Limburg-Weilburg. Landrat Michael Köberle hat sich bei einer Fachtagung zum 25-jährigen Bestehen des Arbeitskreises „Gewalt in der Familie“ der Präventionskommission Limburg-Weilburg, die in Kooperation mit dem Frauenbüro des Landkreises durchgeführt wurde, bei allen Akteurinnen und Akteuren für das große Engagement in diesem wichtigen Themenfeld bedankt. Besonders begrüßte der Landrat Dr. Juliane Stephan aus der Stabsstelle Frauenpolitik im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, Julia Schäfer von der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt, Dagmar Freudenberg, die extra den Weg aus Göttingen auf sich genommen hatte, um ein Impulsreferat zur Istanbul-Konvention zu halten, und natürlich Melanie Eriksson aus dem Amt für Jugend, Schule und Familie der Kreisverwaltung sowie die Leiterin des Frauenbüros, Ute Jungmann-Hauff.
Seit 1997 führt der Arbeitskreis Fachkräfte aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern rund um das Thema „Gewalt in der Familie“ zusammen. Die Akteurinnen und Akteure verfolgen die Ziele, die Arbeit der beteiligten Institutionen und Einrichtungen zu vernetzen, die Kooperationen zum Schutz und zur Unterstützung von Betroffenen zu fördern, Handlungsmöglichkeiten und Maßnahmen zu entwickeln, aufzuklären und über häusliche Gewalt zu informieren sowie zu sensibilisieren. Über gemeinsame Sitzungen und regelmäßigen Meinungs- und Informationsaustausch ist die Arbeit der Einrichtungen gut miteinander vernetzt.
Der Arbeitskreis ist Teil der Präventionskommission Limburg-Weilburg. Diese Kommission hat ein umfassendes Netzwerk in Verbindung mit allen Kommunen, sozialen Einrichtungen, Vereinen, Verbänden, Justiz und Fachbehörden geknüpft, um in unterschiedlichsten Richtungen vorbeugend tätig werden zu können. In fünf Arbeitsgruppen wird eine Vielzahl unterschiedlicher Präventionsbereiche aufgegriffen und gemeinsam bearbeitet. Weiterhin wurde zur Umsetzung von Präventionsprojekten bereits 1995 der Verein „Kriminalprävention Limburg-Weilburg e. V.“ gegründet, dem unter anderem der Landkreis Limburg-Weilburg, Kommunen sowie weitere Verbände und auch Privatpersonen angehören. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Dem nun seit 25 Jahren bestehenden Arbeitskreis „Gewalt in der Familie“ gehören rund 20 verschiedene Einrichtungen und Institutionen aus dem Landkreis Limburg-Weilburg an, so beispielsweise das Familiengericht, das Amt für Jugend, Schule und Familie, spezialisierte Beratungsstellen, das Frauenhaus, der Verein zur Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e. V., das Diakonische Werk, Jugendhilfeeinrichtungen, der Verein für Integration und Suchthilfe, Vitos, das Frauenbüro, die Polizei, die Justiz und das Staatliche Schulamt. Sprecherin des Arbeitskreises ist seit 2009 Melanie Eriksson, bei der sich auch Interessierte melden können, die im Arbeitskreis mitarbeiten möchten: Telefon: 06431 / 296-344, Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
„Ich bin wirklich sehr dankbar, dass es Institutionen gibt, die schon über einen so langen Zeitraum zusammenarbeiten. Allerdings ist es auch tragisch, dass Gewalt in der Familie weiterhin – trotz aller Bemühungen – ein Thema ist. Das Zuhause soll ein geschützter Raum sein, in dem sich alle sicher fühlen können. Leider ist dies nicht überall so“, betonte Landrat Michael Köberle in seinen Begrüßungsworten. Der Arbeitskreis hatte anlässlich seines Jubiläums zu einem Fachtag zum Thema „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt – Istanbul-Konvention“ eingeladen, und über 60 Fachkräfte hatten sich angemeldet. Das zeigt, wie präsent dieses Thema ist und dass großes Interesse an seiner Umsetzung besteht.
Deutschland hat diese Konvention 2017 unterzeichnet. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, Mädchen und häuslicher Gewalt.
Ebenfalls sehr erfreulich war die Unterstützung durch hochkarätige Rednerinnen. So konnte Dagmar Freudenberg für ein Impulsreferat gewonnen werden. Sie war als Richterin, Staatsanwältin und Referentin zu den Themenbereichen häusliche Gewalt und Stalking tätig. Seit 1993 arbeitet sie beim Deutschen Juristinnenbund e. V. mit, leitete von 2001 bis 2017 die Kommissionen „Gewalt gegen Frauen und Kinder“ sowie „Strafrecht“. Seit 2018 ist sie dort Vorsitzende der Kommission für die Istanbul-Konvention.
Dr. Juliane Stephan von der Stabsstelle Frauenpolitik des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sprach anschließend ebenso wie die Leiterin des Frauenbüros, Ute Jungmann-Hauff. Sie arbeitet derzeit intensiv mit der Istanbul-Konvention, erstellte eine Bestandsaufnahme und erarbeitet Handlungsempfehlungen. „Wir sind uns alle einig darüber, dass Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, sich darauf verlassen können müssen, dass sie schnell Schutz finden, fachlich gut beraten werden und Unterstützung bekommen. Dazu unterstützt der Landkreis Limburg-Weilburg die spezialisierten, regionalen Hilfs- und Beratungsangebote wie beispielsweise das Frauenhaus, den Verein gegen unseren Willen oder auch die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Zudem bieten wir in Kooperation mit den beiden Krankenhäusern im Landkreis Limburg-Weilburg eine medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung mit der Möglichkeit einer gerichtsmedizinischen Spurensicherung an. Damit wird eine schnelle, zeitnahe medizinische Erstversorgung von Gewaltopfern gewährleistet und eine Lücke im System der Versorgung von Opfern sexueller Gewalt geschlossen. Vergewaltigungsopfer, die keine Anzeige bei der Polizei stellen wollen, können eine ärztliche Versorgung erhalten“, erläuterte Landrat Köberle abschließend. (Quelle Kreis Limburg-Weilburg)