„Gott ist für jeden einzelnen da!“
Domkapitular Johannes zu Eltz unterstrich in seiner Predigt während der Firmung in Kölbingen die Individualisierung
KÖLBINGEN. „Gott wird jeden von euch in seine Hand schreiben und für jeden einzelnen da sein.“ Das war für Domkapitular Johannes zu Eltz die Zusage Gottes, die er den 47 Jugendlichen in der vollbesetzten Kirche in Kölbingen zusprechen durfte. Jeder und jede einzelne werde von Gott mit Namen angesprochen und dürfe den Heiligen Geist empfangen.
Buntheit und Vielfalt
„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ (Joh 14,2). Dieses Wort aus dem Johannesevangelium ist zu Eltz bisher hauptsächlich bei Beerdigungen als Lesung begegnet, berichtete er aus seiner seelsorgerlichen Erfahrung. Für die Firmlinge, die am Anfang des Lebens stehen, drücke die Bibelstelle eher die Buntheit, die Vielfalt, das „Hier und Jetzt“ aus. Jesus kenne jeden einzelnen und wisse, was ihm oder ihr guttue, auch die individuellen Vorlieben. „Die Wohnungen im Hause des Vaters, also unser Platz bei Gott, sind nicht Null Acht Fünfzehn“, betonte zu Eltz und beschrieb den Prozess der Individualisierung, der schon vor Jahrzehnten begonnen habe.
Kirche streut Sternenstaub
Die Gemeinschaft habe früher stärker geprägt und noch der Großelterngeneration mehr Vorgaben gemacht als heute. Stark beteiligt an dieser kulturellen Prägung sei die Kirche „mit ihren Bildern, mit den Gottesdiensten in den schönen Kirchen“ und dem christlichen Brauchtum gewesen. „Man könnte sagen mit dem Sternenstaub, den sie über das oftmals eintönige, einsilbige, einsame Leben der Menschen gestreut hat. Und das hat sich geändert. Der Glaube prägt immer noch, aber er prägt ganz anders“, beobachtete der Frankfurter Stadtdekan.
Individuelle Wünsche
Für die Jugendlichen heute stehe nicht die Gruppenzugehörigkeit im Vordergrund, sondern das, was jeden einzelnen von den anderen unterscheide. „Wer euch besser kennenlernen, wer euer Vertrauen gewinnen möchte, der muss, so vermute ich, das spüren, und darauf eingehen können. Auf den Wunsch jedes einzelnen Menschen, als ein besonderer Mensch wahrgenommen zu werden.“
Verwurzelt wie ein Westerwälder Baum
Aus seiner eigenen Lebenserfahrung heraus konnte zu Eltz den Jugendlichen zusagen, dass Gott für jeden einzelnen einen Platz habe, „auf dem ich stehen kann, nicht einsam, aber selbst-ständig, und wo ich wachsen kann und mich entfalten kann wie so ein gepflanzter, tief verwurzelter, Westerwälder Baum.“ Gott sehe jeden einzelnen an, nehme ihn an und führe ihn ins Glück, das heißt „an den besonderen Platz, an dem er oder sie völlig richtig ist.“ Diese Gemeinschaft mit Gott, das ewige Leben, beginne nicht erst nach dem Tod, sondern mit dem Geschenk des Heiligen Geistes.
Musikalisch gestaltet wurde der Firmgottesdienst von der Jugendband „Crossroads“.