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Gruppe reist durch Nachbarschaftsräume und stellt Fakten zu Bauten zusammen
Westerwaldkreis. Das Evangelische Dekanat Westerwald nimmt seine Gebäude unter die Lupe: An insgesamt sechs Terminen besucht eine Gruppe in wechselnder Besetzung alle sechs Nachbarschaftsräume des Dekanats – und damit alle 27 Kirchengemeinden. Dort lernt das Gremium die kirchlichen Gebäude kennen: deren Nutzung, deren Ausstattung, die Probleme aber auch die Chancen. Die Erkenntnisse dieser Besuche fließen in den sogenannten Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan des Dekanats (GBEP) ein. Dieser Plan regelt die Zukunft der Bauten des Evangelischen Dekanats Westerwald.
Der GBEP ist Teil des kirchlichen Prozesses „ekhn2030“, der notwendige Einsparungen umsetzt und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) fit für die Zukunft machen soll. Im Kern geht es beim GBEP um Folgendes: Da Personal und Finanzen der EKHN künftig knapper werden, müssen die Dekanate eine Strategie für ihre Immobilien entwickeln. Verzichtbare Gebäude sollen durch den Prozess identifiziert und erhaltenswerte attraktiver gestaltet werden. Die Baulast soll bis 2030 EKHN-weit um 20 Prozent reduziert werden, was rund 15 Millionen Euro weniger Bauzuweisungsmitteln pro Jahr entspricht. Diese Einsparungen treffen allerdings nicht alle Gebäudekategorien gleichermaßen:


• Bei Kirchen wird die Baulast um höchstens zehn Prozent verringert. Die Gotteshäuser mit der größten Außenwirkung sollen gestärkt werden.
• Die Zahl der verbleibenden Pfarrwohnungen orientiert sich unterdessen an der Pfarrstellenbemessung, also der Anzahl und Verteilung der Pfarrstellen. Hier strebt die EKHN eine Reduzierung von mehr als 30 Prozent an.
• Verwaltungen werden indes gebündelt: Voraussichtlich soll es einen Verwaltungsstandort pro Nachbarschaftsraum geben.
• Für die Gemeindehäuser gilt schließlich ein Richtwert von vier Quadratmetern pro 100 Gemeindeglieder.
Heute ist die Bereisungsgruppe im Nachbarschaftsraum West unterwegs. Der umfasst die Evangelischen Kirchengemeinden Selters, Nordhofen, die Trinitatis- sowie die Bonhoeffer-Gemeinde. Einen Tag lang reisen die Delegierten mit zwei VertreterInnen der Kirchenverwaltung – Jens Schader und Ines Vetter – durch die Kirchorte. Vor Ort stellen ihnen Pfarrerinnen, Pfarrer und Kirchenvorstandsmitglieder die Bauten vor.
Zum Beispiel die Evangelische Kirche Höchstenbach. „Lassen Sie das Gebäude doch erst einmal auf sich wirken.“ Diesen Satz sagt Bauexperte Jens Schader an diesem Tag mehrmals. Denn die Gebäude sind es wert, dass man sich ihnen widmet. Das Höchstenbacher Gotteshaus gehört mit seinen 900 Jahren zu den ältesten der Region. Ein wahres Kleinod, das PfarrerInnen entgegenkommt: „Diese Kirche arbeitet mit mir, nicht gegen mich“, sagt Elisabeth Huhn, die hier schon zahllose Gottesdienste geleitet hat und das immer wieder gerne tut. Die Akustik, die Größe, der Charme – hier passt vieles zusammen.
Aber nicht alles: Die Heizung macht seit einiger Zeit Probleme, und im Gebäude selbst gibt’s keine Toilette. Wohl aber im benachbarten Luther-Haus, der nächsten Station der Bereisungsgruppe. In dem Gemeinderaum finden nicht nur Jugendtreffs oder manchmal auch Gottesdienste statt, hier proben auch der Posaunenchor und ein Vokalensemble; hier treffen sich Krabbel- und Pilatesgruppen. Der Saal wird also nicht nur von der Kirchengemeinde, sondern auch von der Kommune genutzt. Und das ist nach Ansicht der Bereisungsgruppe ein gutes Modell für die Zukunft. „Solche Synergieeffekte, ob ökumenische oder mit der Kommune, werden künftig immer wichtiger“, glaubt Jens Schader.
Allein an diesem Tag besucht die Gruppe fast 30 Gebäude. Die finale Entscheidung, welche davon erhalten werden und welche nicht, trifft sie aber nicht. Die Arbeitsgruppe macht eine Bestandsaufnahme, erstellt „Steckbriefe“ mit Daten und Fakten und erarbeitet Varianten für die Nutzung der Räumlichkeiten. Danach werden diese Ideen in Workshops weiterdiskutiert. Die Ergebnisse dieses Prozesses teilt die Gruppe dann der Dekanatssynode mit, und dieses Gremium entscheidet letztlich über den GBEP und damit über die Zukunft der einzelnen Bauten.
Dazu werden die Gebäude in drei Kategorien unterteilt: Kategorie A sind langfristig zu haltende Bauwerke, B sind mittelfristig zu haltende, bei denen es Abstriche in der finanziellen Unterstützung gibt; für Bauten aus Kategorie C entfallen die Zuweisungen und Unterhaltungsleistungen. Sollen diese weiter bestehen bleiben, müssen sie sich also selbst tragen. Oder sie müssten notfalls veräußert werden – allerdings sichert die Kirchenverwaltung den Gemeinden auch in diesem Fall Unterstützung zu. Die Entscheidung über den Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan des Dekanats fällt die Synode während ihrer Herbstsitzung 2025. (bon) (Quelle Evangel. Dakanat WW)