Die Energieversorgung Mittelrhein (evm) geht mit gutem Beispiel voran: Sie wird bereits in den kommenden Monaten sukzessive die Nahverkehrsflotte ihrer Tochtergesellschaft, der evm Verkehrs GmbH, mit modernster Filtertechnik ausstatten und dafür sorgen, dass die eingesetzten Busse noch sauberer fahren. Im ersten Halbjahr 2018 soll die Umrüstung nach Möglichkeit abgeschlossen sein. „Mit einer Investition in Höhe von rund einer Million Euro wollen wir als evm-Gruppe unseren Teil dazu beitragen, dass die Luft in Koblenz sauberer wird und die Ziele des Luftreinhalteplans eingehalten werden können“, erklärt evm-Vorstandsvorsitzender Josef Rönz. „Als Partner der Region übernehmen wir hier gern Verantwortung. Das zeigt sich im Übrigen auch in unserer Klimaschutzinitiative, in deren Rahmen wir Kunden dabei auch finanziell unterstützen, von einer Öl- auf eine umweltfreundliche Erdgasheizung umzustellen. Durch eine Umstellung auf Erdgas reduzieren Hausbesitzer die Feinstaub-, Stickoxid- und CO2-Emission deutlich.“ Foto evm/Sascha Ditscher: Stellten die evm-Offensive zur Luftreinhaltung vor (von links): Josef Rönz, Dr. Karlheinz Sonnenberg, Jürgen Czielinski und Stefan Wecker an einem Linienbus, der bereits den Euro-6-Standard erfüllt.
Durch die umfangreiche und in der Region bislang beispiellose Umrüstungsaktion bei insgesamt 41 betroffenen Bussen wird ein beachtlicher Beitrag zur Schadstoffreduzierung geleistet: Um 34 Tonnen kann sich der Stickoxidausstoß pro Jahr reduzieren; das entspricht einer Verringerung um etwa 80 Prozent. Die Verkehrsgesellschaft der evm-Gruppe setzt dabei auf sogenannte SCR-Systeme. SCR steht dabei für „Selective Catalytic Reduction“ – eine Technik, die vom Prinzip her auch bei Fahrzeugen der Abgasnorm Euro 6 verwendet wird. Dabei werden die Stickoxide in einer Reaktion mit Harnstoff bei Abgastemperaturen von mehr als 240 °C zu molekularem Stickstoff – dem Hauptbestandteil von Luft – umgewandelt.
Die positiven Erfahrungen anderer Verkehrsunternehmen haben die evm Verkehrs GmbH ermutigt, diesen Weg auch für den Koblenzer Nahverkehr einzuschlagen. Wie Jürgen Czielinski, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft, erläutert, haben beispielsweise die Paderborner und Tübinger Verkehrsbetriebe mit der modernen Filtertechnologie sehr gute Erfahrungen im Rahmen eines qualifizierten Tests gemacht und sind mit den Ergebnissen in puncto Schadstoffreduzierung sehr zufrieden. Der Nutzfahrzeugexperte der Hochschule Landshut, Professor Dr. Ralph Pütz, hat vor wenigen Tagen Messergebnisse vorgestellt und berichtet, dass bei nachgerüsteten Bussen die aktuell vorgegebenen Euro-6-Kriterien sogar noch unterschritten werden. Wichtig: Dabei handelt es sich nicht um Laborwerte, sondern um Resultate aus dem tatsächlichen Einsatz im Stadtverkehr. Diese ökologische Erfolgsgeschichte soll nun auch in Koblenz Einzug halten. Ein Bus verfügt im Gegensatz zu einem Pkw und anderen Fahrzeugtypen über ausreichend Platz im Motorraum, um den benötigten AdBlue-Tank und den zusätzlichen SCR-Filter unterzubringen. Der evm-Betriebshof ist bereits mit einer eigenen AdBlue-Tanksäule für die evm-Busse ausgestattet. Ein Teil der Busflotte der evm Verkehrs GmbH muss dabei erst gar nicht umgerüstet werden: Insgesamt 13 Fahrzeuge erfüllen bereits die strengen Euro-6-Kriterien; dazu zählen auch die fünf neuen Gelenkbusse, die erst vor wenigen Monaten angeschafft wurden und den Fahrgästen neben dem Umwelt-Plus auch noch mehr Komfort bieten. Ältere Busse mit ungünstigeren Umweltwerten wurden im Gegenzug ausgemustert.
Die evm Verkehrs GmbH will in nächster Zeit noch weitere Schritte unternehmen, um den Busverkehr in Koblenz noch umweltfreundlicher zu machen. „Wir prüfen derzeit, auch Elektro-Busse einzusetzen“, berichtet Jürgen Czielinski. Gerne hätte er schon viel früher einen E-Bus im Linienverkehr eingesetzt; doch bislang gab es noch zu große technische Hindernisse auf Herstellerseite. Aufgrund der noch sehr geringen Marktanteile von Elektrobussen gibt es noch keinen Industriestandard für die eingesetzten Komponenten. Auch die Einsatz- und Betriebsstabilität war noch nicht in dem Maße gegeben, wie er gerade für den Einsatz im Linienverkehr notwendig ist. Die Hersteller sind in jüngster Zeit hier große Schritte unter anderem bei der Batteriekapazität nach vorn gekommen, sodass jetzt für die evm Verkehrs GmbH die Zeit reif für einen Test in Koblenz ist. In den nächsten Wochen wird ein solcher Elektrobus geliefert, der dann umfassend unter die Lupe genommen und auf Praxistauglichkeit geprüft wird. Vom Ergebnis dieses Tests hängt ab, ob die evm Verkehrs GmbH ein Konzept zum Einsatz von E-Bussen im Koblenzer Linienverkehr erstellt und dabei auch Zuschussmöglichkeiten klärt. Immerhin ist die Anschaffung eines Omnibusses mit elektrischem Antrieb mehr als doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Dieselbus. Den Einsatz eines klimafreundlichen Erdgasbusses hat die evm-Gruppe bereits vor einigen Monaten erfolgreich getestet. Auch diese Antriebsart stellt für die evm-Gruppe eine sehr gute Alternative zur Dieseltechnologie dar. Eine mögliche Realisierung hat die evm-Gruppe mittelfristig für die nächsten drei bis fünf Jahre ins Auge gefasst, um in dieser Zeit die entsprechende Tankstelleninfrastruktur zu schaffen und die hohen Investitionen darstellen zu können.
Im Rahmen der aktuellen Diskussion weist Dr. Karlheinz Sonnenberg, im evm-Vorstand für die Verkehrsgesellschaft zuständig, auch darauf hin, dass der ÖPNV im Kern nicht das Problem, sondern Teil der Lösung ist: „Würden noch mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen und nicht mit dem Auto in die Koblenzer Innenstadt fahren, wäre damit ein sehr großer Beitrag zur Luftreinhaltung geleistet.“ Die evm Verkehrs GmbH zählt jährlich 10 Millionen Fahrgäste und sieht dabei noch Luft nach oben. „Hilfreich wären zum Beispiel großzügige P+R-Parkplätze vor den Toren der Stadt“, meint Jürgen Czielinski. Dr. Karlheinz Sonnenberg zufolge darf man auch nicht vergessen, dass Pkw den mit Abstand größten Anteil an der Schadstoffbelastung in der Innenstadt haben. Bei den 23.000 Fahrzeugen, die täglich den Knotenpunkt am Wöllershof durchkreuzen, handelt es sich gerade bei 4 Prozent um Busse und Lkw.
Wie groß das Potenzial zur wirksamen Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist, hat sich im Rahmen der evm-Wärmemarktstudie gezeigt: Allein in der Stadt Koblenz können die Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis 2050 um 54 Prozent gesenkt werden, wenn die Hausbesitzer von Öl- auf Erdgasheizungen umstellen würden. Dieses Potenzial will die evm im engen Schulterschluss mit der Stadt Koblenz nutzen. Vorstandsvorsitzender Josef Rönz macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Modernisierer bei einer Umstellung von Öl auf Erdgas im Vergleich zu einem alten Kessel ein Drittel der CO2-Emissionen – und bares Geld durch einen effektiven Kessel mit geringerem Verbrauch einsparen. Außerdem reduziert sich die Feinstaub- sowie die Stickoxid-Belastung auf nahezu null. Rönz: „Es gibt keinen kosteneffizienteren Weg, CO2-Emissionen zu reduzieren, als durch den Umstieg auf moderne Erdgastechnologie.“