Rheinland-Pfalz richtet den Blick auf den kommenden Herbst/Winter
Seit gut zweieinhalb Jahren stellt uns das Corona-Virus vor immer neue Herausforderungen. Wir haben vor allem dank der Impfung in weiten Teilen der Gesellschaft einen großen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Was haben wir im Umgang mit der Pandemie gelernt und worauf müssen wir uns einstellen? Diese Fragen hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer heute mit dem Corona-Expertenteam beraten. „Mir ist der Austausch und die wissenschaftliche Expertise wichtig, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Wir erleben aktuell wieder einen starken Anstieg der Corona-Infektionen. In den Krankenhäusern oder gar auf den Intensivstationen bildet sich das bislang nicht ab“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Gespräch mit dem Gremium, das sich aus Medizinern, Virologen, weiteren Wissenschaftlern und Experten zusammensetzt.
Die Prognosen für den Herbst und Winter seien mit hohen Unsicherheitsfaktoren behaftet. Insgesamt werde viel davon abhängen, welche Varianten dann dominieren, und ob diese, wie Omikron, nur relativ wenige schwere Verläufe verursachen. Ein deutlich schlechteres Szenario träte ein, wenn sich eine Virusvariante entwickele, die wieder zu schweren Verläufen führe, wie im Winter 2020 oder 2021. Dann würde auch der Druck auf die Kliniken wieder steigen, so die Ministerpräsidentin. Neben den Corona-Infektionen rechnen die Experten im kommenden Herbst und Winter mit einer hohen Zahl an Grippepatientinnen und -patienten, sollte es nicht wieder zum flächendeckenden Einsatz von Maskenpflichten in zahlreichen Bereichen des öffentlichen Lebens kommen.
„Im Herbst werden die Zahlen der Coronavirus-Infektionen wieder ansteigen und in Kombination mit anderen Atemwegsinfektionen das Gesundheitswesen erneut belasten. Die mittlerweile erreichte Grundimmunität in der Bevölkerung in Rheinland-Pfalz lässt aber erwarten, dass dieser Anstieg der Infektionen nicht mit den gleichen einschneidenden Einschränkungen für das öffentliche Leben wie in den vergangenen Jahren verbunden sein wird“, sagte Univ.-Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Insgesamt sei wichtig, dass sich vor allem vulnerable und ältere Menschen eine Auffrischungsimpfung holen und am besten gleichzeitig eine Grippeimpfung.
„Für den Herbst wird es neben einer Omikron-angepassten Impfung wichtig sein, Maske zu tragen, wenn eine größere Zahl von Personen in Innenräumen zusammenkommt. Das mag uns zwar lästig vorkommen, trägt aber dazu bei, dass Geschäfte, Lokale, Freizeiteinrichtungen und allem voran Schulen hoffentlich nicht mehr geschlossen werden müssen“, so Prof. Dr. Konstantin Strauch, Leiter des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
„Zur Vorbereitung auf die kommende kalte Jahreszeit ist es sinnvoll, ein Frühwarnsystem zu installieren, um im Falle einer gefährlicheren Virusvariante rechtzeitig die Weichen für die regionale Gesundheitsversorgung stellen zu können, auch wenn alle darauf hoffen, dass uns dies erspart bleibt“, sagte Prof. Dr. Karl-Heinz Küfer vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM).
Nach Einschätzung der Expertinnen und Experten bleibe die finanzielle Unterstützung für die Krankenhäuser wichtig. Die Landesregierung habe sich stets für eine Verlängerung der Ausgleichszahlungen bis zum 30. Juni eingesetzt, damit die Krankenhäuser in dieser Ausnahmesituation weiterhin Planungssicherheit haben, so die Ministerpräsidentin. Insgesamt war die Bilanz des Expertenteams optimistisch. Durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre habe man einen regelrechten Werkzeugkasten von Maßnahmen eingerichtet. Diese Erfahrungen zeigten, dass Maßnahmen wie Masketragen, Abstandhalten und Hygienemaßnahmen sehr wirksam waren. Wichtig sei, dass im Herbst die Möglichkeit bestehe, bei veränderter Infektionslage schnell Maßnahmen aus diesem Werkzeugkasten umsetzten zu können. Ein Schlüssel bleibe weiterhin die Impfung, sie schütze vor schweren Krankheitsverläufen.
Mitglieder des Expertenteams
Dr. Cornelia Höflich, Referatsleiterin Öffentlicher Gesundheitsdienst, Hygiene und Infektionsschutz, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz
Dr. Wolfgang Kohnen, stellvertretender Leiter der Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention – Krankenhaushygiene, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Karl-Heinz Küfer, Division Director „Optimisation“ Head of Department, Optimisation- Operations Research, Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM)
Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, M.A., Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Univ.-Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Direktor (komm.) des Instituts für Virologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Konstantin Strauch, Leiter des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Andreas Wermter, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz
Prof. Dr. Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. med. Philipp Zanger, Referatsleiter im Institut für Hygiene und Infektionsschutz, Abteilung Humanmedizin, Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz (Quelle Staatskanzlei Mainz)