Segen zwischen Picknickdecken und Schwimmbecken: Kirchengemeinden der Region taufen gemeinsam
Westerwaldkreis. Die Sonne strahlt; in der Luft liegen Kinderlachen und Musik; Hunderte Menschen machen sich’s an Biertischen, auf Picknickdecken oder auf dem Rasen bequem: Das Tauffest im Naturschwimmbad Linderhohl in Höhr-Grenzhausen hat viele Herzen höher schlagen lassen. Bei Kaiserwetter trafen sich rund 30 Täuflinge und deren Familien und Freunde, um göttlichen Segen unter freiem Himmel zu erleben.
Mit ihrem gemeinsamen Tauffest beteiligten sich die Evangelischen Kirchengemeinden Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach – Hilgert, Wirges, Montabaur, Alsbach und Neuhäusel an der bundesweiten Initiative #DeineTaufe: Überall im Land feierten Hunderte Gemeinden Tauffeste an Flüssen, Brunnen, Badeseen – oder eben im Naturschwimmbad „Linderhohl“: Im Schatten mächtiger Bäume genießen die vielen Besucherinnen und Besucher einen berührenden Gottesdienst. Vieles dreht sich ums „Lebenselixier“ Wasser, wie es erfrischt, kühlt, lebendig macht. Im Naturschwimmbad gibt’s davon reichlich, und die Pfarrerinnen und Pfarrer gehen in ihren Ansprachen oft aufs kühle Nass ein. Beziehungsweise: tauchen ein. Sie stehen auf den Startblöcken am Beckenrand, halten die Beine ins kühle Nass und springen am Ende sogar hinein – im Talar, wohlgemerkt.
Und natürlich taufen sie damit: Mehr als 30 Menschen nutzen den Tag, um sich Gottes Ja zusprechen zu lassen oder es sich in der Tauferinnerung noch einmal zu vergegenwärtigen. Für viele sind das sehr bewegende Momente. Nicht nur für die Tauffamilien: „Ich bin noch immer sehr berührt von dem Fest“, sagt Pfarrerin Lisa Tumma aus Montabaur und dürfte ihren KollegInnen damit aus der Seele sprechen. „Das Taufen und die Tauferinnerungen waren so segensreich. Die Kinder und die Erwachsenen waren mit dem Herzen dabei, und viele hatten Tränen in den Augen.“
Das Tauffest ist eben besonders. Vielleicht auch deshalb, weil die Umgebung des Naturschwimmbads auf den ersten Blick gar nicht „heilig“ wirkt. Auf den zweiten Blick aber schon: Hier wird Taufe zum himmlischen Liebesbeweis am Beckenrand, mitten in der Natur unter freiem Himmel; gemeinsam mit Herzensmenschen.
Während des Gottesdienstes und der Taufen spielen der Posaunechor Höhr-Grenzhausen und die „LightUp“-Band der ökumenischen Jugendkirche Way to J gefühlvolle Lieder über Gott und das Leben. Während die Pfarrerinnen und Pfarrer noch taufen, geht das Leben an der „Linderhohl“ weiter: mit Kinderlachen, Picknickdecken und zahllosen selbst gebackenen Muffins, in denen bunte, essbare Kreuze stecken. Und natürlich mit dem Lebenselixier. Irgendwann schlüpfen die ersten in die Badehosen und springen ins Becken. „Was für eine schöne Idee! So ein Tauffest sollte es viel häufiger geben“, fasst Wolfgang, der Papa des Täuflings Milena, den Tag zusammen. Auch Lars, Vater des Tauf-Kindes Ben, hofft auf eine Fortsetzung: „Es ist alles sehr entspannt. So ein Fest ist eine tolle Art, den Kindern Kirche näher zu bringen.“
Gegen 17 Uhr klingt das Fest langsam aus. Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich schon seit Wochen für diesen Tag ins Zeug legen, packen noch einmal an und räumen flugs die Tische und Bänke zusammen. Das Tauffest an der Linderhohl ist zu Ende. Der Segen begleitet die Täuflinge in den Alltag. (bon)
Im Detail: Hunderte Gemeinden feiern rund um den Johannistag Tauffeste
Die EKD-Aktion „#DeineTaufe. „Viele Gründe. Ein Segen. Deine Taufe“ rund um den Johannistag am 24. Juni geht auf die alte christliche Tradition zurück, in unmittelbarer Nähe der Sommersonnenwende Menschen zu taufen. Die Bezeichnung erinnert dabei an Johannes den Täufer, der der biblischen Überlieferung nach Jesus taufte. Die aktuelle Initiative soll auch dazu dienen, Taufen auf einfache Weise nachzuholen, die in den vergangenen Jahren durch die Corona-Pandemie ausfielen. Im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zu der das Evangelische Dekanat Westerwald gehört, haben mehr als 200 Tauf-Aktionen stattgefunden. (Quelle Evangelisches Dekanat WW)