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Einschränkungen in der Beweglichkeit kosten Lebensqualität
Limburg-Weilburg. Die Selbsthilfegruppe für Parkinsonkranke im Kreis Limburg-Weilburg besteht bereits seit 36 Jahren. Seit zehn Jahren ist Gerhard Kroh aus Weilburg der Leiter. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat in der Villmarer Gaststätte „Klickermill“ in der König-Konrad-Halle.
Wie die stellvertretende Vorsitzende der Gruppe, Ingrid Schäfer aus Weilmünster, berichtet, werden ein neuer Vorsitzender und auch neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die Gruppe gesucht. Mittlerweile ist die Gruppe ein wenig gealtert, so dass viele frühere Aktivitäten wie gemeinsame Ausflugsfahrten und Wanderungen nicht mehr stattfinden, was Schäfer bedauert. Für manche älteren und schon länger an Parkinson erkrankten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es, wie sie berichtet, schon ein echtes Problem, vom Parkplatz zu Fuß zu einer Grillhütte zu kommen. Der harte Kern der Selbsthilfegruppe besteht nur noch aus ein Dutzend Personen.

Da Gerhard Kroh aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr lange als Vorsitzender zur Verfügung stehen kann, ist sogar der Fortbestand der Gruppe in ernsthafter Gefahr, falls sich kein Nachfolger finden sollte. Ingrid Schäfer hätte zur Not den Vorsitz übernommen, doch sie hat kein Auto. Von daher wäre ein mobilerer Kollege oder eine mobilere Kollegin für die Leitung ihrer Meinung nach sinnvoller.
Schäfer denkt: „Es gibt genug Parkinsonkranke für die Gruppe in der Region“. Nur wollten sich viele Betroffene eben nicht als solche outen und blieben lieber daheim. Der Frau aus Weilmünster dagegen hat der Austausch in der Gruppe immer sehr gutgetan. Auch wenn sie selbst keine Betroffene ist. Schäfer war aber immerhin elf Jahre in ihrem engsten Umfeld mit Parkinson konfrontiert. Es war zu der Zeit, als ihr mittlerweile verstorbener Mann unter der Krankheit litt. Er ist allerdings nicht an Parkinson verstorben“, sagt Ingrid Schäfer. Eher habe es ihn geschwächt, dass er über die Jahre drei Mal in der Woche habe zur Dialyse gehen müssen. Bei ihrem Mann wurde Parkinson eher zufällig entdeckt. Eigentlich ging er zu einer ärztlichen Untersuchung, weil er unter Herzproblemen litt. Doch der Arzt bemerkte, dass der Patient ein leichtes Zittern der Hand hatte und meinte, das müsse nach dem Herz auch noch gecheckt werden. Das Ergebnis war, dass es sich um Parkinson handelte.
Einige Jahre lief das Leben für Schäfers Mann noch halbwegs gut, doch irgendwann nahm die Beweglichkeit des Körpers deutlich ab. „Das Schlimme für die Betroffenen ist die Gewissheit, dass die Krankheit nicht heilbar ist“, so Ingrid Schäfer. Auch ihr Ehemann wollte die Krankheit nicht akzeptieren. Obwohl er mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen war, versuchte der Kranke immer wieder aufzustehen und stürzte dadurch mehrfach. Zum Glück hatte die stellvertretende Vorsitzende der Selbsthilfegruppe eine Tochter, die Arzthelferin ist und sie bei der Pflege ihres Mannes tatkräftig unterstützte. Trotzdem kamen die beiden Frauen irgendwann körperlich wie psychisch an ihre Grenzen, litten zum Beispiel durch das Heben des Kranken bald schon an starken Rückenschmerzen.
Das Leben mit an Parkinson Erkrankten ist aber auch aus anderer Sicht nicht leicht. Teilweise leiden sie unter Depressionen. Falls die Medikamente zum falschen Zeitpunkt eingenommen werden und sich gegenseitig in ihrer Wirkung negativ beeinflussen, kann es auch zu Verwirrung und Aggressionen kommen. „Es ist nie einfach, einen Menschen alleine daheim zu pflegen“, gibt Schäfer offen zu. Bei ihrem Mann kamen zu Parkinson noch Diabetes dazu und die Erschöpfung durch drei Mal Blutwäsche die Woche, die irgendwann für seinen Körper zu viel wurde. Darum verstarb ihr Mann mit 76. Ingrid Schäfer wurde von einem Bekannten mal gefragt, warum sie trotzdem in der Selbsthilfegruppe geblieben ist? „Weil es mir selbst gutgetan hat, mich mit anderen auszutauschen“, sagt sie. Sie möchte durch ihre Mitwirkung in der Gruppe auch anderen Angehörigen von Kranken Mut geben, weil sie selbst weiß, wie belastend eine solche Situation ist.
In der Gruppe gibt es aber nicht nur Austausch unter Erkrankten und Angehörigen zum Thema Parkinson, sondern auch mal Fachvorträge von Ärzten und anderen fachkundigen Referenten. Und man trifft sich auch mal zum Kaffeetrinken. Schäfer würde sich freuen, wenn neue Leute den Mut finden würden, einfach mal bei der Gruppe vorbeizuschauen. Das Hauptproblem von Betroffenen ist, wie die stellvertretende Gruppenleiterin weiß, oft mit fortschreitender Dauer der Krankheit die abnehmende Beweglichkeit. Leider würden den wackeligen Gang im Alltag manche Mitmenschen falsch deuten und Erkrankte fälschlicherweise für alkoholisiert halten. (Quelle Kreis Limburg Weilburg)