Nachhaltigkeit und Marktwirtschaft – (wie) passt das zusammen? – Eine Kooperationsveranstaltung zum Thema Gemeinwohlökonomie
"Geschichte an einem Wendepunkt", so lautet das Motto des letzten Weltwirtschaftsforums in Davos. Doch nicht erst die jüngsten Ereignisse zeigen, dass ein Systemwandel nötig ist, wenn ein zukunftsfähiges, nachhaltiges und ausbalanciertes Miteinander angestrebt wird.
Christian Felber, Autor des Buches "Gemeinwohl-Ökonomie" und Mitinitiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung, meint dazu: „Unser Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbstzweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle. Die Gemeinwohlökonomie setzt die Menschenwürde, die Menschenrechte und die ökologische Verantwortung als Gemeinwohlwerte auch in der Wirtschaft um.“
Am 19.09.2022 wird Felber, auf Einladung der Berufsbildenden Schule (BBS) Montabaur, um 18 Uhr in der Mons-Tabor-Halle Montabaur einen Vortrag zur Gemeinwohlökonomie (GWÖ) halten.
Die Veranstaltung, die unter der Überschrift „Gemeinwohlökonomie – ein Wirtschaftsmodell der Zukunft“ stattfindet, ist eine Kooperation von der BBS Montabaur, der Regionalgruppe "GWÖ-Koblenz-Mittelrhein" und dem „Forum Wirtschaftsethik – Zukunft braucht Werte“, ein Zusammenschluss von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH (wfg), IHK Koblenz - Geschäftsstelle Montabaur, Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald, kath. Erwachsenenbildung Westerwald-Rhein-Lahn und Ev. Dekanat Westerwald.
Neben dem Impulsvortrag stehen ein World-Café und die Preisverleihung „Grüne Welle“ auf dem Programm, durch das Schülerinnen und Schüler der BBS führen werden.
Im Rahmen des World-Cafés werden Projekte aus den Themenbereichen Klimaschutz, Mobilität, Energie- und Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, Regionale Wertschöpfung, Solidarität und Gerechtigkeit sowie Gesundheit und Ernährung präsentiert. Die vorgestellten Projekte haben sich größtenteils um den Nachhaltigkeitspreis „Grüne Welle“ beworben, der erstmalig vom Klimaschutzmanagement und der wfg des Westerwaldkreises verliehen wird. Die ersten drei Plätze werden zum Abschluss der Veranstaltung prämiert.
„Ein vielseitiges Programm, das aktuelle Herausforderungen thematisiert und Lösungsimpulse anbietet. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für die Wettbewerbsteilnehmer,“ meinen die Veranstalter.
Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldungen (Einzelpersonen oder auch Schulklassen) unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gebeten.
Es gelten die zum Zeitpunkt der Veranstaltung gültigen Corona-Bestimmung.
Programmablauf
18:00 Uhr Begrüßung
18:05 Uhr Vortrag Christian Felber
19:00 Uhr Vorstellung der Projekte - World-Café
19:45 Uhr Preisverleihung „Grüne Welle“
20:00 Uhr Austausch und Netzwerk
Hintergrund:
Teil eines umfassenden Wandels zu einer nachhaltigeren Ökonomie ist die Taxonomie, die das Ziel verfolgt, ein EU-weites Klassifizierungssystem für die Bewertung ökologischer Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Aktivitäten zu etablieren. Die für große Unternehmen seit 2017 EU-weit geltende Verpflichtung, einen Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen, wird zukünftig auf kleinere Unternehmen ausgeweitet. Dabei werden die sechs Umweltziele Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme zu Grunde gelegt.
Beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist zu lesen, dass Unternehmen ab 250 Mitarbeitern die Richtlinie grundsätzlich ab Geschäftsjahr 2023 anwenden müssen, kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen ab Geschäftsjahr 2026. Standards für die Informationen, die KMUs vorlegen müssen, sollen bis zum 31. Oktober 2023 veröffentlicht werden.
Diese Unternehmen müssen nicht nur Informationen zu Umweltfragen, sondern auch zu sozialen Angelegenheiten und der Behandlung von Mitarbeitern, zur Achtung der Menschenrechte, zu Korruptions- und Bestechungsbekämpfung und Vielfalt in den Unternehmensvorständen (in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildungs- und Berufshintergrund) liefern. Branchenspezifische Standards sollen ebenfalls bis Ende Oktober 2023 ausgearbeitet werden.
Die EU-Taxonomie dürfte also für Betriebe aller Größenkategorien einen erheblichen Aufwand mit sich bringen. Auch kleine und mittlere Unternehmen werden immer öfter Daten zur eigenen Nachhaltigkeit vorlegen müssen und sind gut beraten, sich möglichst frühzeitig mit der eigenen Klima- und Umweltbilanz zu beschäftigen.
Bereits 2015 sprach sich der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss dafür aus, das Gemeinwohl-Ökonomie-Modell sowohl in den europäischen als auch die einzelstaatlichen Rechtsrahmen zu integrieren. Der Österreicher Christian Felber war bei der damaligen Plenarsitzung vor Ort in Brüssel. (Quelle WFG)