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20191206 Pehl EhrungSozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler würdigte heute in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz das besondere Engagement von insgesamt dreizehn Arbeitgebern mit dem Landespreis für beispielhafte Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. Der Preis wird seit 1998 jährlich vergeben. Die Erstplatzierung ist mit je 3.000 Euro dotiert.

Helmut Pehl GmbH, Holler
Die Helmut Pehl GmbH überzeugte die Jury in der Kategorie „Betriebe bis 100 Beschäftigte“. Die 1930 gegründete Firma ist ein Tiefbauunternehmen zur Netzerhaltung und Netzerweiterung für Kommunen, Eigenbetriebe und Energieversorgungsträger.
Sie beschäftigt um die 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind zwei schwerbehindert.
Seit 2011 arbeitet das Unternehmen eng mit sozialen Einrichtungen wie der Caritas und der Pura Vita GmbH zusammen. Es ist der Helmut Pehl GmbH gelungen, zwei Menschen mit Beeinträchtigungen über eine Resozialisierung in das Berufsleben einzugliedern.
Der Arbeitgeber bildet Mitarbeitende in einem Ausbildungsberuf aus. Dem Fachkräftemangel steuert er entgegen, indem er unerfahrenen und unqualifizierten Bewerbenden (behindert oder nichtbehindert) die Möglichkeit der Qualifizierung und der Beschäftigung gibt.
Geschäftsführer André Pehl sieht sein soziales Engagement vor allem in dem Erfolg, den Menschen eine hoffnungsvolle Perspektive mit persönlicher Entwicklung zu geben. Sein Team steht dabei voll und ganz hinter ihm und unterstützt ihn in seinem Engagement.

DRK Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg
In der Kategorie „Betriebe über 100 Beschäftigte“ stimmte die Jury für das DRK Krankenhaus. Dort sind um die 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt; 33 von ihnen haben eine Schwerbehinderung. Die Beschäftigungsquote behinderter Menschen liegt bei 9,4 Prozent (gesetzlich vorgeschrieben sind fünf Prozent).
Zwei Mitarbeitende mit geistiger Behinderung arbeiten mit einer 1:1-Betreuung in der Küche bzw. im Handwerk. Zudem sind zwei geistig behinderte Menschen auf Außenarbeitsplätzen der Westerwaldwerkstätten – u. a. als Helfer in verschiedenen Bereichen wie Handwerk, Gärtnerei sowie Hol- und Bringdienste beschäftigt. Besonders engagiert sich das Krankenhaus im Bereich des Betrieblichen Eingliederungsmanagements. So konnten schon einige Arbeitsplätze erhalten werden, beispielsweise durch Änderung der Schichtarbeit oder durch Hygieneumschulungen und Umschulungen im Bereich Qualitätsmanagement.
Mit über 5.500 stationären und 12.000 ambulanten Patientinnen und Patienten pro Jahr erstreckt sich das Einzugsgebiet des Krankenhauses über den regionalen Bereich Altenkirchen hinaus. (Quelle Land Rheinland-Pfalz)

Westerwaldkreis. Ungeahnte Chancen! Unter diesem Motto hätte die Unternehmensrundreise zum Thema „Beschäftigung von Menschen mit einer Behinderung im Westerwald“ stehen können. Dabei wurden auf Einladung des Forums Soziale Gerechtigkeit im oberen Westerwaldkreis 5 Stationen besucht. Dazu zählte mit zwei Wirtschaftsunternehmen, zwei Inklusionsfirmen und einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) das gesamte Spektrum, in dem Menschen mit einem Handicap Arbeit und Beschäftigung finden können.

Bei der abschließenden Auswertung nach einem ganzen Tag voller Gespräche und Erkenntnisse, meinte Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch, der mit der Expertengruppe des Forums unterwegs war: „Wir haben heute viele Mutmacher entdeckt, aber auch viele Herausforderungen erkannt“. Dagmar Theis, Leiterin der Viweca, der Abteilung für Arbeitsmarktintegration der Caritas-Werkstätten, bestärkte die positiven Eindrücke mit individuellen Beispielen gelungener Integration: So konnten in den vergangenen Jahren 35 Werkstattbeschäftigte im Rahmen des Budgets für Arbeit auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden.

Erste Station war die Inklusionsfirma OptiServ der AWO-Gemeindepsychiatrie in Bad Marienberg, in der insgesamt bis zu 90 Personen in einer dreigliedrigen Angebotspalette beschäftigt werden. „Dies geschieht bei uns niedrigschwellig in der Tagesstätte über Tätigkeiten mit einem Motivationsgeld bis zu tariflich entlohnter Arbeit in der Inklusionsfirma“, so Einrichtungsleiter Otmar Schneider. Als Einrichtungsleiterin im südlichen Kreisteil wies Melanie Meurer darauf hin, dass mit Zahlung des Entlastungsbetrages der Pflegeversicherung in Höhe von 125 € monatlich die Hilfen im Haushalt immer mehr nachgefragt werden. Als Zukunftsobjekt können sich beide den Betrieb eines Bauernhofes vorstellen.

An der zweiten Station durften die Exkursionsteilnehmer in Müschenbach ein ebenso nachhaltig wie inklusiv arbeitendes Unternehmen kennenlernen: den Garten- und Landschaftsbaubetrieb Jörg Deimling. Der inklusive Ansatz erfordere zunächst Energie, sei aber ein großer Gewinn für alle: „Wir haben zusammen in der Firma tolle Vorhaben realisiert, die der Teambildung und der Betriebskultur gleichermaßen dienlich waren“, so Deimling, der das Unternehmen mit seiner Frau führt. Er hat zwei Mitarbeiter mit einem Handicap ausgebildet, die zu Stützen des Betriebes geworden sind. Bedauert wurde, dass das Unternehmen mangels Bewerbungen auf offene Stellen nicht so wachsen kann, wie es die Auftragslage eigentlich ermöglicht. „Deshalb müssen wir das Potential von Menschen mit einer Behinderung weiter ausschöpfen“, so Jörg Deimling.

„Hier ist meine Welt, hier haben wir Verantwortung und eine interessante Arbeit“. In dieser Einschätzung stimmten zwei Mitarbeiter im REWE-Supermarkt in Hachenburg überein, die dort auf einem Außenarbeitsplatz über die Caritas-Werkstätten beschäftigt sind. Beide wohnen in Hachenburg und sind im Markt voll integriert, wie sie den Gästen stolz berichteten. „Beide sind top!“, meinte der stellvertretende Marktleiter Thorsten de Lall. Über viele soziale Projekte berichtete Sophie Alterauge von der REWE-Unternehmenskommunikation, die auch darauf hinwies, dass im Gesamtkonzern die Beschäftigungsquote von 5 % für Menschen mit Behinderung erfüllt wird. Sie wies darauf hin, dass das Unternehmen immer offen ist für Außenarbeitsplätze, Praktika oder bei entsprechender Eignung auch feste Einstellungen von Menschen mit einem Handicap.

In Unnau, dem früheren „Dorf der Schildermacher“, wartete dann mit der SIGNUM Fahrzeug-Sicherheits-Technik GmbH der nächste Gastgeber der Rundreise. Dort wurde noch kein Mitarbeiter mit Behinderung fest eingestellt, aber zwei Beschäftigte der Rotenhainer Caritas-Werkstätten sind in regelmäßigen Abständen bei Signum tätig. „Die beiden haben schon viele Gefahrgutschilder zusammengebaut und es gab bis heute keine einzige Reklamation“, so Prokurist Jan Prause, der sich auch für Festeinstellungen offen zeigte. Interessiert zeigt er sich an dem „Budget für Arbeit“, das die Arbeitsaufnahme von Werkstattbeschäftigten mit einem laufenden Zuschuss von bis zu 70 % fördert. Nach einem Betriebsrundgang waren alle Gäste der Meinung, dass sich das erfolgreiche Unternehmens gut für dieses Modell eignet.

Vor wenigen Wochen feierte die Caritas-Werkstatt in Rotenhain ihr 25-jähriges Jubiläum. Dabei konnte sie sich mit ihren 130 Beschäftigten der Öffentlichkeit als verlässlicher Partner der Wirtschaft präsentieren. Besonders interessierte die Gäste einige innovative Arbeitsplätze, die der werkstatteigene Vorrichtungsbauer entwickelt hat: Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit multiplen Handicaps. Betriebsleiter Günter Keßler äußerte die Hoffnung, dass durch ähnliche Maßnahmen des Vorrichtungsbaus auch in normalen Wirtschaftsbetrieben viele Arbeitsplätze für Menschen mit einem Handicap zugänglich gemacht werden können. „Warum soll in der Wirtschaft nicht möglich sein, was wir diesbezüglich an innovativen Ideen schon umsetzen“, so Keßler.

Bei dem abschließenden Auswertungsgespräch mit allen Beteiligten in der WfbM Rotenhain informierte dann Simone Wehmeier von der Agentur für Arbeit in Montabaur über die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen im Westerwaldkreis. Sie bedauerte, dass die Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter im Westerwaldkreis nicht so stark zurückgegangen ist wie die Gesamtarbeitslosigkeit. „Handlungsbedarf sehen wir auch in der Tatsache, dass bei der letzten Zählung von 2.036 mit Behinderten zu besetzenden Pflichtarbeitsplätzen in heimischen Unternehmen und Verwaltungen nur 1.364 besetzt sind“, so die Mitarbeiterin des Reha-Teams der Agentur. (Quelle Forum für soziale Gerechtigkeit WW)




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