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Es gibt mutige junge Westerwälderinnen und Westerwälder, die sich die Firmennachfolge bzw. -gründung zutrauen. Sie können im Westerwaldkreis dabei auf ein erprobtes Netzwerk zurückgreifen. Dies wurde bei der der Online-Veranstaltungsreihe "Impulse digital" der CDU-Kreistagsfraktion zum Thema „Firmenübernahme, Unternehmensgründung – wie mutig sind die jungen Westerwälder?“ deutlich.
Zu Beginn stellte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Kai Müller fest, dass sich die Region Westerwald in den letzten Jahren wirtschaftlich gut entwickelt habe.

Wirtschaftliche Zukunft für Unternehmen und Beschäftigte sei jedoch nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und junge Menschen bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Die CDU-Kreistagsfraktion wolle in der Gesprächsrunde von Praktikern erfahren, „was im Westerwald gut läuft und wo von kommunaler Seite noch Optimierungsbedarf besteht“.
Jens Geimer Geschäftsführender Gesellschafter der Westerwald-Brauerei Hachenburg und Präsidiumsmitglied der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, sieht die Unternehmen im Westerwaldkreis gut aufgehoben. Mit stabilen Rahmenbedingungen auf der kommunalen Seite werde hier eine gute Grundlage für Firmennachfolge und -neugründung geschaffen. Zu Jahresbeginn sei das regionale Beratungsangebot der IHK verstärkt in Anspruch genommen worden. Die Selbstständigkeit werde als Alternative zu bestehenden Beschäftigungen angesehen. Er machte deutlich, dass eine Selbstständigkeit gerade auch im derzeitigen Transformationsprozess sehr große Chancen biete.
Julian Groß, Graviertechnik Otto Groß (Nistertal) sammelt als Landessprecher der Wirtschaftsjunioren eigene Erfahrung in der Nachfolge in vierter Generation im Familienunternehmen und berät auch in diesem Themenfeld. Er wirbt dafür den Mittelstand zu stärken, damit im Interesse der Beschäftigten und einer breit gefächerten Wirtschaftskraft „keine Abhängigkeit von wenigen Großen“ entsteht. Er hält es für notwendig, die wirtschaftliche Entscheidung zur Firmennachfolge und -neugründung unabhängig von damit verbundenen Emotionen zu treffen. Auf die Ausgewogenheit zwischen Firmentradition und Innovation sei zu achten.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Westerwaldkreises, so Geschäftsführerin Katharina Schlag, bietet ein breites Unterstützungsangebot bei Nachfolge und Gründung. Sie ersetzt jedoch nicht die Tätigkeitsfelder von spezialisierten Beratungsunternehmen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Koblenz wird daran gearbeitet vermehrt Studieninhalte anzubieten, die junge Menschen hierauf vorbereiten. Mit dem neuen Zertifizierungsprogramm „SUCCESSOR Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolge sichern“ entwickelt die Hochschule Koblenz aktuell ein einzigartiges und innovatives Unterstützungsangebot, um Studierende für die Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben zu sensibilisieren, zu qualifizieren und zu vernetzen. Zielsetzung ist es, so Katharina Schlag, die Teilnahme an diesem Programm auch Personen zu ermöglichen, die nicht an der Hochschule eingeschrieben sind, wie zum Beispiel angehenden Handwerksmeistern.
Mit Dominic Hallier, Geschäftsführer und Gründer des Küchenbauunternehmen Copado (Ötzingen/Hachenburg), berichtete ein Praktiker über eigene Erfolge und Enttäuschungen. Als Handwerksbetrieb erfüllt er vor allem spezielle Kundenwünsche. Aufgrund des schnellen Wachstums erlebte er Enttäuschungen mit zugestoßenen Teilhabern. Er vermittelte der Gesprächsrunde jedoch nachhaltig den Eindruck, dass es sich lohnt für seine Projekte zu kämpfen. Großen Wert legt er auf eine schnelle Rückmeldung bei der Kundschaft. Die WFG hat er als geschätzte Beraterin und Partnerin erfahren. Hallier machte deutlich, dass beständige Schulung und Erfahrungsaustausch, wichtige Erfolgsgrundlagen sind.
Tobias Blankenagel berichtete über seine Erfahrungen in „geführter“ Selbstständigkeit. In einem größeren Unternehmen mit den Tätigkeitsfeldern Versicherung, Investment und Finanzierung werden den „Beschäftigten“ eigene Wege in die Selbstständigkeit ermöglicht. Junge Menschen werden an Prozesse herangeführt und übernehmen selbst Verantwortung in Bereichen, in denen sie sich wohlfühlen und entfalten können. Blankenagel will selbst daran arbeiten, dieses Angebot im Rahmen einer Betriebsgründung auch im Bereich des Westerwaldes zu schaffen.
Zukünftig sollte, so die Gesprächspartner/in, positive Nachfolge-/Gründungsbeispiele eine breitere Veröffentlichung finden; Netzwerke insbesondere für junge Menschen genutzt werden; beim Scheitern zu neuen Anläufen ermutigt sowie unterstützende digitale Prozesse in Institutionen und Verwaltungen verstärkt in Angriff genommen werden.
Kai Müller dankte abschließend für die lebhafte und aufschlussreiche Diskussion, die insbesondere jungen Menschen Mut machen sollte, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Region Westerwald biete hierzu gute und vernetzte Angebote. Die CDU-Kreistagsfraktion werde dieses Themenfeld weiter konstruktiv begleiten, da mit Gründung und Nachfolge heimische Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden können. (Quelle Karl Heinz Boll)

Kategorie: Bunte Meldungen
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