Westerwaldkreis. Es gibt eine neue Kirchengemeinde im Westerwald: Am 1. Januar 2022 schließen sich die evangelischen Kirchengemeinden Wahlrod, Höchstenbach sowie die Willkommensgemeinde Freirachdorf-Roßbach zur Evangelischen Trinitatis-Gemeinde Westerwald zusammen.
Damit ist ein Prozess auf der Zielgeraden, der schon 2015 mit dem Zusammenschluss von Freirachdorf und Roßbach zur „Evangelischen Willkommensgemeinde Freirachdorf-Roßbach“ begann. Die Regionalisierungspläne der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sahen jedoch vor, dass sich weitere Kirchengemeinden der Region zusammentun – eben Freirachdorf-Roßbach, Wahlrod und Höchstenbach. Diesem Zusammenschluss stimmten die Kirchenvorstände der drei Gemeinden schließlich im Frühjahr 2021 zu.
„Nach vielen Treffen und Gesprächen läuft es inzwischen harmonisch, und die Gemeinden ziehen an einem Strang“, sagt Pfarrer Frank Dönges, der die Trinitatis-Gemeinde gemeinsam mit seiner Kollegin Elisabeth Huhn betreut.
Harmonisch ist auch die Zusammensetzung des neuen, gemeinsamen Kirchenvorstands: Er besteht aus je vier Vertreterinnen und Vertretern aus jeder der drei ehemaligen Gemeinden. Hinzu kommen Elisabeth Huhn, Frank Dönges und das 16-jährige Jugendmitglied Bela Bay.
Die Suche nach einem passenden Namen war indes schwieriger. Eigentlich sollte eine geographische Gemeinsamkeit im Namen auftauchen; vielleicht ein gemeinsamer Wald, eine Burg, etwas in der Art. „Aber so lange wir auch die Karten studierten: Sowas gibt’s leider nicht“, erinnert sich Elisabeth Huhn. „Dann gab es sehr progressive Namensvorschläge, aber die hat uns die Kirchenleitung nicht genehmigt“, sagt sie lächelnd.
Am Ende einigten sich die evangelischen Christen schließlich auf „Trinitatis-Gemeinde Westerwald“, und der Name ist natürlich nicht die einzige Neuerung, die nun ansteht. Derzeit entwickelt die Gemeinde ein neues Logo, konzipiert den künftigen Gemeindebrief – neben den anderen organisatorischen Dingen, die in den kommenden Monaten anstehen: „Wir brauchen ein neues Siegel, die Geschäftsadressen werden geändert, in Roßbach entsteht im Erdgeschoss des Gemeindehauses ein neues Gemeindebüro, und wir planen natürlich eine gemeinsame Webseite“, zählt Pfarrer Frank Dönges auf.
Dass die 2900 evangelischen Christinnen und Christen wirklich zu einer Einheit zusammenwachsen, ist mit einem neuen Logo aber nicht erledigt. In der nächsten Zeit kommt’s vor allen Dingen drauf an, dass die Menschen der Region Zeit miteinander verbringen – in gemeinsamen Gottesdiensten und Veranstaltungen, sofern das die derzeitige Pandemie zulässt, versteht sich. Wie das geht, wissen sie seit Jahren: „Es gab schon lange vor dem Zusammenschluss gemeinsame Projekte – etwa den Weltgebetstag, die Konfirmandenarbeit oder die Reformations- und Himmelfahrtsgottesdienste“, sagt Elisabeth Huhn. „Jetzt gilt es, die Ortsgrenzen mehr und mehr hinter sich zu lassen und viele solcher gemeinsamen Momente zu erleben.“
Zum Beispiel mit Musik. In den Gemeinden gibt es viele Ensembles, die die Pfarrerin und der Pfarrer als eine „unglaubliche Bereicherung“ erleben: den Höchstenbacher Posaunenchor, den Kirchenchor Roßbach, mehrere weltliche Gruppen wie den Chor „Famos“, den Männergesangverein Höchstenbach oder den Gemischten Chor Mündersbach. „Ohne die würde vieles nicht funktionieren“, ist sich Elisabeth Huhn sicher und erinnert sich zum Beispiel an die Open-Air-Gottesdienste während der Pandemie: „Der Ort für unsere Freiluft-Gottesdienste liegt in der Nähe der Bundesstraße. Die Bläser haben den Verkehrslärm aber glücklicherweise locker übertönt“, sagt sie. Nicht nur, was die Klangfülle angeht, ist die Trinitatis-Gemeinde auf ihre Ensembles angewiesen: „Sie tragen durch die Musik den Glauben weiter und erfreuen dadurch viele Menschen“, sagt Frank Dönges.
Auch in den anderen Gruppen und Projekten der Gemeinde wird Glaube gelebt: in den beiden evangelischen Kitas; der Frauenhilfe in Berod, der Kinderkirche in Roßbach, dem Kindergottesdienst in Wahlrod oder dem MeetUp-Team für Kinder und Jugendliche in Höchstenbach. „Zudem sind sich Wahlrod, Freirachdorf-Roßbach und Höchstenbach theologisch recht ähnlich: Die Gemeinden sind eher volkskirchlich geprägt“, glaubt Frank Dönges, und Elisabeth Huhn ergänzt: „Der Glaube gehört bei vielen Menschen der Region dazu, ohne, dass sie ihn vor sich hertragen. Diese tiefe Herzensfrömmigkeit, die aber nicht zur Schau gestellt wird, empfinde ich als sehr angenehm.“
Aus drei wird eins. Der Weg zur neuen Gemeinde ist also geebnet. Wie lange die Menschen noch brauchen, um von „ihrer“ Trinitatis-Gemeinde zu sprechen, wissen die Pfarrerin und der Pfarrer nicht. Aber sie sind davon überzeugt, dass am Ende die Einigkeit steht. (bon) (Quelle Evangelisches Dekanat WW)