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BEHINDERUNG IN DER ARBEITSWELT NICHT LÄNGER ALS MAKEL SEHEN

WW. Behinderung wird in der Arbeitswelt im Westerwald noch immer zu sehr als Makel und zu wenig als Chance gesehen! Dies stellt der Senioren- und Behindertenrat südlicher Westerwald (SBR-SÜW) zum heutigen europaweiten Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen fest. Das Netzwerk will sich mit geeigneten Maßnahmen und Aktionen dafür einsetzen, dass im Beruf die Inklusion endlich mehr gelebt werden kann.
Es wird an die Politik von der kleinen Ortsgemeinde bis zum EU-Parlament appelliert, mit dafür zu sorgen, dass mehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt von der Kommunalverwaltung bis zur Wirtschaft eine Beschäftigung finden. Auch wenn die Anzahl schwerbehinderter Menschen im Bereich der Agentur für Arbeit Montabaur von 372 auf 336 Arbeitssuchenden im April gegenüber dem Vorjahresmonat um immerhin 9,7 % gesunken ist. Doch die Verantwortlichen vermuten, dass viele Betroffene in der Statistik nicht erfasst sind. Deshalb wollen sie als aktive Akteure, die gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen sowie staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren im Westerwald tätig sind, den Prozess zur selbstbestimmten Teilhabe am Arbeitsleben weiterentwickeln.

Wie mit vielen anderen gesellschaftlichen Kräften, so soll auch mit dem Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch zusammengearbeitet werden. Dieser meint dazu. „Eine inklusive Arbeitswelt gestalten ist immer noch eine große Herausforderung. Menschen mit Behinderungen sind häufiger und länger arbeitslos oder erhalten von vorneherein keine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Deshalb müssen auch im Westerwald noch vielfältige Barrieren abgebaut werden. Bauliche und digitale Barrieren, aber auch die in den Köpfen. Viele Betriebe und Inklusionsfirmen (Hinweis: davon gibt es auch einige erfolgreiche im WW!) zeigen, wie Inklusion funktioniert“. Diesem Vorbild könnten viele weitere Unternehmen folgen, besonders, wenn sie die Beschäftigungsquote noch nicht erfüllen, so Rösch weiter. Bald soll mit ihm eine Tour durch die Region stattfinden, bei der Unternehmen besucht werden, die bei der Beschäftigung von Menschen mit einem Handicap vorangehen.

Einigkeit besteht darin, dass der Wunsch behinderter Menschen nach Arbeit in einem Betrieb oft daran scheitert, dass notwendige Unterstützung nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Menschen mit Behinderungen haben allerdings das Recht, durch Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wenn nötig eben mit der entsprechenden Unterstützung, z.B. durch spezifische Anleitung oder eine Assistenz. Hier sind noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Begrüßt wird in diesem Zusammenhang die Initiative des Landes Rheinland-Pfalz, derzeit „einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber“ zu schaffen. Diese werden Arbeitgeber über die Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen informieren, beraten und bei der Antragsstellung unterstützen. Die Ansprechstellen werden flächendeckend (also in Kürze auch im Westerwald) eingerichtet und arbeiten unabhängig und trägerübergreifend.

Inklusive Arbeit als gleichberechtigte gemeinsame Arbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes ist möglich und muss entsprechend gefördert werden, so die Botschaft des Senioren- und Behindertenrates in Übereinstimmung mit vielen Wohlfahrts- und Fachverbänden. Ein genereller Richtungswechsel zu inklusiver Arbeit stehe jedoch noch aus. Jedoch müsse dieser Prozess endlich mit hoher Priorität unter Einbeziehung von Unternehmensverbänden, Gewerkschaften, Politik und Kommunalverwaltungen vorangetrieben werden.
In einem Appell zum zurückliegenden 1. Mai forderten viele Fachverbände wie der „Paritätische“: „Menschen mit Behinderungen können und wollen ohne jede Diskriminierung in Betrieben und Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes arbeiten. Inklusives Arbeiten gelingt, wenn die jeweils individuell notwendige Unterstützung im Betrieb erfolgt. Der Anteil der Menschen mit Behinderungen in Arbeitslosigkeit und in besonderen Einrichtungen konnte in den letzten Jahren nicht gravierend gesenkt werden“.
Nach Ansicht des SBR-SÜW ist Inklusion ein wichtiges Fundament für eine funktionierende demokratische Gesellschaft. Teilhabe am Arbeitsleben ist ein Menschenrecht. Worten und Absichtserklärungen müssen jetzt Taten folgen! Wer vor Ort im Westerwald dabei mitwirken will, kann sich melden beim Netzwerksprecher Uli Schmidt unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. (Quelle Uli Schmidt)

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