Unter der Überschrift „Ukrainische Flüchtlinge – Aktuelle Bestandsaufnahme und Perspektiven“, hatte CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Krempel zu einer Gesprächsrunde in der Reihe „Impulse digital“ der CDU-Kreistagsfraktion eingeladen. Gesprächspartner waren die Kreisbeigeordnete Gabi Wieland (Montabaur), Bürgermeister Markus Hof (Westerburg), Björn Flick von „Wäller Helfen“ sowie Bernd Kind von der Kolpingfamilie Hachenburg/Marienstatt.
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel machte zu Beginn deutlich, dass Möglichkeiten der Hilfestellung aus kommunaler Sicht erörtert werden sollen. „Was bedeutet die Zuflucht der ukrainischen Flüchtlinge für unsere Region? Was können wir vor Ort erreichen?“ Letztlich gehe es auch darum, welche Perspektiven können den leidgeplagten Flüchtlingen eröffnet werden und für welche Herausforderungen man hier vor Ort gewappnet sein müsste.
Kreisbeigeordnete Gabi Wieland berichtete, dass nach aktuellem Stand ca. 1400 Geflüchtete im Westerwald registriert seien, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen. Die Westerwälder Kreisverwaltung übernehme vorrangig die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen. Die vorhandene Verwaltungsstruktur mit den Verbandsgemeindeverwaltungen als erste Ansprechpartner habe sich gut bewährt. Auch in dieser Krisensituation erfordere die mangelnde Vernetzung von behördlichen Datenbanken wiederum größeren Aufwand. So seien beispielsweise fünf Datenbanken bei der erstmaligen Registrierung zu bedienen, die nicht untereinander kommunizieren könnten.
Der Westerwaldkreis halte auch eine „Notunterkunft“ vor, in dem bis zu 70 Personen kurzfristig untergebracht und versorgt werden können. Hier engagiere sich auch das Deutsche Rote Kreuz mit seiner Versorgungseinheit. Ferner stehen Dolmetscher und Ärzte zur Verfügung.
Bürgermeister Markus Hof sieht die Verbandsgemeinden vor allem bei der Unterbringung der Geflüchteten in der Verantwortung. Er dankte für die Unterstützung aus der Bevölkerung, aber auch von Hotels bzw. Ortsgemeinden. Beispielhaft nannte er die Ortsgemeinde Enspel, die ihre „Alte Schule“ zur Verfügung stellte und entsprechend dafür ausgerüstet hätte. Die Verbandsgemeinde habe ihr Personal aufgestockt, ohne die Hilfe der vielen Ehrenamtler sei es jedoch nicht zu erreichen, dass die Flüchtlinge „im Alltag ankommen“. Wohnungsbezug, Einkauf und Unterstützung bei Behördengängen seien nur mit den vielen Ehrenamtlern zu bewältigen. Auch die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung erfolge sehr kooperativ.
Bernd Kind (Gehlert) schilderte eindrucksvoll das Schicksal verschiedener Flüchtlinge, die oft aus den hart umkämpften Kriegsgebieten stammen und die durch Kontakte zu ukrainischen Kolpingfamilien an der moldawischen bzw. rumänischen Grenze aufgenommen werden konnten. Da die Geflüchteten oft aus Großstädten kommen, fällt ihnen das Einleben im ländlichen Raum schwer. „Mit den Gedanken und Sorgen sind diese Frauen und Kinder fortwährend mit der ukrainischen Heimat verbunden.“
In Übereinstimmung mit Björn Flick von „Wäller Helfen“ hält Bernd Kind eine schnelle Integration in Kindertagesstätten, Schule sowie den Arbeitsmarkt für dringend wünschenswert. Ebenso wichtig sei aber auch der Kontakt im Rahmen von „Ukraine-Stammtischen“ oder „Ukraine-Kaffeerunden“. „Wäller Helfen“ unterstütze bei der Organisation von „Treffen“ und fördere die Integration in den Arbeitsmarkt (z.B. mit Jobregister).
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darin, dass aufgrund des ähnlichen Kulturkreises eine zügige Integration der Geflüchteten gelingen kann. Sprachliche Probleme werden von Kindern und Jugendlichen meist unkompliziert bewältigt. Gute Ansätze seien in den Schulen erkennbar und auch bei der Betreuung von Kleinkindern, so Gabi Wieland, sind realisierbare Angebote in Vorbereitung, wenn eine Betreuung in den Kindertagesstätten aus Platzgründen nicht möglich ist.
Großes Lob gilt den Gastfamilien, so Bernd Kind, die in ihrer Arbeit ermutigt werden sollten. Björn Flick bekräftigt das Moto von „Wäller Helfen“: Gemeinsam statt einsam, mit dem aufgrund der Hilfsbereitschaft der Westerwälder Bevölkerung bereits Vieles erreicht werden konnte. Markus Hof sieht die momentane Situation als „sehr gut unterwegs“ und appelliert daran, die Hilfsbereitschaft weiter hochzuhalten. Gabi Wieland erwartet steigenden Bedarf an Wohnraum und bittet darum freien Wohnraum zu melden.
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel dankte abschließend nochmals der Westerwälder Bevölkerung für ihre große Hilfsbereitschaft. Ein besonderer Dank gelte den Mitarbeitenden in den Verwaltungen, die durch die Corona-Pandemie und nun durch die Kriegsflüchtlinge „kaum zum Durchatmen kommen.“ (Quelle CDU Westerwaldkreis)