Kreis Altenkirchen. Bei einem Ortstermin am Siegwehr in Euteneuen haben jetzt Vertreter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord), der Kreisverwaltung Altenkirchen und der Verbandsgemeinde Kirchen ausgelotet, ob es für die Wasserkraft an dieser Stelle noch eine Zukunft geben könnte. Das Treffen war von Landrat Dr. Peter Enders initiiert worden, nachdem er zuvor in einem Gespräch mit Prof. Dr. Martin Kaschny, Vizepräsident der SGD Nord, das Thema „Euteneuen“ aufgegriffen hatte. Neben Dr. Enders und Prof. Dr. Kaschny nahmen am Termin Joachim Gerke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz bei der SGD Nord, Bürgermeister Andreas Hundhausen (VG Kirchen) und der 1. Beigeordnete Ulrich Merzhäuser (VG Kirchen) teil.
Mit dabei waren auch Richard und Kilian Kail (Rittersdorf), in deren Besitz sich die die Wasserkraftanlage an der Sieg befindet. Zum Hintergrund: Im Jahr 2015 waren die Wasserrechte der damaligen Eigentümer erloschen, wenig später ging das Wehr in den Besitz des Landes Rheinland-Pfalz über. Seit 2017 bemüht sich Richard Kail um die Wiedererlangung der Wasserrechte, um in Euteneuen wieder Strom produzieren zu können. Verbunden damit ist die Zusage der Investoren, eine moderne Fischtreppe zu bauen. Dieser Versuch ist bis heute erfolglos geblieben, da nach Angaben der SGD Nord nicht ausreichende Genehmigungsunterlagen vorgelegt wurden. Joachim Gerke fasste das Geschehen so zusammen: „Der Zug hat lange genug im Bahnhof gestanden, nun ist er abgefahren.“ Die SGD Nord habe vom Land den Auftrag, das Wehr umzubauen, um die Durchlässigkeit der Sieg zu schaffen. Dies stehe nun unmittelbar bevor. Gerke trat dabei aber auch dem Eindruck entgegen, dass seine Behörde grundsätzlich gegen die Wasserkraft sei, auch nicht in Euteneuen. Der Verbandsgemeinderat Kirchen hatte sich durch eine fast einstimmig verabschiedete Resolution für die erneute Nutzung der Wasserkraft ausgesprochen. Beigeordneter Merzhäuser fasste das Meinungsbild in der Bevölkerung zusammen: Angesichts der Energiekrise gebe es vor Ort wenig Verständnis dafür, wenn einerseits in den Wäldern Windräder aufgestellt würden, andererseits aber auf die Wasserkraft verzichtet werde. Zudem befürchte man ein endgültiges Absterben des oberhalb der Stauanlage gelegenen Auwaldes. Hier müsse es ein Umdenken der Verantwortlichen geben, so Merzhäuser. Landrat Dr. Enders griff das Bild von Joachim Gerke auf und fragte: „Was muss man tun, um den Zug wieder in den Bahnhof zu bekommen?“ Am Ende herrschte daher unter allen Beteiligten Einigkeit darüber, dass es in der Sache nur eine politische Lösung geben kann und final die Landesregierung darüber entscheiden muss, ob die Wasserkraft in Euteneuen eine Renaissance erleben kann oder nicht. Entsprechende Gespräche sollen zeitnah geführt werden. Nach Meinung des Landrats sollte die dann in Mainz getroffene Entscheidung von allen Seiten akzeptiert werden. (Quelle Kreis Altenkirchen)