„Rudolf“ und „Limbo“ dürfen in Zukunft auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks leben
Es war ein außergewöhnlicher Fund: Zwei junge Gartenschläfer wurden Anfang August in einer Lagerhalle nahe des Limburger Bahnhofs in der Innenstadt entdeckt und nun – nach erfolgreichem Aufpäppeln – auf dem Gelände des „Kalkwerks“ wieder in die Freiheit entlassen. Für Limburg ist es der erste bestätigte Nachweis der gefährdeten Schlafmaus mit der Zorro-Maske.
Bei der Stadt Limburg löste der Fund große Freude aus. „Artenschutz ist uns sehr wichtig. Deswegen sind wir begeistert, dass nun auch ein Nachweis in Limburg vorliegt“, erklärt 1. Stadtrat Michael Stanke. Auch Susanne Steib, Projektkoordinatorin der „Spurensuche Gartenschläfer“ beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Hessen e.V. sagt: „Wir freuen uns sehr, denn bislang gibt es im Landkreis Limburg-Weilburg nur Einzelfunde in Kirberg, Dauborn und Würges. Nun möchten wir herausfinden, ob es in Limburg noch eine kleine Gartenschläfer-Population gibt. Da Jungtiere gefunden wurden, lässt das hoffen“. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und in mehreren Bundesländern durchgeführt.
Freuen sich über den Gartenschläfer-Fund in Limburg und hoffen darauf, dass die beiden kleinen Tiere ihre neue Heimat auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks annehmen (v.l.): Gerd Zimmermann (BUND Limburg-Weilburg), Mira Stockmann (Stadt Limburg), Michael Stanke (1. Stadtrat), Stefanie Kruse (Pflegestation Idstein-Kröftel), Susanne Steib (BUND Hessen), Uwe Pohl (Kultur- und Jugendförderkreis Diez), Heike Horn (Schaefer Kalk). Foto: Stadt Limburg
So sieht der Gartenschläfer aus. Deutlich zu sehen ist die Zorro-Maske. Foto: BUND/ Jiøí Bohdaler
Die zwei kleinen Gartenschläfer wurden offenbar von ihrer Mutter getrennt und waren allein nicht überlebensfähig. Ein aufmerksamer Tierfreund, noch nicht wissend, welche besonderen Tiere er gefunden hatte, brachte sie zur Wildtierstation Hünfelden, die eng mit der Pflegestation von Stefanie Kruse in Idstein-Kröftel zusammenarbeitet und die beiden Gartenschläfer an die Expertin übergab.. Kruse, die bereits viel Erfahrung mit Gartenschläfern hat, erkannte die Artzugehörigkeit und meldete sich beim BUND.
„Rudolf“ und „Limbo“, wie die beiden getauft wurden, erfreuen sich inzwischen bester Gesundheit. „Es ist schön, sie nun wieder in die Freiheit zu entlassen. Wichtig ist, dass sie wieder in der Nähe ihres Fundorts leben können. Hier auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks gibt es vermutlich weitere Gartenschläfer, denen sie sich anschließen können“, erklärt Stefanie Kruse. Gemeinsam mit der Stadt Limburg, Uwe Pohl vom Kultur- und Jugendförderkreis Diez e. V. und Heike Horn, Geschäftsführerin Finanzen, Verwaltung & Personal der Firma Schaefer Kalk GmbH & Co. KG, wurde in den letzten Wochen nach einer passenden Fläche auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks, das an der Stadtgrenze zu Diez liegt, gesucht. Nun wurden die beiden Gartenschläfer von Stefanie Kruse auf dem Gelände ausgesetzt.
„Es ist schön zu sehen, dass für die Freilassung der beiden seltenen Tiere alle Beteiligten Hand in Hand zusammengearbeitet haben und so ein passender Ort gefunden wurde“, so Michael Stanke und fügt hinzu „für gefährdete Tierarten wird von der Stadt Limburg durch die Stadtgärtnerei viel für den Umwelt- und Naturschutz getan“. Es wurden Nisthilfen verschiedener Arten aufgehängt, unter anderem an städtischen Liegenschaften für Gebäudebrüter wie Fledermäuse, Schwalben und Mauersegler.
Außerdem werden Blühflächen angelegt und passende Mähkonzepte zur Förderung der Artenvielfalt entwickelt. Auch die Streuobstwiesen, die der Stadt Limburg gehören, werden extensiv gepflegt. Damit wird der Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere, dazu gehören auch die Gartenschläfer, erhalten und verbessert.
Hintergrund
Der Gartenschläfer gibt Wissenschaft und Naturschutz große Rätsel auf. In Hessen geht es dem Nager aus der Familie der Bilche entlang der Flusstäler von Rhein und Main – insbesondere in Wiesbaden, dem Main-Taunus-Kreis und dem Kreis Groß-Gerau – nach derzeitigen Erkenntnissen noch vergleichsweise gut.
Doch aus vielen Regionen Europas und Deutschlands ist die Art spurlos verschwunden. Die Gründe dafür erforschen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit Oktober 2018 im Rahmen der „Spurensuche Gartenschläfer“. Bis 2024 sollen eine umfassende Forschung und intensive Schutzmaßnahmen dabei helfen, die kleine Schlafmaus in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten.
Der Gartenschläfer wurde im vergangenen Jahr in der bundesweiten Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft und ist eine sogenannte ‚Verantwortungsart‘, da ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes in Deutschland liegt. Somit ist die Bundesrepublik für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich. Die Erforschung des Verschwindens des Gartenschläfers ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Für alle Fragen rund um den Gartenschläfer und die Beteiligung am Projekt steht die Projektkoordinatorin Susanne Steib vom BUND Hessen unter E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Tel: (069) 677 376 16 zur Verfügung. /(Quelle VG Limburg)