegenüber beobachteten lediglich neun Prozent eine (starke) Verbesserung. Ein weiteres Ergebnis der Erhebung: Mobile Nahversorgung ist schon jetzt für viele Regionen das Mittel der Wahl – rund 28 Prozent der Ortgemeinden ohne Nahversorgungseinrichtungen werden durch mobile Verkaufswagen beliefert.
„Der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs gerade aus dem handwerklichen Bereich kommt eine hohe Bedeutung zu. Wo es keine Nahversorgungseinrichtungen wie Lebensmitteläden, Bäcker oder Metzger gibt, sinkt nicht nur die Lebensqualität beträchtlich“, kommentiert Alexander Baden, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, die Umfrageergebnisse. „Die Digitalisierung könnte dabei helfen, Angebot und Nachfrage besser zusammenzuführen.“
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, ergänzt: „Unsere Studie soll als Ausgangspunkt für eine Diskussion über die Nahversorgung in unserer Region dienen. Die Sicherung der Nahversorgung ist eine Aufgabe, die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam schultern müssen – von ihr hängt maßgeblich die Standortqualität und damit die Attraktivität der Region für Fachkräfte ab.“