Neue Leitung wirbt für Ehrenamtliche – Jetzt anmelden
Westerwaldkreis. Die Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald (NFS) hat eine neue Leitung: Bea Vogt, Rainer Dämgen und Gerhard Stubig kümmern sich um die Koordination der rund 40 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Bislang lag diese Aufgabe in den Händen von Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach: Sie hat sich im Sommer nach 20 Jahren im Amt in den Ruhestand verabschiedet. Von Seiten der Evangelischen Kirche sind Gerhard Stubig für das NFS-System Rhein-Lahn und Bea Vogt für den Bereich Westerwald zuständig. Rainer Dämgen vertritt die katholische Seite und leitet gemeinsam mit Bea Vogt die Ausbildung für beide Systeme. Im Gespräch werben er und Bea Vogt dafür, sich in der Notfallseelsorge zu engagieren – einem Dienst, der fordernd und sinnstiftend zugleich ist. Am 26. Februar 2024 beginnt der neue NFS-Grundkurs; noch bis Ende des Jahres können sich Interessierte dazu anmelden.
130-Mal sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im vergangenen Jahr ausgerückt – ungefähr so oft wie in den Jahren zuvor, sagt Bea Vogt: „Trotzdem wird die Situation herausfordernder. Denn den Ehrenamtlichen mangelt es zunehmend an Zeit. Nicht alle ArbeitgeberInnen sind bereit, unsere Leute während des Bereitschaftsdienstes freizustellen.“
Um das abzufedern, wollen die beiden Systeme Rhein-Lahn- und Westerwaldkreis künftig noch enger zusammenarbeiten. Aber es braucht eben auch mehr Menschen, die sich in der NFS engagieren. Besondere Qualifikationen sind dafür nicht nötig. Neben dem Führerschein kommt es vor allen Dingen auf die innere Stabilität an, sagt Bea Vogt: „Man sollte empathisch sein; offen über das sprechen können, was die Seele belastet, aber auch in der Lage sein, einen Einsatz hinter sich zu lassen.“ Denn die Einsätze kosten Kraft – sowohl körperlich, wenn man schon mal lange an der Autobahn in der Kälte stehen muss, als auch seelisch. „Unsere Aufgabe ist, Menschen in Ausnahmesituationen beizustehen. Wir leisten erste Hilfe für die Seele und sind da, wenn für andere eine Welt zusammenbricht“, fasst Bea Vogt zusammen. Besonders oft werden die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger beim häuslichen Tod, zum Überbringen einer Todesnachricht oder bei Suizid gerufen.
So herausfordernd manche Einsätze auch sind: Die Notfallseelsorgerinnen lassen sich gegenseitig nicht alleine. Neben dem Diensthabenden vor Ort gibt es einen zusätzlichen Hintergrunddienst, der zu Hilfe kommt, wenn es die Situation erfordert. „Die Notfallseelsorgerinnen sind in ein stabiles System und eine gute Gemeinschaft eingebunden, zu der die Einsatznachbesprechung ebenso gehört wie die regelmäßige Supervision und eine fundierte Ausbildung“, sagt Rainer Dämgen. Die beginnt am 26. Februar 2024 mit dem nächsten Grundkurs der Notfallseelsorge. „Der Grundkurs umfasst rund 140 Stunden“, erklärt Rainer Dämgen. Zu Beginn führen er und seine KollegInnen ein Vorgespräch. „Währenddessen schauen wir, ob’s passt: Wir möchten wissen, warum jemand bei uns mitarbeiten möchte und ob die Person teamfähig ist. Denn die Gemeinschaft ist in unserem Dienst unglaublich wichtig: Wir müssen uns aufeinander verlassen können und Hand in Hand arbeiten – auch ohne große Worte“, unterstreicht der Ausbilder.
Dann beginnt eine Intensivwoche. „Währenddessen sprechen wir beispielsweise darüber, wie Menschen mit Tod und Trauer umgehen; es geht um Selbstfürsorge oder um die Strukturen der NFS. Außerdem stellen wir Einsätze mit Rollenspielen nach“, erläutert Bea Vogt. Nach der Woche folgen kürzere Seminare sowie Praktika und Hospitationen. Die gesamte Ausbildung folgt einem bundeseinheitlichen Lehrplan und dauert etwa ein Jahr. An deren Ende werden die neuen Helferinnen und Helfer in einem feierlichen Gottesdienst in den Dienst eingeführt. Für Rainer Dämgen und Bea Vogt ist dieser Segen wichtig und weit mehr als ein feierlicher Akt: „Wir arbeiten im Auftrag Gottes, der das Leben liebt“, sagt Dämgen. „Er gibt mir Kraft, das auszuhalten, was kaum auszuhalten ist.“
Nicht mehr und nicht weniger. Denn jeder Einsatz ist anders. Und oft ist es gut und richtig, Menschen ohne große Worte oder gar gut gemeinte Ratschläge einfach beizustehen, sagt Rainer Dämgen: „Wofür mache ich das? Für den Satz: Danke, dass Sie da waren.‘ Menschen helfen – da, wo sie es brauchen. Darum geht es in unserer Arbeit.“ (bon)
Weitere Infos und Anmeldung (bis 31. Dezember) zum nächsten Grundkurs: Telefon 02663/968210.
Kompakt: Die Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald
Seit mehr als 20 Jahren leistet die Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald erste Hilfe für die Seele. Sie steht Menschen in akuten Notsituationen bei und arbeitet eng mit den Einsatzkräften zusammen. Zurzeit besteht sie aus rund 40 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Bea Vogt, Rainer Dämgen und Gerhard Stubig leiten die NFS ehrenamtlich; die Pfarrstelle Notfallseelsorge, die Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach innehatte, ist momentan noch unbesetzt. (Quelle Evangelisches Dekanat WW)