"Wir wollen ein neues Schwimmbad in Montabaur bauen“. Einstimmig haben sich die Ausschüsse von Verbandsgemeinde (VG) und Stadt Montabaur für den Neubau eines Hallenbads mittlerer Größe ausgesprochen. Das Mons-Tabor-Bad ist das einzige Hallenbad mit öffentlichem Badebetrieb im südlichen Westerwaldkreis. Das neue Bad soll neben einem 25-Meter-Schwimmerbecken mit 4-6 Bahnen auch einen Nichtschwimmerbereich, einen Kleinkinderbereich, ein Kursbecken, Sprungtürme mit ein und drei Metern Höhe und eine große Rutsche umfassen. Das Freibad soll möglichst erhalten bleiben. Ob das Projekt allerdings wirklich in diesem Umfang umgesetzt werden kann, hängt vor allem davon ab, in welchem Umfang öffentliche Fördermittel und Spendengelder einfließen. Aktuell werden die Kosten auf 37,5 bis 52,5 Mio. Euro geschätzt, abhängig von der Ausgestaltung. Die Kosten tragen Stadt und VG anteilig. Das alte Mons-Tabor-Bad soll im Betrieb bleiben bis das neue Bad fertig ist.
Das alte Mons-Tabor-Bad
Das kombinierte Hallen- und Freibad ist deutlich in die Jahre gekommen. Das Gebäude stammt aus den 60er Jahren, die Badtechnik wurde zuletzt 1997 grundlegend saniert. Das Bad-Team hält sie mit viel Erfahrung und Geduld am Laufen, aber schon ein kleiner Defekt kann zur Schließung des Bades führen, weil es für viele Komponenten schon lange keine Ersatzteile mehr gibt. Der Energieverbrauch ist enorm. Die beliebte Röhrenrutsche ist defekt und nicht mehr zu retten. Seit mehr als zehn Jahren wird in Politik und Verwaltung über eine Sanierung des Bades diskutiert. Seit 2022 ist klar: Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich im Vergleich zu einem Neubau. Hinzu kommt: Bei einer Sanierung müsste das Bad für mehrere Jahre geschlossen werden, funktionale Mängel könnten nur zum Teil behoben werden. Außerdem ist der Bedarf an verschiedenen Becken, Wasserflächen und Funktionen gestiegen, so dass das alte Bad erweitert werden müsste.
Der Standort
Das neue Bad soll auf dem bisherigen Grundstück am Stadtwald neben dem alten Bad errichtet werden. Dort ist genügend Platz für ein neues Hallenbad mittlerer Größe und für ein großzügiges Außengelände. Die Verkehrsanbindung kann und muss unverändert bleiben; Alternativen wurden geprüft, sind aber nicht umsetzbar. Die vorhandenen Parkflächen reichen bei normaler Auslastung des Bades aus, auch wenn das Angebot erweitert wird und mehr Gäste kommen. Der Standort ist etabliert: Das Schwimmbad passt sich in die „sportliche“ Umgebung zwischen Trimmpfad, Wanderwegen und Tennishalle ein. Das alte Bad-Gebäude soll nach der Eröffnung des neuen Bades möglichst erhalten bleiben. Dort könnten weitere Sport- oder Freizeitangebote entstehen; Ideen werden noch gesucht. Der Standort am Stadtwald eignet sich, um dort eine Geothermie-Anlage zu errichten, die das neue Bad mit Wärme aus der Erde versorgt, ergänzt durch Solarthermie und Photovoltaik. Das hat eine Voruntersuchung ergeben.
Die Badbesucher
Etwa 90.000 Besucher zählt das Mons-Tabor-Bad pro Jahr. Sie kommen aus einem Umkreis von etwa 20 Kilometern nach Montabaur, hauptsächlich aus dem südlichen Westerwald und dem Rhein-Lahn-Kreis. Bislang nutzen Schulen, Schwimmschulen, Sport- und Freizeitschwimmer und die Bundeswehr das Hallenbad. Es liegen Anfragen von Anbietern für Gesundheits- und Fitnesskurse vor, die aufgrund der starken Belegung des Bades keine Beckenzeiten bekommen können. Angebote wie Aqua Jogging und Wassergymnastik organisiert das Bad-Team mit eigenem Personal. Vereine trainieren im Hallenbad in Wirges, das keinen öffentlichen Badebetrieb hat. Die Bäderkooperation Montabaur-Wirges soll wie bisher fortgesetzt werden. Unter dem Stichwort „Bad-Rat“ hat die Verwaltung die verschiedenen aktuellen und potentiellen Nutzergruppen interviewt, welche Anforderungen ein neues Bad erfüllen müsste. Sie wünschen sich vor allem mehr und unterschiedliche Becken, um die verschiedenen Nutzungen zu entzerren und parallel zu ermöglichen. Ihre Anregungen sind in die Planung eingeflossen. So entstand der Ansatz, ein separates Kursbecken zu errichten und die Sprungtürme nicht direkt an den Schwimmbahnen aufzustellen (so wie es im alten Bad ist).
Das Raum- und Beckenprogramm
In der gemeinsamen Sitzung haben sich die Ausschüsse von VG und Stadt auf ein Raum- und Beckenprogramm verständigt: Herzstück des soll ein 25-Meter-Schwimmerbecken mit 4-6 Bahnen werden, das besonders für den Schulsport sowie für Freizeit- und Sportschwimmer geeignet ist. Ein Nichtschwimmerbereich kann dort integriert oder in einem separaten Becken untergebracht werden. Weiterhin ist ein Kursbecken in der Größe 10 auf 10 Meter vorgesehen mit einem höhenverstellbaren Hubboden. Für Familien mit kleinen Kindern soll es einen eigenen Bereich mit Planschbecken und Spielgeräten (z.B. Aqua Drolics) geben. Eine große Rutsche (z.B. Röhrenrutsche oder ähnliches) steht ebenso auf der Liste wie eine Sprunganlage mit einem 1-Meter-Sprungbrett und einem 3-Meter-Turm mit Plattform. Die Sprunganlage ist allerdings besonders aufwendig, weil sie eine Beckentiefe von rund 3,50 Meter erfordert und außerdem eine entsprechende Raumhöhe. Beides ist nicht nur im Bau teuer, sondern auch im Betrieb, denn Wasser und Luft müssen auf Temperatur gehalten werden. Deshalb haben die Ausschüsse diesen Punkt auch besonders intensiv beraten. Einig waren sich die Gremien auch darin, dass das Mons-Tabor-Bad weiterhin ein Freibad haben soll. Das vorhandene Edelstahlbecken ist in gutem Zustand und könnte vielleicht eine neue Rutsche bekommen. Lediglich das Planschbecken müsste erneuert werden, denn es ist undicht. Allerdings sind die Betriebskosten für das Freibad sehr hoch, weil das Wasser beheizt und zusätzliches Personal am Beckenrand benötigt wird. Außerdem soll es auch im neuen Bad eine Cafeteria geben; damit für „Schwimmbad-Pommes“, Kaffee und Eis gesorgt ist.
Baukosten
Die Baukosten für das neue Bad können derzeit nur geschätzt werden; es ist auch kaum möglich, einzelne Elemente wie eine große Rutsche oder einen Sprungturm mit einem Preisschild zu versehen. Das wird erst konkreter, wenn die Entwürfe der Planer auf dem Tisch liegen. Die erste Kostenschätzung beläuft sich daher auf 37,5 bis 52,5 Mio. Euro – abhängig davon, welche Becken und Ausstattung das neue Bad tatsächlich bekommt. Die Sorge um die Kosten war bei allen Redebeiträgen in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse zu hören. Nicht nur allein die Höhe, sondern auch außergewöhnliche Steigerungen der Baukosten und unkalkulierbare Risiken im Projektverlauf wurden immer wieder genannt. Dennoch fiel der Grundsatzbeschluss für ein neues Bad einstimmig, denn das alte Bad ist nicht mehr zu halten und ohne das Mons-Tabor-Bad gäbe es kein öffentliches Hallenbad mehr im südlichen Westerwald. Besonders die Mitglieder der städtischen Gremien wollen sich ihre Stadt nicht ohne ein familienfreundliches Schwimmbad vorstellen.
Betriebskosten und Kostenbeteiligung der Stadt
Die Kosten für den Neubau werden über Kredite finanziert. In die künftigen Betriebskosten fließt deshalb neben den Kosten für Personal, Energie und Gebäudeunterhaltung auch der Kapitaldienst für Zinsen und Tilgung mit ein (d.h. der Abtrag für die Baukosten ist darin enthalten). Die jährlichen Betriebskosten werden derzeit auf 2,9 bis 5,2 Mio. Euro geschätzt, gerechnet auf 25 Jahre. Daran will sich die Stadt Montabaur mit 25% beteiligen, was einer Belastung von 575.000 bis 775.000 Euro pro Jahr entspricht.
Einsparpotentiale
Die Gremien haben das Raum- und Beckenprogramm von vornherein so angelegt, dass Kosten-Abwurf-Pakete definiert sind, dass also einzelne Elemente wieder gestrichen werden können, wenn der Bau insgesamt zu teuer wird. Dazu gibt es im weiteren Verlauf der Planung noch mehrere Stationen, an denen ein Kosten-Becken-Abgleich erfolgen wird. Zunächst sollen die Planer das gesamte Wunschprogramm in ihren Entwürfen abbilden und dann einzelne Elemente mit „Preisschildern“ versehen, also konkreten Kostenberechnungen vornehmen. Nur so lassen sich Abwurfpakete bestimmen.
Fördermittel und Spendengelder
Entscheidend für den Neubau des Bades oder einzelner Komponente ist die Frage, ob und in welcher Höhe öffentliche Fördergelder bewilligt werden. Derzeit gibt es auf Landes- und Bundesebene je ein Förderprogramm, das dafür in Frage käme. Allerdings ist es bis zur jeweiligen Bewilligung des Förderantrags unklar, wie viel Geld VG und Stadt für den „Ersatzneubau Mons-Tabor-Bad“ tatsächlich erhalten werden. Auch sind die Bedingungen beider Programme nicht aufeinander abgestimmt und können erst im weiteren Verlauf des Projekts ausbalanciert werden. Der Unmut über diese Situation, war – ebenso wie die Sorge um die Kosten – immer wieder Thema in den Redebeiträgen der Ausschussmitglieder. Schließlich wurde die Verwaltung beauftragt, für beide Programme Anträge zu stellen und wenn möglich weitere Fördertöpfe ausfindig zu machen. Neben den öffentlichen Fördermitteln können noch private Spenden oder Sponsorengelder in das Projekt einfließen. Daran arbeitet die Verwaltung bereits.
Eigentum und Betrieb
Das alte Mons-Tabor-Bad mit dem Grundstück gehört der VG. Das Bad wird von den VG-Werke als eigner Betriebszweig betrieben. Den jährlichen Verlust des Bades in Höhe von derzeit rund 1,2 Mio. Euro gleicht die VG aus ihrem Haushalt aus. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn öffentliche Schwimmbäder sind in Deutschland praktisch überall Zuschussbetriebe. Auch das neue Bad wird voraussichtlich von kommunaler Hand betrieben. VG, VG-Werke und Stadt prüfen, wie die Zusammenarbeit im Binnenverhältnis ausgestaltet werden kann, welche Rechtsform dafür in Frage kommt. Zu Beginn der Planung hatte die Verwaltung durch eine bundesweite Ausschreibung versucht, private Betreiber oder Investoren für das neue Bad zu finden, allerdings ohne Erfolg.
Nächste Schritte
Die Ausschüsse von VG und Stadt haben das Thema „Neues Schwimmbad“ zunächst „nur“ vorberaten. Sie empfehlen VG-Rat und Stadtrat ihren Beschlüssen zu folgen. So werden sich beide Räte noch in diesem Jahr damit befassen. Wenn sie ihre Zustimmung gegeben haben, soll Anfang 2026 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, der das Raum- und Beckenprogramm umsetzen soll. Ziel ist es, mehrere Entwürfe zu bekommen, die dann von einem Preisgericht gesichtet und bewertet werden. Wenn der Sieger feststeht, erhält er den Auftrag, das Bad konkret zu planen und zur Baureife zu führen. Baubeginn könnte frühestens 2028 sein. (VG Montabaur)