Netzwerkarbeit und verschiedene Angebote
Der allgemein herrschende Ärztemangel ist auch im Westerwaldkreis spürbar. Viele Menschen bekommen keine Facharzttermine, sie finden keinen Haus- oder Kinderarzt. Um die ärztliche Versorgung in der Region mittel- und langfristig zu sichern, hatte die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises zu einem ersten Netzwerktreffen nach Montabaur geladen. Unter den Teilnehmenden fanden sich Vertreterinnen und Vertreter der Verbandsgemeinden und der Krankenhäuser sowie Ärztinnen und Ärzte aus dem Westerwaldkreis. „Dieser offene Austausch ist ein wichtiger Schritt, denn klar ist: Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, kann etwas bewirkt werden“, betont die Erste Kreisbeigeordnete Gabriele Wieland.
Bei dem Netzwerktreffen wurde intensiv diskutiert, in welchen Bereichen derzeit die größten Herausforderungen liegen. So mache etwa die überladende Bürokratie in den Praxen mit konstant drohenden Regressen die Niederlassung für Ärztinnen und Ärzte zunehmend unattraktiver. Hinzu käme, dass sich immer weniger für den ländlichen Raum entschieden und sich für altersbedingt geschlossene Praxen oft keine Nachfolge fände. Mehrfach verdeutlichten die Teilnehmenden zudem, dass die Budgetierung und die seit Jahren unveränderten Vergütungssätze ein Problem darstellten. Außerdem seien die Voraussetzungen für Weiterbildungsangebote zu komplex und die langen, unflexiblen Arbeitszeiten könnten nur schwer mit der größeren Bedeutung von Work-Life-Balance vereinbart werden.
Gemeinsam wurden bei dem Austausch Ideen entwickelt, wie die Probleme bewältigt werden können. Miriam Kretz, Ansprechpartnerin für ärztliche Versorgung im Gesundheitsamt, erläuterte dabei geplante Maßnahmen der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises. Neben der finanziellen Förderung von Niederlassungen stelle die Netzwerkarbeit einen wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit dar. Geplant sei zudem ein neues Beratungsangebot, das sich an zugewanderte, ausländische medizinische Fachkräfte richte. Ziel ist es, diese beim Anerkennungsverfahren zur deutschen Approbation oder Berufserlaubnis zu unterstützen, sodass sie ihre ärztliche Tätigkeit im Westerwaldkreis aufnehmen können.
Darüber hinaus bereitet die Kreisverwaltung für das kommende Jahr ein Mediziner-Camp vor, das sich an Medizinstudierende ab dem 5. Semester (bestandenes Physikum) richtet. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen sollen sie in der vorlesungsfreien Zeit die Berufsmöglichkeiten und die Vorzüge der Region entdecken können. Geboten werden interessante medizinische Workshops und Vorträge in Praxen, Krankenhäusern und im öffentlichen Gesundheitsdienst. Kombiniert wird dies mit Erlebnistouren durch den Westerwaldkreis, um die Region vorzustellen und als möglichen neuen Lebensmittelpunkt zu präsentieren.
Bereits im Dezember 2021 hatte der Kreistag beschlossen, die Niederlassung und Neuanstellung von Ärztinnen und Ärzten im Kreisgebiet finanziell zu fördern. Dadurch sollte ein wirtschaftlicher Anreiz geschaffen werden. Im Jahr 2022 gingen daraufhin zwölf Anträge ein, die auch größtenteils bewilligt wurden. Weitere Anträge aus 2023 werden derzeit bearbeitet.
„All diese Maßnahmen sollen die ärztliche Versorgung verbessern. Dabei gilt es, langfristig zu planen, denn schnelle Lösungen wird es aufgrund der allgemein schwierigen Situation im medizinischen Umfeld nicht geben“, erklärt Gabriele Wieland.
Interessierte aus dem medizinischen Umfeld, die beim nächsten Netzwerktreffen am 13. Dezember dabei sein oder das Mediziner-Camp unterstützen möchten, wenden sich bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. (Quelle Westerwaldkreis)