Interview mit Nadine Heil, Mutter von drei Kindern und Pflegepädagogin beim Caritasverband Westerwald/Rhein-Lahn
MONTABAUR. Wie bereiteten sich Familien auf das Osterfest vor? In der Karwoche ist die Vorbereitung auf das höchste christliche Fest bei vielen wenig im Bewusstsein. Für die fünfköpfige Familie Heil mit den drei Kindern Jakob, Johan und Luisa fängt die Vorbereitung mit der Teilnahme am Palmzweige-Basteln in der Pfarrei St. Peter Montabaur an. Schwester Claudia Mazurek spielt den Einzug nach Jerusalem mit Puppen nach. Die Kinder sitzen dabei im Kreis, es gibt ein bisschen Süßigkeiten, es gibt was zu Trinken für alle, und danach werden Palmzweige gebastelt. „Letztes Jahr wurden dann aus Pappe auch noch Ostereier gebastelt, und die man dann einfach an den Osterstrauß hängen kann“, erinnert sich die Mutter in der Familie, Nadine Heil.
Brot, Traubensaft und Gänsehaut
Weiter geht es dann am Gründonnerstag mit dem Letzten Abendmahl. „Da gibt's ja auch besondere Kindergottesdienste, in denen die Kinder und Eltern gemeinsam am Tisch sitzen, gemeinsam Brot brechen und Traubensaft trinken. „Das ist für die Kinder ein besonderes Erlebnis. Sie kommen einfach als Kinder zusammen, werden als Kinder ernst genommen, ohne bewertet zu werden von den Erwachsenen.“ Die Erzählung vom Letzen Abendmahl, in dem Jesus ankündigt, dass er von einem Freund verraten wird, erzeuge bei den Kindern oft Gänsehaut. „Das können sie sich nicht vorstellen, dass man sich unter Freunden so etwas antun kann“, erinnert sich Heil. Den Karfreitag habe die Familie letztes Jahr zum ersten Mal in Montabaur als Kinderkreuzweg gefeiert. Dieser wird von Pastoralreferentin Elke Weissbrod von Gemeindereferentin Schwester Claudia Mazurek gestaltet. Dabei komme man wirklich ins Laufen, und die Kinder dürfen zum Beispiel das Kreuz den Berg hochtragen. „Wie muss es für Jesus gewesen sein? Er wusste, er wird sterben und musste das schwere Kreuz auch noch selbst tragen. Eltern kämen untereinander ins Gespräch, während die Kinder können selbst vorweglaufen in kleinen Grüppchen. „Das stärkt einfach die Gemeinschaft“, beobachtet Heil. Aber niemand werde eingebunden, der nicht eingebunden werden möchte. „Das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig. Aber man erfährt die Dinge noch mal anders“, fasst sie ihre Erfahrung zusammen. Denn nicht jeder habe noch parat, wie es genau in der Bibel stehe, und hier wird das Passionsgeschehen kindgerecht erlebbar gemacht. „Auf verschiedene Weisen erleben wir, wie Jesus gelebt hat, und wir merken dann auch ganz oft, dass es mit unserem Leben zu tun hat.“ Wer aber die Stationen nicht so tief reflektieren möchte, könne einfach den Weg als solches gehen, wie auf einem Spaziergang, den man als Familie gemeinsam genießt. „Man kann so ein bisschen schauen: was möchte ich selbst daraus mitnehmen“, wirbt Heil für die Teilnahme an den Gottesdiensten für Familien.
Biblische Erzählerin
Nadine Heil hat während der Corona-Zeit die Ausbildung zur Biblischen Erzählerin in der Pfarrei St. Peter Montabaur mitgemacht. Dabei ging es um die Frage: Wie können wir den Kindern den Glauben näherbringen, ohne dass es frontal ist, ohne dass es steif ist“, fasst Heil die Motivation zusammen. Das Prinzip dabei laute: „Alles kann, nichts muss, und ich erlebe das bei meinen eigenen Kindern.“ Jakob zum Beispiel suche sich im traditionellen Gottesdienst das heraus, was ihn anspricht, und findet es schön, dass die Orgel spielt. Für Johan, den mittleren Sohn, ist das unmittelbare Erleben und das Nah-dran-Sein wichtig, damit er sich angesprochen fühlt. Wenn Pastoralreferentin Inge Rocco zum Beispiel in einem Familiengottesdienst ihre Gebetsecke ausbreite, die sie selbst genäht und selbst gestaltet hat, setze Johan sich gerne dazu und schaut, wie sie mit Legematerialien einzelne biblische Szenen aufbaue und damit die Geschichte erzählt. Eine Geschichte ist Heil noch besonders im Gedächtnis, nämlich die von der Berufung der Jünger. „Die haben ja noch in ihren Häusern geschlafen, und Jesus ruft sie, und sie verlassen ihre Stadt, ihre Arbeit, um ihm zu folgen.“ Durch das Aufstellen von Figuren könne man nochmal mehr nachempfinden. „Die lassen alles zurück, um Jesus zu folgen, und das ist, glaube ich, das Besondere.“
Familienosternacht schon um 18.00 Uhr
Auf die Familienosternacht in der Kirche in Elgendorf, die beginnt schon um 18.00 Uhr beginnt, freut sich die Familie Heil schon besonders. „Das ist nicht ganz so spät. Man ist dann auch wieder um 20.15 Uhr zu Hause, wenn man noch irgendwas vom Fernseher erwartet.“ Ostern mit seinen Kindern gemeinsam erleben, das sei dadurch gut möglich. „Die Kinder bekommen wieder ein tolles Angebot, und man selbst kann es einfach genießen, für sich mal in der Bank zu sitzen, und dass andere den Kindern den Glauben erklären, ohne dass man selbst gefordert ist.“
Alle Gottesdienstzeiten sind auf www.st-peter-montabaur.de abrufbar. (Quelle St. Peter Montabaur)