Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen beginnt für viele Motorradfahrer die lang ersehnte Saison. Traditionell starten die meisten Biker Anfang April in den Frühling – oft voller Vorfreude, aber manchmal unvorbereitet. Damit die erste Tour nicht im Krankenhaus oder im Straßengraben endet, gibt der ADAC Mittelrhein zum Saisonauftakt wichtige Tipps für Mensch und Maschine.
„Die Statistik zeigt, dass viele Motorradunfälle direkt nach der Winterpause passieren“, warnt Christian Schmidt, Leiter der Abteilung Mobilität und Umwelt beim ADAC Mittelrhein.
„Wachsamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme sind jetzt besonders wichtig. Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich nach den Wintermonaten erst wieder aneinander gewöhnen. Gerade in den ersten Wochen ist deshalb erhöhte Aufmerksamkeit gefragt.“
Die Maschine fit machen
Nach der langen Standzeit sollte das Motorrad genau überprüft werden. Christian Schmidt empfiehlt folgende Schritte:
Gründliche Reinigung und Kontrolle auf Schäden oder Roststellen
Überprüfung und gegebenenfalls Laden der Batterie
Kontrolle und Nachfüllen von Motoröl, Bremsflüssigkeit und Kühlmittel bei Bedarf
Prüfung der Lichtanlage und elektronischen Systeme bei laufendem Motor
Kontrolle der Antriebskette auf korrekte Spannung und Schmierung
Überprüfung von Bremsscheiben, -belägen und -leitungen
Reifencheck: Profiltiefe (mind. 1,6 mm), Luftdruck und Alter (max. 6 Jahre)
Sichtprüfung des Helmvisiers auf Kratzer
Bei Vergasermaschinen: Entleerung der Schwimmerkammern vor dem ersten Start
„Ein technisch einwandfreies Motorrad ist die Basis für sicheres Fahren", so Schmidt. „Besonders die Bremsen und Reifen sollten in Top-Zustand sein. Wer sich bei der Wartung unsicher ist, sollte unbedingt eine Fachwerkstatt aufsuchen."
Den Fahrer fit machen
Nicht nur die Maschine, auch der Fahrer selbst muss sich auf die neue Saison vorbereiten. Schmidt rät:
Schutzkleidung und Helm überprüfen, gegebenenfalls erneuern
Motorradhelme, die älter als 4-5 Jahre sind, sollten ersetzt werden
Haupt- und Anti-Beschlag-Visier auf Kratzer prüfen
Warme Funktionsunterwäsche, Nierengurt und Rückenprotektor verwenden
Vorsichtig mit kurzen Strecken, auf bekanntem Terrain beginnen
Fahrtechnik auffrischen, z.B. durch ein Fahrsicherheitstraining
Auf Gefahren wie Rollsplit und Frostschäden achten
„Wer sofort Vollgas gibt, riskiert schnell einen Unfall“, mahnt Schmidt. „Besser ist es, sich langsam wieder an die Maschine und das eigene Fahrverhalten zu gewöhnen.“
Fahrsicherheitstraining als Empfehlung
Der ADAC Mittelrhein empfiehlt allen Bikern nach einer längeren Pause die Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining. Informationen zu Trainings gibt es unter fsz-koblenz.de. „Wer darauf verzichtet, sollte zumindest vor der ersten Tour Brems- und Fahrübungen auf einem Verkehrsübungsplatz oder einer wenig befahrenen Straße machen – gerade das Kurvenverhalten will wieder geübt sein“, sagt Schmidt. Für den Saisonstart eignen sich daher besonders Kurzausflüge im Flachland.
Appell an alle Verkehrsteilnehmenden
Schmidt appelliert auch an die Autofahrer, gerade zu Saisonbeginn besonders wachsam zu sein: „Motorradfahrer sind aufgrund der schmalen Silhouette für andere Verkehrsteilnehmer gerade beim Abbiegen oft schlecht sichtbar. Zudem steht die Sonne im Frühling oft noch tief und blendet – das erhöht die Gefahr, Biker zu übersehen.“
Sicherheit durch Sichtbarkeit
Um besser gesehen zu werden, empfiehlt der ADAC Mittelrhein Bikern:
Auffällige, kontrastreiche Kleidung tragen
Reflektierende Elemente an Kleidung und Motorrad anbringen
Tagfahrlicht oder Abblendlicht auch tagsüber einschalten
Defensives und vorausschauendes fahren
Besondere Vorsicht an Kreuzungen und Einmündungen
„Sichtbarkeit kann Leben retten“, betont Schmidt. Gerade zum Saisonbeginn ist es entscheidend, dass Motorradfahrer frühzeitig wahrgenommen werden. Neben der Rücksichtnahme sollten Biker auch mit Rollsplit und Frostschäden rechnen – beides birgt bei Schräglage oder beim Bremsen ein erhöhtes Sturzrisiko.
Rechtliche Aspekte beachten
Der ADAC Mittelrhein weist auch auf wichtige rechtliche Aspekte hin. Benötigt werden:
Gültiger Führerschein der Klasse A (je nach Motorradgröße A1, A2 oder A)
Aktuelle Hauptuntersuchung (TÜV-Plakette)
Ausreichender Versicherungsschutz (mind. Haftpflicht)
Einhaltung der Lärmgrenzwerte (keine manipulierten Auspuffanlagen)
Korrekte Anbringung des Kennzeichens
„Ein Verstoß gegen diese Vorschriften kann nicht nur teuer werden, sondern im Ernstfall auch den Versicherungsschutz gefährden", warnt Schmidt. „Mit der richtigen Vorbereitung von Fahrer und Maschine steht einer sicheren und genussvollen Motorradsaison nichts im Weg“, fasst Schmidt zusammen. „Wer die genannten Tipps beachtet, minimiert das Risiko und kann die Freiheit auf zwei Rädern unbeschwert genießen.“ (Quelle ADAC Mittelrhein)