Energienetze Mittelrhein arbeiten an Lösungen für die Industrie im nördlichen Rheinland-Pfalz
KOBLENZ. Die künftige Nutzung von Wasserstoff im nördlichen Rheinland-Pfalz nimmt immer konkretere Formen an. Dies ging aus einer Infoveranstaltung der Energienetze Mittelrhein (enm) hervor, die sich vor allem an Industriebetriebe in der Region richtete. Wie Marc Koopmans als Vertreter des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE) dabei mitteilte, entsteht in den nächsten Jahren das Wasserstoff-Kernnetz, das Wasserstoff über das gesamte Bundesgebiet zugänglich machen soll. Das Kernnetz der Gasnetzbetreiber ist hierbei als eine Art „Molekül-Autobahn“ zu verstehen. Hier fließt am meisten Wasserstoff, aber nicht jeder ist direkt daran angeschlossen. Die „letzten Meter“ bis zu den Kunden realisieren dann die Verteilnetzbetreiber, wie zum Beispiel die Energienetze Mittelrhein.
Bei der Veranstaltung hatte Marc Koopmans gute Nachrichten im Gepäck: Ende Oktober hatte die Bundesnetzagentur das Wasserstoff-Kernnetz genehmigt, sodass die künftigen Betreiber nun die konkreten Ausbauschritte planen und umsetzen können. Koopmans: „Das bundesweite Wasserstoff-Kernnetz ist nicht nur ein Plan. Es entsteht nun wirklich Schritt für Schritt.“ Dieses Netz wird rund 9.000 Kilometer lang sein und 18,9 Milliarden Euro kosten. Bei etwa 60 Prozent des Netzes ist eine Umstellung bestehender Erdgasleitungen auf Wasserstoff geplant. Bei den restlichen 40 Prozent handelt es sich um Neubauvorhaben. Das Netzgebiet der Energienetze Mittelrhein steht hierbei besonders gut da: Gleich zwei Leitungen des Wasserstoff-Kernnetzes werden durch das Versorgungsgebiet verlaufen, eine Leitung durch den Westerwald und eine durch die Eifel. Dadurch lässt sich eine besonders zuverlässige Versorgung aufbauen.
Import-Korridore stehen fest
Auch die Import-Korridore, über die der Energieträger in das Netz eingespeist werden soll, befinden sich im sukzessiven Aufbau, berichtet Marc Koopmans. Im ersten Schritt wird Wasserstoff ergänzend zur inländischen Produktion zu einem großen Teil über die Nordsee (Belgien, Niederlande, Norwegen) und über den iberischen Korridor (Portugal, Spanien mit perspektivischer Anbindung von Marokko und Algerien) zu uns gelangen. Zur Zeitplanung: Koopmans berichtet, dass die Inbetriebnahme der notwendigen Leitungen im genehmigten Wasserstoff-Kernnetz im Bereich der enm für Ende 2032 geplant sind.
Auf dem Weg zur Zielnetzplanung
Zeit genug also, die notwendigen Vorarbeiten zu erledigen. Über den Stand der Dinge informierte für die evm-Netzgesellschaft Tobias Eberhardt, der für die Gasnetztransformationsplanung zuständig ist. Demnach ist die enm kontinuierlich dabei, den Bedarf bei den Unternehmen in der Region abzufragen. „Auf Basis der Rückmeldungen konnten wir bereits erste Bedarfsregionen ausmachen und gezielte Gespräche mit einzelnen Industriekunden führen“, so Eberhardt. Die Daten bilden eine wichtige Grundlage für die Zielnetzplanung und den Transformationspfad.
Pilotprojekt Kesselheim
Zur guten Vorbereitung auf das künftige Wasserstoffnetz gehört auch die Initiierung eines Pilotprojekts, bei dem sich die Netzexperten der evm-Gruppe den technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nähern. Hierfür wurde das Industriegebiet Kesselheim einschließlich des Kesselheimer Ortsnetzes und des Rheinhafens Koblenz ausgewählt. Ein Zwischenergebnis zeigt, dass es technisch möglich ist, ein Teilnetz aus dem Erdgas-Gesamtnetz herauszutrennen, um über dieses künftig den Wasserstoff zu transportieren. Nach den Worten von Tobias Eberhardt wird eine besondere Herausforderung in den nächsten Jahren darin bestehen, sowohl eine Versorgung mit Erdgas als auch mit Wasserstoff zu ermöglichen.
Wasserstoff-Bedarf melden
Industriebetriebe, die ihren Sitz im Netzgebiet der enm haben und ihren künftigen Wasserstoffbedarf noch nicht gemeldet haben, können dies online nachholen. Auf enm.de/wasserstoff gibt es das entsprechende Online-Formular. (Quelle evm)