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Initiator berichtet über Vorfälle in seiner Kindheit
Limburg-Weilburg. Eine Selbsthilfegruppe für männliche Missbrauchsopfer soll für den Landkreis Limburg-Weilburg gegründet werden. Der Initiator, ein Frührentner aus dem Kreis Limburg-Weilburg, selbst Opfer im Alter von zehn bis 13 Jahren, möchte aus Rücksicht auf die Angehörigen seiner Familie und die Nachkommen des Täters anonym bleiben. Dieser, mittlerweile verstorben, hatte zwei Kinder, die selbst Opfer des eigenen Vaters waren.

Der Nachbarsjunge- nennen wir ihn Peter Schneider- war oft alleine im Garten und konnte so unter dem harmlosen Vorwand: „Holst Du mir mal ein Bier?“ angesprochen werden. Er gehorchte.

Dessen ältere Geschwister bekamen nichts mit. Die Taten passierten immer dann, wenn die Ehefrau des Täters nicht daheim war, in der Wohnung oder im Pferdestall. ,,Es wurde mit der Zeit immer schlimmer“, sagt das Opfer. Der Täter hatte Spaß daran, Macht über ihn als Opfer auszuüben.

Ganz aus dem Weg gehen konnte er dem Täter nicht, denn seine Eltern forderten ihn oft auf, Gartenarbeiten zu erledigen. Dabei traf er auch immer wieder auf den Nachbarn. Zudem baten die Eltern ihren Sohn regelmäßig, ihren Freunden von nebenan etwas vorbeizubringen. Peter konnte dann nur hoffen, dass sich keine Situation ergab und er mit dem Täter alleine war.

Seinen Eltern konnte er die Erfahrungen nicht berichten, da sein Verhältnis zu ihnen nicht so offen war. Sie hätten ihm sicher auch nicht geglaubt, weil sie eng mit den Nachbarn befreundet waren. Der Täter übte darüber hinaus psychischen Druck auf ihn aus und sagte, Peter würde ihm extrem schaden, wenn er ihr gemeinsames Geheimnis den Eltern anvertrauen würde. So machte er alles mit sich alleine aus, bis sich das Problem irgendwann von selbst erledigt hatte. Dies war die Zeit, als das Opfer aus schulischen Gründen nachmittags nicht mehr so oft im Garten und somit für den Täter nicht mehr verfügbar war.
36 Jahre lang hat Peter all seine schlimmen Erfahrungen nach dem Missbrauch verdrängt. Darauf angesprochen, er hätte die Erfahrungen verneint. Dann holte ihn das ganze Geschehen in Form von verschiedenen, starken gesundheitlichen Problemen wieder ein, dessen Ursachen erst einmal unerkannt blieben. Dies solange, bis sein Hausarzt auf psychische Probleme tippte und ihn in eine entsprechende Klinik überwies. Dort konnten nach und nach die wahren Ursachen (posttraumatische Belastungsstörungen) festgestellt und die Flashbacks, die in der geschützten Umgebung der Klinik, immer wieder auftraten, entschlüsselt werden. „Mein Körper sagte mir, ich kann nicht mehr.“, berichtet er.
Noch heute kann er den Geruch von Männerschweiß sowie die Dominanz vieler Männer nicht ertragen und hasst Medizinbälle, weil sie ihn an den Bauch des Täters erinnern. Wenn ihn andere Menschen freundschaftlich umarmen möchten, kann er das nur schwer aushalten. Was Peter besonders traurig stimmt, war, dass er während der Zeit häufig im Betrieb fehlte und er von den Kollegen, auch nachdem er ihnen gezwungenermaßen andeutungsweise die Ursache für seine Krankheit mitteilte, wenig Unterstützung erhielt. Seine zu diesem Zeitpunkt noch lebende Mutter meinte: “Gott sei Dank ist der Missbrauch vorbei:“
Peter Schneider sagt heute, es sei immer die Angst da gewesen, dass sich der Missbrauch in seiner Jugend wiederholen könnte. Teilweise habe er Suizidgedanken gehabt und seine Lebensqualität ist bis heute eingeschränkt. „Ich leide unter einer chronischen Depression“, berichtet Schneider und macht darauf aufmerksam, dass diese Krankheit immer noch in der Gesellschaft und sogar in den Kliniken nicht ernstgenommen wird. Großveranstaltungen mit vielen Menschen kann er nicht besuchen und vom Vereinsleben hat er sich zurückgezogen. Seine Frau, die Kinder und Geschwister haben ihn immer unterstützt, lobt er, möchte sie aber durch immer wiederkehrende Gespräche über seinen Zustand nicht überfordern. (Quelle Kreis Limburg-Weilburg)