Viele Gäste staunen bei Wölferlingen über Gottes Schöpfung
Westerwaldkreis. Manchmal ist eine Notlösung genau richtig. Zum Beispiel die Entscheidung, den Familienkirchentag des Evangelischen Dekanats Westerwalds mitten in der Natur statt in einem Gebäude zu feiern. In Wölferlingen haben sieben Stationen zum Staunen über die Schöpfung eingeladen – coronakonform verteilt über einem etwa zwei Kilometer langem Rundweg. Eine Notlösung, ja. Aber eine ausgesprochen charmante.
31 Familien haben sich bei Kaiserwetter auf den Weg über die Felder am Biberteich gemacht – zu Fuß, mit Kinderwagen, manche mit geländetauglichen Bollerwagen. Der Startpunkt der sonnigen Entdeckertour war die Grillhütte, bei der auch schon die erste Station auf die Besucher*innen wartete: Dort gestalteten die Gäste mit Hilfe von Trichtern und buntem Sand schöne Sandgemälde in kleinen Flaschen. Schön und dazu noch nützlich waren die Insektenhotels von Station Nummer zwei: Dort konnte man sich seine persönliche Herberge für die kleinen Lebewesen zusammenzimmern – aus Büchsen, Röhrchen und mit buntem Garn verziert.
Auch am dritten Stand drehte sich alles um die nützlichen Tierchen: Begleitet von sonorem Summen stellten dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchentags die Biene vor. Und zwar nicht nur Wissenswertes zur Bienenzucht, sondern Interessantes über all das, was wir den Insekten zu verdanken haben. Die Gäste konnten dem Gewimmel am Bienenstock zusehen, Wachskerzen herstellen und sich Honig, Cremes oder auch Bienenfutterpflanzen für den heimischen Garten mitnehmen. Der siebenjährige Emil war ganz erstaunt, wie turbulent es rund um die Bienenbehausung zuging: „Ein Insektenhotel kenne ich, so eines haben wir zuhause. So einen Bienenstock habe ich aber noch nie gesehen“, sagt er unter seinem Imkerhut und schaut den Insekten staunend zu.
Erstaunlich ist auch, wie viel Kreativität in Menschen schlummert. Und manchmal reichen schon ein weißes Blatt und ein paar „Waldschätze“, um sie zu wecken. Im Waldmuseum, der nächsten Station, hat die Muse offenbar vielen der Besucher*innen ein Küsschen gegeben. Fast 20 „Gemälde“ verschönerten den Waldboden: großformatige Papierbögen, auf denen die Gäste mit Ästen, Blüten, Blättern und Moos fantasievolle Kunstwerke gestalteten.
Auf dem Hindernisparcours – Station Nummer fünf – ging’s unterdessen weniger beschaulich zu. Hier kam es vor allen Dingen drauf an, dass es die jungen Sportskanonen flugs über eine abgezirkelte Waldstrecke schaffen.
Wer nicht ganz so schnell und gelenkig ist, konnte sich bei der nächsten Station ein paar Tricks abschauen. Die führte in die „Vogelzucht Koch & Sohn“, und unter den rund 240 Vögeln, die dort leben, gibt’s einige besonders geschickte Artgenossen – den Ara zum Beispiel: Der Papagei setzt sogar seinen Schnabel zum Klettern ein.
Bevor es zurück zum Ausgangspunkt ging, ließen sich viele Familien an der letzten Station noch ein wohlriechendes Heilöl zusammenstellen, angereichert mit heimischen Pflanzen vom Wegesrand und ausgesprochen wohltuend.
Der Familienkirchentag war für viele Gäste genau das: eine Wohltat, bei der man in aller Ruhe die Natur genießen und die Geheimnisse der Schöpfung entdecken konnte – oder sich einfach mal für ein Picknick auf eine der vielen Wiesen niederlies. Der Abschlussgottesdienst war ein angemessener Ausklang für den Tag unter freiem Himmel. Viele Familien sammelten sich auf dem Platz vor der Grillhütte, genossen die Musik des Dekanatskantors Christoph Rethmeier, die Impulse von Pfarrerin Claudia Elsenbast und die Segensworte Regina Kehrs, die den Tag gemeinsam mit ihrem Team auf die Beine gestellt hatte.
Da staunste! Ein Motto, das passt. Denn der Familienkirchentag hat gezeigt, dass selbst ein „Notprogramm“ zu etwas ganz Besonderem werden kann. Und dass viele Sorgen, die wir Menschen uns vorher machen, im Nachhinein oft unbegründet sind. Eine Eule und ein Rabe, dargestellt von den „Puppenspielern“ Emil Huck und Ralf Priebe, brachten es am Ende so auf den Punkt: Gott, sagen die beiden während des Abschlussgottesdienstes, versorgt uns Lebewesen mit allem, was wir brauchen: „Deshalb sind wir Vögel zufrieden. Können das nicht auch die Menschen sein?“ (bon)
Im Detail
Elf haupt- und 24 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben den Familienkirchentag des Evangelischen Dekanats Westerwald auf die Beine gestellt. Insgesamt waren 62 Kinder und 53 Erwachsene zu Gast in Wölferlingen. (Quelle Evangelisches Dekanat WW)