Energiemärkte standen im Fokus
Wie soll ich meine Energierechnung bezahlen? Bekomme ich noch einen neuen Vertrag zu einer halbwegs moderaten Zahlungsmodalität? Wie geht es weiter mit der Energiekrise und was plant der heimische Energieversorger EVM (Energieversorgung Mittelrhein) derzeit in diesen stürmischen Zeiten? Fragen, über deren Antworten auf politischer, wirtschaftlicher und persönlicher Ebene jeder spricht.
So waren vier Landtagsabgeordneten der CDU Rheinland-Pfalz aus den Wahlkreisen Rhein/Lahn, Westerwald, Linz und Mayen-Koblenz zu Gast. Matthias Lammert (Landtagsvizepräsident), Jenny Groß, Ellen Demuth und Torsten Welling trugen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger jüngst bei einem Besuch in der Hauptverwaltung der Energieversorgung Mittelrhein vor und erörterten dort mit dem Vorstandsvorsitzenden Josef Rönz, Pressesprecher Marcelo Peerenboom und Hubertus Hacke, Leiter der Stabstelle Energiepolitik, die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt.
„Kaum ein Thema bewegt die Menschen derzeit so sehr wie die Energiekrise. 2020 fing die Krisenzeit mit Corona an, gefolgt von Lieferengpässen, dem Angriffskrieg gegen die Ukraine und der enormen Inflation. Darum ist ein Austausch mit der EVM als ein heimischer Energieversorger für uns wichtig“, so die Abgeordneten.
Josef Rönz erläuterte, welche Lehren aus der aktuellen Energiekrise zu ziehen sind: „Wir haben alle miteinander gelernt, dass es nie wieder zu einer einseitigen Abhängigkeit kommen darf, wie wir sie bei Öl, Kohle und Gas bisher hatten. Hier waren wir zu sehr auf Lieferungen aus Russland angewiesen.“ Daher sei es richtig, sich nun viel breiter als bisher aufzustellen und auf Lieferungen aus unterschiedlichen Ländern zu setzen.
Rönz betonte: „Deutschland wird immer auf Energieimporte aus dem Ausland
angewiesen sein.“
Was die Stromversorgung angeht, so erklärte der EVM-Vorstandsvorsitzende, muss zum einen der Ausbau erneuerbarer Energie deutlich schneller erfolgen. Zum anderen aber sei es wichtig, eine tragfähige Lösung zur Sicherstellung der Grundlast zu entwickeln. Heute wird diese Aufgabe durch Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke erfüllt. Wichtig ist, dass die Grundlast auch in Zukunft sichergestellt ist – die erneuerbaren Energien werden diese nach Überzeugung der EVM auch unter Berücksichtigung des Zubaus von Speichern nicht leisten können. Neben der Erreichung der Klimaziele und einer hohen Versorgungssicherheit muss Energie bezahlbar bleiben. Nur so besteht die Chance, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht gefährdet wird und es nicht zu einer schleichenden Desindustrialisierung kommt.
Die EVM-Vertreter Marcelo Peerenboom und Hubertus Hacke berichteten darüber hinaus über die zahlreichen Gespräche und Anfragen der Kunden und Kommunen,
auch über Neukunden aus der Wirtschaft, denen man jedoch nicht immer so zügig einen Vertrag anbieten könne oder teils sogar eine Absage erteilen müsse.
„Wer sich mit uns langfristig als Energielieferant vertraglich gebunden hat, wird auch weiterhin Strom und Gas bei und bekommen. Wer jedoch zu Discountern gewechselt war, der hat Lehrgeld bezahlen müssen“, so die EVM-Vertreter. „Auch wir mussten die Preise für unsere Kunden erhöhen. Als Unternehmen sind wir zwar bemüht, an den Energiebörsen gut und nachhaltig einzukaufen. Aber Erdgasumlagen, Abgaben, Netzentgelte, Steuern und die schwankenden Preisen auf dem Spotmarkt und dem Terminmarkt machen es unseren Einkäufern nicht einfach“, so Rönz.
Auch das Szenario einer Gasmangellage sowie eines großflächigen Stromausfalls sprachen die Abgeordneten an. Hierzu sei man als Energieversorger im ständigen Austausch mit der Wirtschaft und beobachte die Entwicklungen sehr genau. Rönz hierzu: „Wir gehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon aus, dass eine etwaige Gasmangellage oder Stromknappheut auftreten können, allerdings nicht über einen längeren Zeitraum und auch nicht großflächig.“
„Gerade die kritische Infrastruktur muss zwingend aufrechterhalten werden, so gut es geht. Auch ist es wichtig, dass gerade energieintensive Unternehmen in der Region bei kurzfristigen Stromschwankungen informiert würden und sich bestenfalls darauf einstellen können. Hier wissen wir, dass diese Unternehmen bereits intern solch ein Notfallszenario durchdacht haben, aber das Wichtige ist die Information des Energieversorgers“, so die vier CDU-Landtagsabgeordneten, die alle in ihrem Wahlkreis über solche Unternehmen verfügen.
Hier konnte die EVM direkt antworten: „Wir haben seit jeher für alle Szenarien Notfallpläne, die wir auch immer wieder durchspielen und proben. Allerdings sind wir als Netzbetreiber nur ein Teil der Gesamtkette. Eine entscheidende Rolle kommt hier den großen überörtlichen Verteilnetzbetreibern zu, die ebenfalls jederzeit auf Engpässe in der Versorgung reagieren können“, berichtete Josef Rönz.
Am Ende des Gespräches zwischen Politik und Wirtschaft war klar: Die Energiekrise
wird nicht ad hoc beendet und man gehe davon aus, dass diese auch noch im gesamten neuen Jahr anhalten werde. (Quelle Jenny Groß)