Westerwaldkreis. „Anders als Du denkst“ – unter diesem Motto haben rund 100 Jungen und Mädchen den ersten Kinderkirchentag des Dekanats Westerwald gefeiert. Im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg entdeckten die jungen Besucher und das 25-köpfige Mitarbeiterteam des Kirchentags einen Tag lang die biblischen Gleichnisse – und zwar auf ganz ungewöhnliche Art und Weise: mit Verbandszeug, Schatztruhen und Tausenden von Holzklötzen.
Die Gleichnisse, die Jesus seinen Jüngern vor 2000 Jahren erzählt, sind voller anschaulicher Symbole: Senfkörner, Perlen, Schafe. Das Team des Kinderkirchentags greift diese Bildsprache in Bad Marienberg auf kreative Art und Weise auf: Am Vormittag suchen sich die Kinder einen von insgesamt sechs Workshops aus, von denen sich jeder einer „Anders als Du denkst“-Geschichte widmet, wie die Gleichnisse beim Kinderkirchentag genannt werden. In einer geht es um zwei Häuser, von denen eines auf Sand und eines auf Fels gebaut wird. Die erwachsenen Mitarbeiter überlegen gemeinsam mit den Kindern, welches Gebäude wohl stabiler steht, wenn es stürmt oder regnet.
Anschließend erklären sie in kindgerechten Worten, was Jesus mit dem Bild sagen will: nicht bloß quatschen, sondern den Worten Taten folgen lassen und damit sein Leben auf stabilen Boden bauen. Gesagt, getan: Nach der Geschichte errichten die Kinder mit sage und schreibe 8000 Holzklötzen einen fast drei Meter hohen Turm, der tatsächlich mehrere Stunden stabil steht. Erst als eine Mitarbeiterin unter dem Jubel der Kinder mit Schmackes durch das Bauwerk rennt, stürzt er unter viel Getöse in sich zusammen.
Etwas weniger waghalsig geht es unterdessen bei den anderen Gruppen zu: Das Gleichnis der kostbaren Perle, für die ein Mann sein Hab und Gut verkauft, veranschaulichen die Jungen und Mädchen mit „echten“ Perlen, aus denen sie hübsche Ketten und Armreife basteln. Wertvoll ist auch der Schatz, der im Gleichnis vom Acker vergraben ist. Die Teilnehmer überlegen, welche Schätze sie in ihrem Leben schon gefunden haben und schreiben sie in Schatztruhen aus Papier auf. In denen finden sich dann Kostbarkeiten wie die Familie, Freunde, Urlaub und natürlich: Schokolade.
Das Gleichnis vom verlorenen Groschen greift der Workshop „Jeden Cent wert“ auf. Hier geht es nicht nur um die Freude, etwas Verlorenes wiederzufinden. Sondern auch darum, aus alten Dingen noch etwas Gutes zu machen: Mit viel Hingabe basteln die Kinder schicke und stabile Geldbörsen aus Safttüten.
In Gleichnissen verlieren Menschen eben oft Sachen. Manchmal sogar Schafe. Deshalb basteln die Teilnehmer der Gruppe „Scha(r)f gesucht“gleich ein paar neue aus Kochlöffeln und Watte. Und sie lernen nebenbei noch viel über die wolligen Tiere – zum Beispiel, dass es weltweit mehr als eine Milliarde von ihnen gibt. Eine schöne und interessante Art, das Gleichnis des verlorenen Schafs zu veranschaulichen.
Apropos interessant: Die Kinder der Gruppe, die sich dem barmherzigen Samariter widmete, wissen jetzt, was im Ernstfall zu tun ist. Schließlich zeigt ihnen ein echter Experte des Deutschen Roten Kreuzes wichtige Tipps zur Ersten Hilfe: Thiemo Weisenfeld vom DRK-Ortsverein Bad Marienberg erklärt unter anderem, wie man Nasenbluten stoppen kann, wie ein Druckverband angelegt wird und wie die stabile Seitenlage geht. Anschließend probieren die Kinder die Tipps an ihrem Nebenmann aus und lernen am Ende sogar einen echten Rettungswagen von innen kennen.
Die vielen jungen Besucher des Dekanatskinderkirchentags haben offenbar jede Menge Spaß – nicht nur während des Workshops, sondern auch beim anschließenden Spielenachmittag auf dem Pausenhof der Schule. Und sie lernen viel über die „Anders als Du denkst“-Geschichten. Im Abschlussgottesdienst, bei dem auch die Eltern dabei sind, erzählen sie auf der Bühne, wie Jesus seinen Freunden die Dinge, die ihm wichtig waren, erzählt hat: in einfachen, anschaulichen Geschichten, die die Menschen verstehen. Und obwohl heute nur noch wenige ein Schaf haben oder einen Acker kaufen: Die Geschichten funktionieren immer noch und sorgen bei den jungen Gästen des Kinderkirchentags für etliche Aha-Erlebnisse. (bon)