Kreis Altenkirchen/Daaden. „Vickys World“: Klingt total entspannt. Nach Beauty- und Styling-Tipps, nach Ponyhof und Hundeaugen, nach jeder Menge Spaß und Action. Von wegen. „Vickys World“ ist ein Account im Netz und nichts andere als die digitale Hölle – für Vicky selbst. Denn in diesem nicht von ihr erstellten Kanal wird sie beleidigt und erniedrigt, mit eigenen Bildern und einem Video.
Mit der Aufführung „Out! – Gefangen im Netz“ von Knut Winkmann war jetzt das Apollo-Theater Siegen zu Gast an der Hermann-Gmeiner-Schule in Daaden, organisiert vom Jugendschutz der Kreisverwaltung Altenkirchen in Person von Yvonne Berndt. Es ist ein ebenso eindrückliches wie ungewöhnliches Stück, das auf die Gefahren von Cybermobbing im Netz aufmerksam macht und zugleich zu Zivilcourage aufruft.
Ungewöhnlich ist es deshalb, weil Schauspieler Torben Föllmer sein Publikum aus den 8. Klassen gleich auf zwei fiktive Ebenen führt. Erst schlüpft er in die Rolle des Polizisten Dominik Stein, der die Schüler auffordert, all ihr Wissen über einen Mobbing-Fall in ihrer Klasse aufzuschreiben (was diese auch tatsächlich tun), dann ist er plötzlich der ältere Bruder von Vicky.
Dass die Schüler dem Schauspieler ins Reale folgen, liegt auch daran, dass dieser Geschichte nichts Abstraktes anhaftet – zu allgegenwärtig ist Cybermobbing inzwischen. Vicky ist zwar eine erfunden Person, doch ihr Schicksal hat sich tatsächlich so abgespielt. Ein Schicksal, an dessen Ende ein Selbstmordversuch stand. So führten diverse „Schockmomente“ zu einem erkennbar bewussten Nachdenken bei den Jugendlichen.
Gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa-Marie Krauße (Ausstattung) verdeutlichte Föllmer nach der Vorstellung, dass jeder und jede zum Opfer werden kann. Denn auch bei Vicky hat es so angefangen, dass ungewollt private Fotos in Umlauf gekommen waren. „Ihr seid dafür verantwortlich, was auf euren Handys ist“, betonte Föllmer. Im Zweifel laute die Devise: löschen und nicht teilen. Und was hätte Vicky anders machen können? Richtig: Frühzeitig mit Freunden oder der Familie über einen solchen Fall sprechen, auch wenn man ein (vermeintlicher) Unbeteiligter ist. Oder aber mit einer Vertrauensperson in der Schule: An der Realschule Plus in Daaden hat Schulsozialarbeiterin Katja Gründler immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Schüler. (Quelle Kreis Altenkirchen)