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Regelung gilt über Ostern hinaus - Pröpstin ermutigt zu Hausgottesdiensten – Gemeinden entwickeln Ideen
Westerwaldkreis. In den Evangelischen Kirchengemeinden des Westerwalds werden bis auf Weiteres keine Gottesdienste mehr gefeiert. Nach den gemeinsamen Leitlinien von Bund und Ländern zum Kampf gegen die Corona-Epidemie vom Montagabend sind Zusammenkünfte in Kirchen verboten. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau teilt mit, dass dies in den nächsten Wochen und wohl auch über Ostern hinaus so sein wird. Geklärt wird zurzeit, ob das Verbot von Zusammenkünften in Kirchen bedeutet, dass die Kirchen generell auch für das persönliche Gebet geschlossen werden müssen.

Auch Taufen und Trauungen betroffen
Auch Taufen und Trauungen in Gottesdiensten können zurzeit nicht stattfinden. Die Kirchenleitung weist darauf hin, dass in besonderen Notsituationen Taufen auch im häuslichen Rahmen möglich sind.
Bei Bestattungen ist den Regelungen der örtlichen Behörden zu folgen. Zurzeit soll darauf hingewirkt werden, dass auf jeden Fall eine Bestattung in sehr kleinem Rahmen im Freien am offenen Grab stattfinden kann, sofern nicht besondere Gründe entgegenstehen.
Der Kirchenleitung ist bewusst, dass dies alles sehr schmerzlich ist. Sie hält aber die  Verbote aus Gründen der gegenseitigen Sorge füreinander derzeit für unumgänglich. Abstand voneinander ist jetzt das Gebot der Stunde.
Andere Formen finden – Konfirmationsgottesdienste verschoben
Dies bedeutet zugleich, nach anderen Formen zu suchen, einander beizustehen und um Kraft aus der Botschaft des Evangeliums zu bitten. Die Kirchenleitung rät dazu, im häuslichen Rahmen an Gottesdiensten und Andachten teilzunehmen, die im Rundfunk, Fernsehen und auch im Internet übertragen werden beziehungsweise auf Abruf zur Verfügung stehen. Dazu werden in den nächsten Tagen nähere Informationen gegeben. Weitere Anregungen wird es dann für die Gestaltung der Karwoche und der Osterfeiertage geben. Die Kirchenleitung empfiehlt, in die weiteren Planungen einzubeziehen, dass die Konfirmationsgottesdienste im Mai verschoben werden müssen.
Pröpstin: Menschenleben retten!
Die Pröpstin der Propstei Nord-Nassau, Annegret Puttkammer, weiß, dass das für die Kirchengemeinden eine große Herausforderung ist: Wie viele andere Christen kann auch sie sich Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern ohne Gottesdienste kaum vorstellen. „In diesem Jahr müssen wir uns aber darauf einstellen – um Menschenleben zu retten! Sollten wir die Verbreitung des Corona-Virus nicht verlangsamen, müssen wir uns ansonsten auf Tausende von Toten einstellen. Das können Christenmenschen nicht verantworten. Deshalb also, aus Gründen der Nächstenliebe verzichten wir in den kommenden Wochen schweren Herzens auf gottesdienstliche Versammlungen", sagt sie.
Haus-Gottesdienste als Alternative
Auch Annegret Puttkammer macht Mut zu Kreativität: „Wir feiern Gottesdienste: in unseren Häusern, gemeinsam verbunden in räumlicher Distanz. Die Gemeinden stellen Anregungen für Haus-Gottesdienste zur Verfügung, die Familien, Ehepaare und auch Einzelne in ihren Wohnungen feiern können. Zur gewohnten Gottesdienstzeit trifft man sich also nicht persönlich in der Kirche, weiß aber: Andere sitzen nun mit derselben Liturgie in ihren Wohnzimmern oder Küchen, sie lesen dieselbe Predigt, sie beten gemeinsam."
Glocken läuten
Die Pröpstin kündigt an, dass vielerorts zur Gottesdienstzeit die Glocken läuten werden. Denn das Läuten ruft nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch zum Gebet. „Und die Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch viele Ehrenamtliche stehen telefonisch zum Gespräch bereit."

Das geistliche Leben im Westerwald geht weiter
Im Evangelischen Dekanat Westerwald entwickeln die Kirchengemeinden unterdessen Ideen, wie sie mit der neuen Situation umgehen und wie auch das geistliche Leben trotz räumlicher Distanz weitergehen kann. Einige Beispiele:
In Kirburg lädt täglich das Glockengeläut um 7.30, um 11 und um 18 Uhr zum Gebet ein. Die Gemeinde teilt mit, dass es ihr ein großes Anliegen ist, in dieser Zeit besonders zum Gebet in der Familie einzuladen. Zudem bittet sie um das Gebet für alle Kranken, Angehörige, Pflegende und Ärzte sowie für alle, die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen tragen.
Die Erlösergemeinde Neuhäusel bietet an, Predigten und Gebete per Post zu verschicken. Außerdem weist Pfarrerin Lisa Tumma darauf hin, jederzeit telefonisch oder online für Gespräche, Gebete und Seelsorge erreichbar zu sein. Das Angebot der telefonischen Seelsorge gibt es auch in vielen anderen Gemeinden – zum Beispiel in Kroppach.
Die Evangelische Kirchengemeinde Selters verteilt einen Hausgottesdienst. Der Gottesdienst für die eigenen vier Wände ist online unter HYPERLINK "http://www.ev-kirche-selters.de" www.ev-kirche-selters.de abrufbar und wird auch in gedruckter Form mit dem nächsten Gemeindebrief verteilt. Auf Anfrage kann er auch in Briefkästen geworfen werden. Einen Hausgottesdienst bieten auch Willmenroth und Gemünden an: Ein entsprechender Vordruck wird voraussichtlich in den kommenden Tagen zusammen mit einem Infobrief verteilt.
Zu einem Mittwochsgebet lädt die Evangelische Kirchengemeinde Bad Marienberg ein. Um 19 Uhr erinnert die Vaterunser-Glocke daran, zuhause ein Gebet zu sprechen und einen vertrauten Psalm zu lesen. Ein Vorschlag für eine Andacht ist bei der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Marienberg erhältlich.
Die Höchstenbacher Pfarrerin Elisabeth Huhn bietet an, wöchentliche Andachten per E-Mail zu verschicken. Ihre Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Auch die Herschbacher Andreasgemeinde bietet an, Andachten per E-Mail und Whatsapp zu verschicken.
Die Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen hat sich ebenfalls etwas Kreatives einfallen lassen: Pfarrerin Monika Christ und Vikarin Viola Minge haben mit Kreide einen Psalm vors Gotteshaus gemalt und laden die Leute ein, ihre Gedanken in Form von Kreidebildern dort zu lassen. Zudem wollen die Gemeinden Gebetszettel an den Schaukasten hängen, die ausgefüllt werden und dann unter der Tür oder in einen Kasten eingeworfen können.
Auch Alsbach, Montabaur, Herschbach und Dreifelden und zahlreiche andere Gemeinden wollen ihre Kirchen – zumindest zu den Gottesdienstzeiten – öffnen und Einzelnen die Möglichkeit zu einem stillen Gebet geben. Das gilt allerdings nur, wenn die Kirchen auch weiterhin offen bleiben. Eine entsprechende Handlungsempfehlung wird zurzeit von der Evangelischen Kirche erarbeitet und zeitnah veröffentlicht.
Bei weiteren Fragen und über weitere Angebote informieren die Kirchengemeinden vor Ort. (bon)

(Quelle Evangelisches Dekanat WW)