Die Planungen für die B8-Umgehung in Lindenholzhausen haben eine neue Stufe erreicht. Im von rund 80 Interessierten besetzten Bürgerhaus des Stadtteils stellte die Stadt zusammen mit Hessen Mobil und Fachplanern die Variante des Trassenverlaufs vor, die nun dem Bundesverkehrsministerium übergeben werden soll. Es handelt sich um die Variante 1, Planfall 1. Das ist der Trassenverlauf, der zum Teil eng an den bestehenden Verkehrstrassen von ICE und Autobahn entlangläuft. Und es wird noch dauern, bis der Verkehr über eine Umgehung laufen wird. Warum am Ende eines längeren und intensiven Vorplanungsprozesses mit zahlreichen Untersuchungen, Gutachten, Verkehrsmodellen und Be- und Entlastungsberechnungen dieser Trassenverlauf als Vorzugsvariante dem Bundesministerium übergeben wird, erläuterten die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Fachplanungsbüros.
Die Variante stellt den besten Kompromiss der Verbesserung des Verkehrsablaufs auf der Bundesstraße und der Entlastung für die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils auf der einen Seite und der Belastung unter den ökologischen Gesichtspunkten auf der anderen Seite dar. Das Projekt wird in der Stadtverwaltung von Mario Schöberl und Abteilungsleiterin Muyessire Laux (Verkehrsplanung) koordiniert. Die Trasse soll, von Niederbrechen kommend, im Randbereich der Bewaldung in einem großen Bogen durch die landwirtschaftlich genutzten Flächen bis an die ICE-Trasse führen, dann südlich des Stadtteils der Trasse folgen und im Anschluss an die gewerbliche Bebauung sich dann von der ICE-Trasse entfernen und der bestehenden B8 wieder nähern. Der Anschluss wird jedoch nicht an der Einmündung der bereits seit Jahren bestehenden Einmündung der aus Eschhofen kommenden Teilortsumgehung sein, sondern ein Stück in Richtung Limburg verschoben. Mit dieser Trassenführung, das machte Ralf Struif, Fachdezernatsleiter bei Hessen Mobil, deutlich, werden die wichtigen Ziele einer Umgehungsstraße erreicht: Für den Bund ist das eine Beschleunigung des Verkehrs, weniger Stauereignisse und eine bessere Entlastungsfunktion für die Autobahn; für die Bürgerinnen und Bürger von Lindenholzhausen eine Aufwertung der Lebensqualität, mehr Sicherheit entlang der Straßen und weniger Lärm- und Schadstoffbelastung vor allem in der Ortsdurchfahrt.
In der Vorplanung wurden noch drei weitere Trassenvarianten untersucht. Darunter war auch eine, die nördlich am Stadtteil vorbeiführt. Allerdings wurde diese Variante schon frühzeitig verworfen, da sie mit einer längeren Strecke und damit längeren Fahrzeiten verbunden ist, eine geringe Verkehrsentlastung aufweisen würde und damit wichtige Planungsziele nicht erreicht wären, erläuterte Fachplanerin Gina Schäpers (Durth Roos Consulting). Im Fokus der Voruntersuchungen standen damit drei mögliche Trassenführungen einer Umgehung südlich um Lindenholzhausen herum. Im Gegensatz zur Variante 1 nutzen die Varianten 2a und 2b die bestehende Brunnenstraße als Trasse. Die Varianten 2a und 2b müssten wegen der zu erhaltenden Erschließung der Grundstücke mit drei Streifen gebaut werden, erfordern zudem die Nutzung von privaten Grundstücken und weisen durch ihre Lage auf der Brunnenstraße einen Innerorts-Charakter auf, was zudem einen beidseitigen Gehweg erforderlich macht. Das alles ist bei der Variante 1 nicht der Fall, die daher weiteren Planfall-Untersuchungen unterzogen wurde. Diese Planfälle unterscheiden sich lediglich in Bezug auf die Anbindung der Ortslage an die vorgesehene Umgehung. Während es im bevorzugten Planfall 1 insgesamt drei Anschlussstellen geben soll (westlich in Richtung Limburg, südlich in Richtung Mensfelden und östlich in Richtung Niederbechen), wurde in den anderen Planfällen untersucht, wie sich der Wegfall einer dieser Anschlüsse auswirken würde. Die Variante mit drei Anschlüssen zeigt dabei die höchste Entlastung für die alte Ortsdurchfahrt; rund 10.000 Fahrzeuge weniger.
Der im Bürgerhaus vorgestellten Vorzugsvariante gingen umfangreiche Grundlagenermittlungen voraus. Schalltechnische Untersuchungen waren notwendig, die Entwicklung und Berechnung von Modellen zur Verkehrsprognose, die Bewertung der einzelnen Schutzgüter mit der Ermittlung eines sogenannten Raumwiderstands und vieles mehr. Besonders die Ermittlung der Grundlagen (zum Beispiel Kartierung von Tieren und Pflanzen) im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung erforderte längere Beobachtungszeiträume, wie Katja Risto vom Ökobüro Gelnhausen erläuterte. Insgesamt zog sich die Erstellung der Umweltverträglichkeitsstudie bis zur umweltfachlichen Bewertung der Varianten und Planfälle daher über einen Zeitraum von 2022 bis März 2025. Wenig überraschend das Ergebnis der schalltechnischen Untersuchung durch Walter Stankewitz (AFRY Deutschland). Entlang der bestehenden Ortsdurchfahrt wird es mit dem Bau der Umgehung hörbar ruhiger werden. Entlang der neuen Linienführung wird der Verkehr zu einer Zunahme des Lärms führen. Nur in Teilbereichen wird die Zunahme in einem wahrnehmbaren Bereich liegen, da der Geräuschpegel von der Autobahn dies überlagern wird. Ob im Rahmen des Baus der Umgehungsstraße Lärmschutzmaßnahmen notwendig werden, wird in den weiteren Planungsphasen anhand von Gutachten geklärt.
Die Ortsumgehung von Lindenholzhausen befindet sich, wie auch weitere Umgehungen im Verlauf der B8, im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030. Die Planungsverantwortung für dieses Projekt ist durch eine Verwaltungsvereinbarung von der Stadt Limburg übernommen worden, die die bisherigen Planungsbeiträge vergeben hat. Die verschiedenen Schritte waren dabei mit Hessen Mobil abzustimmen. Mit der Planungsvereinbarung zwischen der Stadt und der Bundesrepublik, vertreten durch Hessen Mobil, wurden die Planungen 2021 aufgenommen. Wie Ralf Struif verdeutlichte, ist mit dem nun erreichten Abschluss der Vorplanungen ein Planungsstand erreicht worden, den es bereits ähnlich 2009 gab, als sich Mitarbeitende von Hessen Mobil am Standort Dillenburg erstmals mit dem Projekt befassten. Die damals ermittelte Vorzugsvariante unterscheidet sich kaum von der nun vorgeschlagenen Variante. Allerdings konnten die Ergebnisse der Planungen aus der Zeit von 2006 bis 2009 nicht übernommen werden, da sich unter anderem gesetzliche Vorgaben und Rahmenbedingungen geändert haben und Gutachten und Kartierungsgrundlagen nicht älter als fünf Jahre sein dürfen. Für die vorgestellte Planung folgt nun ein Sicherheitsaudit und dann werden die Unterlagen mit dem Bundesverkehrsministerium und dem Hessischen Verkehrsministerium abgestimmt.
Stimmt das Bundesverkehrsministerium der vorgeschlagenen Vorzugsvariante zu, gelten die Vorplanungen als abgeschlossen. Das Land und die Stadt müssen sich dann über die weitere Zusammenarbeit verständigen. Diese vorausgesetzt, kann mit der Konkretisierung der Planung im Rahmen des Vorentwurfs begonnen werden. Dazu müssen dann wieder die Projektsteuerung und Fachplanungen ausgeschrieben und vergeben werden. Das alles erfordert Zeit. Nach Angaben von Struif ist im günstigsten Fall damit zu rechnen, dass die Planungen in einem Zeitraum von rund zehn Jahren abgeschlossen werden können, also etwa um das Jahr 2035 Baurecht für die Umgehung vorliegen kann. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn es bei den weiteren Planungsschritten zu keinerlei unvorhersehbaren Verzögerungen kommt. Sehr wahrscheinlich ist es nach Angaben des Vertreters von Hessen Mobil jedoch, dass nicht alles glatt läuft und das Baurecht erst später vorliegt. Und dann muss die Umgehung auch noch gebaut werden. In der Versammlung gab es verschiedene Rückfragen zu mehr Kreisverkehr entlang der B8 oder auch der Problematik, dass sich der Verkehr im weiteren Verlauf der B8 in Richtung Limburg an der Anschlussstelle Limburg-Süd (Auffahrt in Fahrtrichtung Köln) erheblich zurückstaut. Quelle Stadt Limburg)