Fest verwurzelt und beflügelt – Schulleiter: „Aus der Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken“
Westerwaldkreis. „Wurzeln in der Tradition – Flügel für die Zukunft“. Ein Motto, das zum Evangelischen Bad Marienberg passt – und das im Mittelpunkt des Festtags zum 20-jährigen Bestehen der Schule steht. Mit einem Gottesdienst sowie vielen Rück- und Ausblicken ist der runde Geburtstag des Gymnasiums nun gefeiert worden.
2005 ist die Schule als zweizügiges privates Gymnasium in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und des Dekanats Westerwald gegründet worden. Heute unterrichten dort 83 Lehrkräfte 759 Schülerinnen und Schüler. Die Jugendlichen sind es auch, die dem Gottesdienst zum 20-jährigen Bestehen eine besondere Note verleihen: mit Fürbitten, die von Herzen kommen und Musik, die zu Herzen geht. Denn wenn der Chor singt und die Band spielt spüren die vielen anwesenden Gäste: Die jungen Menschen fühlen sich ihrer Schule tief verbunden.
Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer findet in ihrer Predigt ein schönes Bild für diese Verbundenheit und vergleicht das Gymnasium mit einem Baum, der vor 20 Jahren gepflanzt wurde und seitdem wächst – „mit einem festen Stamm, vielen Ästen, unzähligen Blättern. Jede Schülerin, jeder Lehrer jede Erfahrung, jedes Ereignis ist Teil dieses Baumes.“ Und er hat tiefe Wurzeln, glaubt die Pröpstin. „Verwurzelt sein in der christlichen Tradition heißt: Die Botschaft von Gottes Liebe zu leben. Hier wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Haltung: Respekt, Mitgefühl, Verantwortung“, unterstreicht Sabine Bertram-Schäfer. Doch die Schule bleibt nicht nur in Traditionen verwurzelt, sondern bricht mit Flügeln in die Zukunft auf. „Gott gibt uns die Kraft, weiterzugehen und Neues zu wagen“, sagt die Pröpstin und nennt als Stichworte die Digitalisierung, die Weiterentwicklung als Ganztagsschule und das globale Denken.
Das Vergangene und Künftige steht auch im Mittelpunkt des anschließenden Empfangs in der Schule. Das Jazz-Ensemble und die Swing-Combo setzen mit Jazz-Standards zeitlos-schöne Akzente. Anschließend eröffnen die ModeratorInnen Petra Thelen-Meier und Florian Wind-Giesewetter das Fest mit einem Rückblick in die Anfangszeit der Einrichtung. Damals hatte das Gymnasium zwar noch kein eigenes Gebäude, aber ein motiviertes, kreatives Team, das sich zu helfen wusste: „Im Bio-Unterricht wurden schonmal Forellen auf den Tischtennisplatten seziert“, verraten die beiden während ihrer launigen Einführung. Erst im dritten Jahr des Bestehens konnte das Gymnasium ein eigenes Gebäude beziehen, und heute ist die Erweiterung des Schulgebäudes um einen weiteren Trakt in Planung.
Doch die Räumlichkeiten sind nur eine Säule eines funktionierenden Schulbetriebs. Das Gymnasium lebt von einem pädagogischen Konzept, das auf dem christlichen Dreifachgebot der Liebe fußt, unterstreicht Oberkirchenrat Sönke Krützfeld: „Das evangelische Profil ist hier sicht- und erlebbar: in der Liebe zu Gott, dem Nächsten und zu sich selbst. Nicht Druck ist das Mittel, um Menschen zu unterrichten. Sondern Erfolgserlebnisse, die die Motivation fördern.“
Auch Landtagspräsident Hendrik Hering ist von diesem Konzept der werteorientierten Bildung ohne Angst, aber mit Begeisterung überzeugt: „Das Gymnasium hat vielen Menschen Zukunftsperspektiven gegeben. Und es hat die Schullandschaft der Region vielfältig gemacht – eine Vielfalt, um die uns so manche Großstadt beneidet.“
Das Gymnasium sorgt freilich nicht nur für schulische Diversität im Westerwald. Auch die Jugendlichen erleben dort einen Unterricht, der weit übers Lernen hinausgeht, findet Susann Usinger vom Schulelternbeirat: „Wir haben zwei Jahrzehnte mit etlichen Konzerten, Projektwochen, Praktika, Feiern erlebt. Schule ist ein Ort des Wachsens, der Begegnung und der Gemeinschaft.“ Die SchülerInnen und Schüler sehen das ähnlich: „Ich bin glücklich hier zu sein. Denn die Aktivitäten und Veranstaltungen, die es hier gibt, sind nicht selbstverständlich“, sagen die Schüler-VertreterInnen Emma Lucke und Matti Salzer.
Nicht selbstverständlich. Das umschreibt die Geschichte der Schule gut. Schulleiter Dirk Weigand blickt zum Abschluss der Feierlichkeiten noch einmal zurück auf einen Start unter besonderen Bedingungen, bewundert das Improvisationstalent, mit dem seine KollegInnen die ersten Jahre der Schule gemeistert haben und hebt die Meilensteine der vergangenen zwei Jahrzehnte hervor: Unter anderem die staatliche Anerkennung und der Einstieg des Westerwaldkreises als schulischer Sachkostenträger, die Entscheidung für das G9-Ganztagsgymnasium als starkes Alleinstellungsmerkmal oder die gute Zusammenarbeit mit den anderen Schulen des Schulzentrums. Vor allem aber dankt er denjenigen Menschen und Einrichtungen, die das Gymnasium in den vergangenen Jahren nach Kräften unterstützt haben.
So wachsen Wurzeln und Flügel – für eine Zukunft mit Herausforderungen: „Die Aufgaben werden nicht kleiner“, sagt Dirk Weigand und nennt als Beispiele das eigenverantwortliche Lernen, den Umgang mit künstlicher Intelligenz oder Formate der Leistungsüberprüfung. „Aber heute feiern wir Geburtstag. Denn wir haben vieles erreicht“, sagt er. „Wir sind eine anerkannte, erfolgreiche Schule, die in der Region verankert ist und breite öffentliche Unterstützung erfährt.
Wir sind aus der Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken.“ (bon) (Evangl. Dekanat WW)