Künftiges deutsches Kernnetz verläuft durch den Westerwaldkreis und den Kreis Neuwied – Chancen für Unternehmen und ihre industriellen Prozesse – Bedarfsabfrage startet im Januar
WESTERWALD/KREIS NEUWIED. Die Unternehmensgruppe Energieversorgung Mittelrhein (evm-Gruppe) stellt die Weichen für den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in der Region. Nicht zuletzt für das produzierende Gewerbe, das für seine Herstellungsprozesse auf gasförmige Energieträger angewiesen ist, will die evm-Gruppe die Wasserstoffversorgung sicherstellen. „Durch die Nutzung von Wasserstoff können Unternehmen ihre CO2-Emissionen reduzieren und mithelfen, die Klimaschutzziele zu erreichen“, erklärt Hendrik Majewski, Geschäftsführer der evm-Tochter Energienetze Mittelrhein (enm). Um die Netzplanung auf die Bedürfnisse der Betriebe in unserer Region ausrichten zu können, startet die enm in wenigen Wochen mit einer Bedarfserhebung bei Großverbrauchern.
Wasserstoffleitung im Westerwald
Im Rahmen einer gut besuchten Informationsveranstaltung haben Vertreter der enm sowie des Essener Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE) Großkunden mit den Wasserstoffplänen vertraut gemacht. „Wir möchten die Transformation unserer Gasinfrastruktur gemeinsam gestalten“, betonte Hendrik Majewski. Hervorragende Möglichkeiten, an das künftige deutsche Wasserstoffnetz angeschlossen zu werden, bietet hierbei der Verlauf des künftigen Wasserstoff-Kernnetzes. Eine große Transportleitung verläuft durch den Westerwald, wie Marc Koopmans von OGE informierte. In Großmaischeid, Ransbach-Baumbach und Dernbach könnte dann von 2032 an Wasserstoff von der großen Pipeline in das örtliche Netz der evm-Gruppe eingespeist werden. Von dort aus kann es dann zu Verbrauchern auch außerhalb des Westerwalds gelangen, die entsprechenden Wasserstoffbedarf haben. Vorgesehen ist darüber hinaus der Bau einer neuen Wasserstoffleitung in der Eifel.
Anschluss ans deutsche Kernnetz
Die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber haben Mitte November den Entwurf für dieses Wasserstoff-Kernnetz dem Bundeswirtschaftsministerium übermittelt. Es wird eine Gesamtlänge von 9700 Kilometern haben und überwiegend aus umgestellten Erdgasleitungen bestehen. „Vorhandene Infrastruktur kann also genutzt werden“, berichtete Tobias Eberhardt, der bei der enm für die Gasnetztransformation zuständig ist. „Das Kernnetz, das durch unser Netzgebiet verläuft, ermöglicht damit den direkten und einfachen Zugang zu Wasserstoff, der für industrielle Prozesse genutzt werden kann“, so Eberhardt. Nach Auskunft von Marc Koopmans wird nach entsprechender Genehmigung durch den Bund das Kernnetz voraussichtlich im Frühjahr 2024 final feststehen und von den Fernnetzbetreibern sukzessive errichtet. Mit dem Bau wollen sie bestenfalls im kommenden Jahr direkt starten.
OGE-Experte Koopmans betonte, dass das Kernnetz das Rückgrat der Wasserstoff-Versorgung in Deutschland ist, es aber am Ende auf lokale Lösungen ankommt: „Jedes Versorgungsgebiet ist anders. Daher sind die örtlichen Verteilnetzbetreiber wie die Energienetze Mittelrhein entscheidend für den Wasserstoff-Hochlauf.“ Daher startet die enm im Januar eine Bedarfsabfrage, um die Netzplanungen gestalten zu können. Um große Ankerkunden herum könnten nach Worten von Tobias Eberhardt örtliche Wasserstoffnetze entstehen, an die sich weitere Kunden anschließen lassen können. „Es ist jetzt entscheidend, dass sich Industriekunden intensiv mit ihrer zukünftigen Energieversorgung beschäftigen und abschätzen, welche Wasserstoffbedarfe sie künftig erwarten. Denn nur wenn eine Nachfrage besteht, kann geeignete Infrastruktur rechtzeitig errichtet und gemeinsam die zukünftige, nachhaltige Energieversorgung garantiert werden“, so Eberhardt.
Geschäftsführer Hendrik Majewski sagte abschließend: „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern und unseren Kunden die klimafreundliche Energiewirtschaft bei uns in der Region zu gestalten.“ (Quelle evm)